Autor: Hubert Reidy
Keine Aida, keine Carmen oder Zauberflöte – und doch wird im Juli ein faszinierendes Werk die Arena von Avenches beleben. Davon konnten sich Medienleute am Freitag überzeugen: Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti, die tragisch-leidenschaftliche Geschichte einer verhängnisvollen Liebe und eines dunklen Wahnsinns.
«Romeo und Julia» im 18. Jahrhundert
Die Oper spielt im Schottland des frühen 18. Jahrhunderts. Verfeindete Clans, Intrige und Betrug, Verzweiflung, Wahnsinn und Liebe bis in den Tod sind Themen der mitreissenden Oper. Im Zentrum steht die tragische, zerstörerisch-heftige, im Tode der beiden Protagonisten endende Liebe zwischen Lucia und Edgardo. Die Handlung mit ihrem zwingenden Zug zum tragischen Ende ist Vorlage für grosse emotionelle und ekstatische Gefühlsausbrüche.
Das Duett zwischen Lucia und Edgardo, in dem sie sich Liebe bis in den Tod schwören, die eindrucksvolle Ensembleszene während der Hochzeitszeremonie und natürlich die grossartige, virtuose, ausdrucksstarke, fast 15 Minuten dauernde Wahnsinns-Arie der Lucia sind Höhepunkte einer Oper, die seit der gefeierten Uraufführung 1835 in Neapel das Publikum immer wieder zu erschüttern vermochte.
Gaetano Donizetti schrieb über 60 Opern. Und er verkörperte – gemeinsam mit Bellini – den romantischen Geist Italiens in den Dreissigerjahren des 19. Jahrhunderts. Bezeichnend für seine Opern sind die Anmut und die Spontaneität der Melodik, die formale Ausgewogenheit, ein ausgeprägtes Gefühl für dramatische Entwicklungen.
Der italienische Regisseur Pier Francesco Maestrini kennt Avenches durch seine Regiearbeiten am Nabucco (2005) und am Trovatore (2006). Er adaptiert in Avenches eine Inszenierung, die er 2008 in den «Terme di Caracalla» von Rom (Teatro dell’ Opera di Roma) betreut hatte, und er liess deren Dekor von 40 Tonnen per Lastwagen aus Rom nach Avenches transportieren.
Wechselnde Besetzung
Die Starsängerin Elena Mosuc und Ilaria del Prete werden abwechslungsweise in die anspruchsvolle Rolle der Lucia schlüpfen, während Gianluca Terranova und Giorgio Caruso die Rolle des Edgardo verkörpern werden.
Pavel Baleff, Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden, dirigiert das Festivalorchester (die letzte Aufführung wird von Alexander Janos, Dirigent des Freiburger Stadt- und Universitätsorchesters, geleitet werden). Pascal Mayer bereitete den 60-köpfigen Chor vor.