Autor: Carolin Foehr
Die Herzogin von Malborough steckt in der Klemme. Ausgerechnet sie, die alle Fäden in der Hand hält, die über den Kopf der Königin hinweg entscheidet und auch das englische Unterhaus beeinflusst. Doch jetzt hält sie ihr Erzfeind, der Graf von Bolingbroke, fest in der Hand. Wenn sie seine Forderungen nicht erfüllt, wird er der Königin ihr kleines Geheimnis verraten: dass sie, als verheiratete Frau, recht eigennützig dem adretten Hauptmann Masham zur Beförderung verholfen hat. Die Herzogin muss klein beigeben – vorerst.
Die Königin Anne Stuart, die Herzogin und der Graf sind Hauptfiguren des Stückes «Das Glas Wasser», ein Lustspiel, das der französische Schriftsteller Eugène Scribe 1840 geschrieben hat. In klassischen Kostümen, aber mit frischen Dialogen und Musikeinlagen bringt das Schülerensemble der Kollegiumsbühne Freiburg die Komödie Ende dieser Woche auf die Bühne.
Tanz und Musik
«Die Auswahl des Stücks war nicht einfach», sagt Regisseurin Marianne Rohrer. Denn die Theatertruppe der deutschen Abteilungen der Kollegien St. Michael, Heilig Kreuz und Gambach besteht dieses Jahr nur aus acht Mitgliedern – sieben Schauspielerinnen und ein Schauspieler. Deshalb hat die Regisseurin besonders auf die Rollenverteilung geachtet. Jetzt spielen drei Schülerinnen eine männliche Rolle.
Wichtig waren Rohrer auch die musikalischen Einlagen, die nicht nur die Umbaupausen überbrücken, sondern effektvolle Bausteine der Inszenierung sind. Zum Beispiel, wenn der Graf von Bolingbroke das Ableben seines Vetters zu den Klängen von Udo Jürgens «Und jetzt ist er tot» beklagt. Oder wenn Hauptmann Masham der Hofdame Abigail seine Liebe mit blumigen Schlagerparolen und schwungvollen Tanzschritten gesteht. «Ich wollte von Anfang an Schlager einbauen», so Rohner, «die Schüler waren sofort begeistert und haben sich für dieses Stück entschieden.»
Anspruchsvoller Boulevard
Die Handlung des Barockstücks spielt am Hofe der englischen Königin Anne Stuart zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Ihr Land bekriegt Frankreich, dem verbündeten Österreich muss sie Soldaten schicken, der Unmut der Bevölkerung wird lauter. Doch die Königin interessiert sich weniger für Staatsgeschäfte als für ihre romantischen Luftschlösser. Leidenschaft und Intrigen am Hofe werden noch verworrener, als der Gesandte des verfeindeten Königs Ludwig, Marquis de Torcy, in London residiert. Zwischen Krieg und Frieden, Königin und Herzogin, Freundschaft und Karriere spinnt der Graf von Bolingbroke seine Intrigen.
«Es ist Boulevard-Stil und deshalb recht anspruchsvoll», räumt die Regisseurin, die in den vergangenen Jahren unter anderem eine Shakespeare-Trilogie auf die Bühne gebracht hat, ein. «Der Text und seine Pointen stehen stärker im Vordergrund als bei anderen Genres.» Doch sie sei zuversichtlich, dass bei der Premiere am Donnerstag die Dialoge der Schauspielerinnen und des Schauspielers sitzen werden.