Nein zu den Abschlussprüfungen

Der Bundesrat soll in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Abschlussprüfungen für die Sekundarstufe II trotz der aktuellen Schulschliessung durchgeführt werden dürfen. Wir bitten hiermit die kantonale Erziehungsdirektion, sich in jedem Fall gegen die Durchführung dieser Prüfungen für die Handelsmittelschule auszusprechen, so wie es in den übrigen Westschweizer Kantonen schon entschieden worden ist. Vier Argumente: Erstens bedeuten die aktuellen Lernbedingungen einen klaren Nachteil, wenn es darum geht, gute schulische Leistungen zu erbringen. Viele von uns verfügen weder über den notwendigen Platz noch über die Infrastruktur für ein funktionierendes Heimbüro. Alle öffentlichen Bibliotheken und Studiersäle sind geschlossen. Es kann auch nicht erwartet werden, dass die Schüler kurzfristig und am Ende ihrer Schulausbildung Investitionen von 1000 Franken und mehr für Informationstechnologie leisten. Zweitens sind wir durch die psychische Belastung der aktuellen Situation eindeutig beeinträchtigt. Namentlich tragen viele von uns Verantwortung für pflegebedürftige oder ansteckungsgefährdete Verwandte. Nicht wenige erleben zusätzlichen Stress wegen der allgemeinen Wirtschaftslage und der daraus folgenden ökonomischen Einbussen, da unsere Familien betroffen sind. Drittens würde die Durchführung der Abschlussprüfungen an sich in vielerlei Hinsicht das Ansteckungsrisiko für alle Beteiligten erhöhen. Viertens liegt eine vollumfänglich befriedigende und auch gerechte Alternative zur Durchführung der Abschlussprüfungen vor, nämlich die, dass sich die Maturanote pro Fach jeweils aus dem Durchschnitt der Noten der vergangen drei Jahre zusammensetzt. Staatsrat Jean-Pierre Siggen soll Vernunft walten lassen und dieses Jahr die Abschlussprüfungen absagen.