Ist Transparenz selbstverständlich?

In den FN vom 16. Oktober 2019 schrieb Patrick Buchs eine aufschlussreiche Gastkolumne über mehr Transparenz im Sport und in der Politik. Dabei erwähnte er, dass eidgenössische Parlamentsmitglieder mit lukrativen Mandaten bei Banken, Versicherungen und Krankenkassen jedes Jahr über sechs Millionen Franken ein­nehmen. Dies sind lobbyierende Parlamentarierinnen und Parlamentarier mit gewissen Interessenverbindungen, die für eine Entscheidungsfindung nicht unbedingt immer in erster Linie sachbezogene Interessen in den Vordergrund rücken.

In der NZZ am Sonntag war ebenfalls ein Artikel über das gleiche Thema und den heutigen Istzustand: Angeblich erhalten drei von vier Parlamentarierinnen und Parlamentariern Geld für Aktivitäten bei oben erwähnten Mandaten. Ab Dezember sind sie zusätzlich verpflichtet, neben der Angabe der Mandate auch deren Belohnungen bekannt zu geben. Drei Viertel der Nationalräte und sogar 80 Prozent der Ständeräte erhalten für ihre Lobbying-Aktivitäten Honorare. Die 246 gewählten Politikerinnen und Politiker unter der Bundeshauskuppel haben also über 1650 Mandate, das heisst im Durchschnitt sieben pro Person: 45 Prozent davon werden honoriert. Angeblich haben die ParlamentarierInnen der Rechts- und Mitteparteien FDP, SVP und CVP gegenüber den Linksparteien viel mehr Mandate.

Schlussfolgernd stellt sich die Frage, ob neben der jetzigen Transparenz zukünftig die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die gewählten Bundesparlamentarier nicht auch in deren persönlichem Interesse ist. Sehr wahrscheinlich wird diese Frage in der neuen Legislaturperiode vor allem bei den jüngeren Parlamentarierinnen und Parlamentariern recht viel zu reden geben.