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Maisingen am Samstag: Kinder begrüssen mit Liedern den Frühling

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Am Samstag ziehen wiederum vielerorts Kinder von Haus zu Haus und läuten mit dem Maisingen den Frühling ein. Bei diesem Brauch geht es um das Erwachen der Natur nach den dunklen Wintermonaten. 

Am Samstag ziehen vor allem im deutschsprachigen Kantonsteils erneut vielerorts Kindergruppen von Haus zu Haus und läuten mit dem Maisingen den Frühling ein. Dieser Brauch ist ein Kulturerbe des Kantons, den es schon im 18. Jahrhundert gab.

Ob Murtenlauf, die Lourdesgrotten, Kilbi, Martinsmärkte oder die Solennität in Murten – im Kanton Freiburg gibt es viele alte Bräuche, die noch heute als lebendige Traditionen und damit als wertvolles Kulturgut gepflegt werden (siehe Kasten). Zu diesem Inventar gehört auch das Maisingen, das jedes Jahr am 1. Mai stattfindet. Da dieser dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, haben die Oberämter entschieden, die Kinder und Gruppen dazu zu animieren, bereits am Samstag, 30. April loszuziehen.

Frühling begrüssen

Woher genau das Maisingen kommt, ist wie bei vielen Bräuchen nicht mehr so ganz nachvollziehbar. Man nimmt aber an, dass es aus einer starken Naturverbundenheit der Menschen hervorgeht, welche bereits in vorchristlicher Zeit das Erwachen der Natur nach den dunklen Wintermonaten mit freudigen Liedern und Musik gefeiert haben.

Der verstorbene Sensler Historiker Moritz Boschung hielt vor fast 20 Jahren seine diesbezüglichen Nachforschungen in einem Text fest. Darin schreibt er, dass der Brauch im Kanton Freiburg in Archivdokumenten von 1720 dokumentiert ist. Seit damals hat das Maisingen wohl ununterbrochen immer stattgefunden. Dies übrigens nicht nur im Kanton Freiburg, sondern auch in anderen Teilen der Schweiz, zum Beispiel im Kanton Tessin.

Im Wandel

Der Brauch hat sich aber im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Waren es im 18. Jahrhundert noch erwachsene Sängerinnen und Sänger, so sind heute vor allem Kinder und Jugendliche unterwegs, meist in Gruppen von zwei bis fünf. Vor etwa 50 bis 60 Jahren gingen auch Jungmänner auf Tour, noch früher Mariengruppen und oft auch Sängerinnen und Sänger aus Kreisen des Cäcilienchors.

Verändert haben sich im Laufe der Zeit auch die Lieder. Traditionsgemäss wurden früher viele Marienlieder vorgetragen, weil der Monat Mai auch als Marienmonat gilt. Später waren es vor allem Volkslieder, die vorgetragen wurden. So waren die Kinder vor etwa 40 Jahren etwa mit «Im Frühtau zu Berge» oder «Komm, lieber Mai, und mache» unterwegs. Später waren auch Dialektlieder wie «Ds Guggerzyttli» oder Schlager wie etwa «Das alte Haus von Rocky Docky» dabei. In jüngerer Vergangenheit waren im Sensebezirk die Hymne «Sensler Bode» zu hören, aber auch Songs von Gölä, Polo Hofer und Trauffer oder auch englische Hits.

Die meisten Kinder belassen es beim Singen. Andere haben ihre Flöten dabei, manchmal kommt auch eine Gitarre oder ein anderes Instrument zum Einsatz.

Vom Ei zum Geld

Moritz Boschung beschrieb in seinem Text auch, dass sich die Belohnung für das Maisingen entwickelt hat: 

Früher gab es vielleicht einen Ein- oder Zweiräppler, vor allem aber auch etwa ein Ei – Symbol des keimenden Lebens – gedörrte Früchte oder ein Gebäck.

Moritz Boschung
Historiker

Diese Naturalgaben sind mit der Zeit durch das Bätzi ersetzt worden. In den 1950er-Jahren war es ein Fünfer oder auch mal zehn Rappen, mit der Zeit wurde es mehr. Empfehlungen, wie viel einer Gruppe gegeben wird, gibt es keine, obwohl die gleichen Fragen jedes Jahr von neuem im Raum stehen: Soll man mehr geben, weil man weiss, dass immer weniger Gruppen unterwegs sind? Allen gleich viel? Oder jenen mehr, die mit Instrumenten unterwegs sind? Oder jenen weniger, die es knapp auf eine Strophe bringen?

Klar ist, dass fleissige Maisingerinnen und Maisinger auf einer Tour, die am Morgen früh beginnt und bis zum Abend dauert, auf ein schönes Sackgeld kommen. Früher, so ist bei Moritz Boschung nachzulesen, besserten die Kinder mit diesem Geld die Haushaltskasse auf oder kauften ein Geschenk zum Muttertag. Heute geht es wohl eher darum, das Geld für ein Mobiltelefon oder ein neues Skateboard zusammenzubringen.

Verschlossene Türen

Längst ist der Brauch nicht mehr überall gleich gut verwurzelt. Immer mehr hört man, dass die Maisinger vor verschlossenen Türen stehen oder dass sie, wenn die Türe dann mal aufgeht, erst erklären müssen, warum sie überhaupt singen. Das hat zum einen mit der heutigen Mobilität der Leute zu tun: Einige Zuzüger, vor allem in ländlichen Gebieten, kennen die Tradition gar nicht. Ausserdem sind viele Frauen heute berufstätig und tagsüber gar nicht zu Hause.

Gestern wie heute ist die Qualität des Gesangs immer wieder ein Thema rund um das Maisingen. Schon 1895 liess sich ein Leser der Freiburger Zeitung, der Vorgängerin der Freiburger Nachrichten, über das «gedankenlose und widrige Geplärr» aus. Und 90 Jahre später, in den FN von 1979, regte sich ein Leser darüber auf, dass die Kinder zum Singen kaum mehr den Kaugummi aus dem Mund nehmen und nur noch von Tür zu Tür rennen, um in möglichst kurzer Zeit Geld zu «verdienen».

Tradition pflegen

Mit verschiedenen Aktien ist in den letzten Jahren versucht worden, den Brauch des Maisingens nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. So lancierte etwa die Gemeinde Plaffeien vor einigen Jahren zusammen mit der Trachtengruppe eine Aktion: Sie rief die Maisinger explizit auf, in der Gemeindeverwaltung aufzutreten. Wer in Tracht erschien, erhielt einen Zweifränkler zusätzlich. Ausserdem durfte jeder Sänger und jede Sängerin ein Los ziehen. Unter allen Besucherinnen und Besuchern wurden kleine Preise verlost. Seit 2003 veranstaltet die Freiburger Chorvereinigung zudem unter Primarschülerinnen und -schülern einen Wettbewerb (siehe Kasten).

Förderung der Tradition

Wettbewerb in den Dörfern und kantonaler Final

2001 gab es auf Initiative eines Musikers in der Stadt Freiburg erstmals eine Art Maisingen-Wettbewerb. Nach zwei Jahren im kleinen Kreis wurde dieser auf den ganzen Kanton ausgeweitet und unter die Verantwortung der Freiburger Chorvereinigung gestellt. Dieser Wettbewerb findet auch dieses Jahr statt. Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse können vor einer lokalen Jury ihre Lieder vortragen. Pro Kategorie gibt es einen Sieger. Die kleineren Gewinner werden direkt belohnt, die älteren kommen in eine regionale Ausscheidung, wo sie vor einer anderen Jury und vor Publikum auftreten. Der Final findet am Sonntag, 15. Mai im Konservatorium statt. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten Gutscheine und Singkurse. Für alle Teilnehmer gibt es einen Erinnerungspreis.

An folgenden Orten in Deutschfreiburg können die Kinder am Samstag zwischen 10.30 und 12 Uhr vorsingen: Tafers (Dorfplatz), Giffers (Raiffeisenbank), Marly (Migros Le Centre) und zwischen 13.30 und 15 Uhr: Gurmels (Hospiz St. Peter), Heitenried (Dorfzentrum), Plaffeien (Kirchplatz) sowie Freiburg (Equilibre). im

Lebendige Traditionen

Das Freiburger Inventar der lebendigen Traditionen umfasst derzeit 80 Bräuche

Als die Unesco weltweit die Idee lanciert hat, nicht nur Denkmäler und Kunstsammlungen als Kulturerbe zu deklarieren, haben auch die Schweizer Kantone angefangen, sich über ihre Traditionen Gedanken zu machen. Im Kanton Freiburg ist ein Inventar erstellt worden, das diese Bräuche und Ausdrucksweisen auflistet. Mit dabei sind mündliche Ausdrucksweisen (zum Beispiel Theaterspiele in den Dörfern, Ranz des vaches), darstellende Künste (etwa Cäcilienchöre, Blasmusik), gesellschaftliche Praktiken (unter anderem Antoniusfeier beim Buechchäppeli, Bolzenfasnacht, Maisingen), traditionelles Handwerk (beispielsweise Schindelmacherei, Poyas, Strohflechten)sowie die Kategorie «Umgang mit der Natur» (etwa Bergkreuze, Alpsaison). Eine der Voraussetzungen, um in die Liste aufgenommen zu werden, ist die Dauer: Ein Brauch muss mindestens seit zwei Generationen bestehen. im

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