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«Lesen lernt man nur übers Lesen»

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«Lesen lernt man nur übers Lesen»

Autor: Imelda Ruffieux

Eine Bibliothek ist für Leseratten das Paradies: Man kann aus einer Fülle von Büchern der Reihe nach eins ausleihen, in die Geschichten eintauchen, durch sie Abenteuer erleben und neue Welten entdecken. Doch nicht alle Kinder lesen gerne. Einige tun sich schwer mit dem Lesenlernen, weil sie eine Leseschwäche haben. Einige sind sogar richtige Lesemuffel – und bleiben es unter Umständen ihr Leben lang.

Über Bilder zur Sprache

«Der Zugang zum geschriebenen Wort fängt weit vor dem Kindergartenalter an», erklärt Arthur Lötscher, Logopäde und und Dozent am Heilpädagogischen Institut. Es brauche mehrere Voraussetzungen, damit ein Kind mühelos lesen lerne: Die geistige und die Sprachentwicklung müssen normal verlaufen. «Die Familie spielt eine enorm wichtige Rolle, um diese Entwicklung zu fördern», hält er fest. Gutenachtgeschichten, Tastbücher und bereits etwa ab dem ersten Geburtstag Bilderbücher verschaffen dem Kind einen natürlichen Zugang zur Sprache, zur Schrift und damit zum Buch. «Verse, Reime und Lieder tragen dazu bei, dass es den Sprachrhythmus kennenlernt und Freude an Sprachspielereien bekommt», erklärt der Logopäde mit über 30-jähriger Erfahrung.

Wie funktioniert ein Buch?

Schon für ganz kleine Kinder bietet die Bibliothek eine Auswahl von Büchern, die Pappbilderbücher zum Beispiel, die sie zusammen mit den Eltern anschauen können, wie Barbara Schwaller-Aebischer erklärt. Die Kinder lernen mit ihnen, wie ein Buch überhaupt funktioniert, wo es anfängt und endet, und sie erkennen auf den Bildern bereits im frühen Alter alltägliche Dinge wie ein Haus, ein Auto oder eine Kuh. Ein Kind beobachtet auch viel und lernt von seinen Eltern und Geschwistern: Wie diese Bücher und Zeitungen lesen, einen Einkaufszettel schreiben oder am Computer sitzen.

Wenn einem Kind im Haushalt keine Bücher zur Verfügung gestellt werden, muss es lange warten, bis es ein Angebot bekommt. «Die Schule sollte nur die Fortsetzung der natürlichen Entwicklung eines Kindes sein», sagt Arthur Lötscher. «Das Kind hat klammheimlich schon vieles gelernt. In der Schule wird das Wissen nun systematisch vermittelt, z. B. wie die Schrift funktioniert.»

Natürliche Neugier

In seinem Alltag als Logopäde trifft er Kinder mit sehr unterschiedlichem Niveau: Kinder mit Leseschwächen, für die ein Buch mit viel Text eine Überforderung darstellt, und solche, die schon im Vorschulalter lesen können. Die Buchstaben zu erkennen und zu lernen ist die eine Sache. Sie aber zu einem Wort «zusammenzuschleifen» ist eine andere. «Jedes Kind muss das für sich selber entdecken. Lesen lernt man über das Lesen. Es gibt keine andere Möglichkeit.» Die natürliche Neugier unterstütze diesen Prozess. «Wenn Kinder plötzlich merken, dass man in einem Buch etwas vernehmen kann, dann wollen sie lesen lernen. Es eröffnet ihnen eine neue Welt.»

Barbara Schwaller-Aebischer, seit 2003 Bibliotheksleiterin, hat eine ganz unterschiedliche Klientel: «Einige Familien kommen schon früh mit ihren Kindern zu uns, andere Eltern suchen die Kinderbücher für ihre Kinder allein aus.» Sie findet es sehr gut, wenn die Kinder schon ab dem Kindergarten regelmässig mit den Lehrpersonen in die Bibliothek geführt werden. «So kommen auch diejenigen Kinder zu Büchern, deren Eltern zu Hause nicht lesen oder die keine Zeit dafür haben.»

Lesen und begreifen

Die Bibliotheksleiterin ist sich aber auch bewusst, dass das Lesen heute starke Konkurrenz von anderen Freizeitbeschäftigungen unter Jugendlichen hat. «Je nach Alter ist es halt einfach uncool zu lesen.» Andere Angebote seien attraktiver. «Dabei lesen die Jugendlichen eigentlich mehr als ihnen bewusst ist», sagt Arthur Lötscher und weist auf SMS, Chatten oder Surfen hin.

Gerade beim Anschauen von Homepages zeigt sich, wie zentral es ist, einen Text nicht nur lesen, sondern ihn auch begreifen zu können. Statistisch gesehen haben vier bis fünf Prozent aller Schüler eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Gemäss Pisa-Studie sind es sogar bis 20 Prozent der Schulabgänger, die den Inhalt eines Textes nur ungenügend verstehen.

Vom Bild zum Text

Deshalb ist es wichtig, dass Kinder schon von klein auf dazu animiert werden, über das Gelesene, Gehörte oder im Bilderbuch Gesehene zu sprechen. «Was denkst du, wie geht es weiter? Was hättest du gemacht?» So lernen sie, das Gelesene in einen Zusammenhang zu setzen.

Manche Kinder machen den Sprung vom Bild zum Text erst spät – einige sogar erst im OS-Alter. Es spiele keine Rolle, was sie lesen, auch Comics seien in Ordnung. «Hauptsache, sie lesen.» Auch Hörbücher sind per se nicht schlecht. «Märli-Kassetten und Kasperlitheater sind eine Alternative zum Lesen oder können den Kindern einen Einstieg zum Lesen bieten», erklärt auch Barbara Schwaller-Aebischer.

Je nach Entwicklungsstand

Die Bibliothek helfe mit, Kindern entsprechend ihrer Entwicklungsphase den Einstieg ins Lesen zu erleichtern oder ihnen trotz allfälligen Schwierigkeiten mit einfachen Erstlese-Büchern nicht die Lust an Büchern zu vergraulen. «Mit den vielen Bildern kann man diese Kinder langsam an den Text heranführen.» Als Beispiel für Jugendliche nennt Barbara Schwaller-Aebischer einfache «kurz-und-gut-Serien» oder Sachbücher, die Lesemuffel zum Buch führen können.

In anderen Welten

Kinder tauchen beim Lesen in fremde Welten ein und können anfangs oft gar nicht entscheiden, was real ist und was im Buch geschieht. «Es gibt Kinder, die länger in dieser Welt bleiben», erklärt Arthur Lötscher. Barbara Schwaller-Aebischer findet es auch als Erwachsene immer wieder spannend, in die Welt der Bücher eintauchen zu können. «Wer das nie erleben konnte, ist arm dran.»

Dieses Initialerlebnis haben einige Kinder früher, andere später; oder gar erst als Erwachsene. «Sie treffen auf ein Buch, das sie aus der Versenkung holt.»

Gemäss Barbara Schwaller-Aebischer hat sich die Bibliothek in den letzten Jahren stark verändert. «Sie kommt mit ihrem Angebot den Bedürfnissen der Kinder und Erwachsen viel mehr entgegen, indem das Mediensortiment themenorientiert präsentiert wird.» Obwohl die Suche nach dem passenden Buch so rascher bewältigt ist, biete die Bibliothek nach wie vor Gelegenheit und Raum zum gemütlichen Schmökern, betont die Bibliotheksleiterin.

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