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Lektionen über das Alleinsein

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«Wir müssen lernen, allein zu sein», sagt der griechische Theater- und Performancekünstler Christos Passalis vom Kollektiv Blitz Theatre Group aus Athen. Der Mensch gelte zwar als soziales Wesen, aber sein natürlicher Zustand sei der des Alleinseins. Allein, nicht einsam: Diesen Unterschied betonen Christos Passalis und die beiden anderen Mitglieder der Gruppe, Angeliki Papoulia und Yorgos Valais, im Gespräch immer wieder.

«Einsamkeit ist ein Gefühl, das Alleinsein eine Entscheidung», so Passalis. Beides gehe aber ineinander über, heute vielleicht mehr denn je: «Wir leben in einer Zeit, in der wir unsere Zeit vor dem Bildschirm verbringen und über unsere Smartphones ständig mit Leuten kommunizieren, die gar nicht da sind. Das ist keine Wertung, nur eine Feststellung. Aber Tatsache ist, dass das viele Menschen einsam macht und dass die Depression zur Krankheit unseres Jahrhunderts wird. Darum müssen wir dringend lernen, allein zu sein.»

Theatralisch und sinnlich

Eine intensive Lektion im Alleinsein bot Blitz ­Theatre Group am Wochenende im Rahmen des Kunstfestivals Belluard Bollwerk International im Marly Innovation Center: Am Samstag- und am Sonntagabend öffnete dort das «Institute of Global Solitude» seine Türen, ein «Institut zum Zwecke der Erforschung und Förderung des Alleinseins». Rund 150 Personen kamen, um das Institut zu besichtigen, sich mit den Grundlagen von Einsamkeit und Alleinsein zu befassen – und vor allem, um das Alleinsein am eigenen Leib zu erfahren.

In einem leer stehenden Block des Marly Innovation Center hatten die drei Initianten zusammen mit vierzehn Künstlerinnen und Künstlern aus Freiburg, Lausanne und Bern rund zwanzig Räume eingerichtet, in denen es theatralische, performative und sinnliche Interpretationen des Alleinseins zu entdecken gab. Jeder Besucher erhielt nach dem Zufallsprinzip Zutritt zu zwei Räumen; dazwischen gab es immer wieder Gelegenheiten, sich über das Erlebte auszutauschen.

«Wichtig sind die Fragen»

Eine Künstlerin etwa bot eine einsame Performance über die Position des Einzelnen in der Gesellschaft – und liess die Zuschauer am Ende in der Dunkelheit zurück, allein mit ihrer flüsternden Stimme, mit der starken Präsenz der anderen im Raum und mit den eigenen Gedanken und Gefühlen. Eine andere Künstlerin empfing ihre Besucher auf einem Bett sitzend in einem schwach beleuchteten Raum, lud sie ein, sich zu ihr zu setzen, und las ihnen eine Geschichte über ein Paar vor, das sich in einer stürmischen Winternacht an einem Kaminfeuer gegenseitig Halt, Sicherheit und Liebe schenkt. In wieder einem anderen Raum betraten die Gäste allein eine verspiegelte Kammer, sich selber ausgesetzt in allen Richtungen und aus allen Perspektiven.

Die Besuche in den Zimmern folgten einem straffen Zeitplan. Dazwischen fanden sich die Besucherinnen und Besucher in den langen Gängen des Blocks wieder, trafen auf andere Gäste, suchten einen Raum oder warteten auf ihren nächsten Termin. Aus den Zimmern erklangen hie und da Geräusche, Stimmen oder Musik, Türen öffneten und schlossen sich, hier trat jemand heraus, dort drang geheimnisvoller Dampf nach draussen. Die Wartezeiten gehörten ebenso zur Erfahrung des Alleinseins wie die Interventionen in den Zimmern. Wie im Wartezimmer eines Arztes waren die Anwesenden hier gemeinsam einsam, keiner war alleine da – aber jeder war allein mit seinen Fragen.

Genau darum gehe es bei dem Projekt, erklärte Mitinitiant Christos Passalis: «Die Fragen sind wichtig, nicht die Antworten.» Egal, welche Fragen und Antworten man an diesem Abend im «Institut of Global Solitude» fand, es war eine kleine Lektion auf einem langen Weg. Denn, wie Yorgos Valais es formuliert: «Alleine zu sein lernt man ein Leben lang.»

Programm

Noch mehr Einsamkeit

Das «Institute of Global Solitude» hat seine Türen bereits wieder geschlossen. Am Bollwerk-Festival sind bis zum 7. Juli aber noch weitere Projekte rund um die Einsamkeit und das Alleinsein zu entdecken:

«Peleaga»: audiovisuelles Projekt über das abgelegene rumänische Retezat-Gebirge.

«Needlework»: Riesen-Stickerei als stiller weiblicher Protest gegen das Patriarchat.

«Nur-Ton»: eine Jagd nach einsamen Tönen.

«Die Hütte»: ein Hör- und Raumtheater im Wald.

«Sad Boy Culture»: Performance über die Einsamkeit im Hip-Hop.

«The Pussy Patrol»: Interventionen rund um weibliche Einsamkeit, die keine ist.

«Anti-Storch/Acht Jahre»: Zwei Performances über ausgestorbene Vogelarten.

cs

Details: www.belluard.ch

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