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«Man kann einmal jemand anders sein»

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Szene 26, Waisenhaus Stans: «Bildung und Erziehung bringt das Gute im Menschen hervor», verkündet Hauptdarsteller Christoph Gaugler alias Johann Heinrich Pestalozzi. «Jeder Mensch, ob arm, ob reich, ob Waise, ob wohlbehütet, hat ein Recht darauf.» Eine Darstellerin schliesst an: «Wir machen hier eine richtige Revolution.» Auch mehrere Kinder sind bei den Proben dabei. Regisseur Mirco Vogelsang greift immer wieder korrigierend ein, macht etwa auf das richtige Setzen von Sprechpausen aufmerksam. Das Team ist an diesem Samstag samt Regieassistentin und einer Statistin gerade bei der Leseprobe für das Freilichttheater «Helvetische Revolution», das Mitte Mai in Murten Premiere feiern wird.

Die Proben finden inmitten der Berner Quartiere Breitenrain und Lorraine in einer der leer stehenden Fabrikhallen im «Innovationsdorf» statt, wo sich junge Start-ups und Talentschmieden das Changemaking, den Wandel, auf die Flagge geschrieben haben. Was könnte besser zum Thema Revolution passen? Immer wieder sind Erschütterungen wahrzunehmen, die sich wie Kanonendonner anhören. «Keine Angst, das kommt nur vom Fitnessstudio, das sich unterhalb eingemietet hat», meint Co-Produzentin Morena Neuhaus laut lachend.

«Das Textlernen fiel leicht»

Während im Nebenraum Kampfszenen angesagt sind und gefochten wird, wechselt die Truppe um Regisseur Vogelsang nach der «Trockenübung» zum praktischen Teil. «Versucht Euch, die leere Lagerhalle wegzudenken», sagt er zu den Kindern. «Hier ist das Portal, hier ist der Ton», hilft er ihnen, sich die Bühne vor dem geistigen Auge vorzustellen. Dann geht es los: «Und bitte!» Die Kinder ziehen Sand für den Bau des Waisenhauses in Körben durch den Raum. Auch der gelernte Text kommt zum Einsatz. Immer und immer wieder wird eine kleine Sequenz wiederholt: «Ihr müsst lauter sprechen, es werden über tausend Besucher auf der Tribüne sitzen.» So müsse auch die Gestik grösser ausfallen. Die Kinder recken und strecken sich deutlich vor dem Zubettgehen am Ende der Szene. Dann beginnt alles wieder von vorne: «Auf Anfang!»

Etwas später ist Mittagspause: Produktionsmitarbeiter Martin Helfer hat in einer zweiten Halle gleich gegenüber Hörnli mit Bolognese-Sauce und Salat vorbereitet. «Na, habt Ihr schon Hunger?», fragt er die Kinder fröhlich. Die Halle beherbergt das Catering, eine Spielecke für die Kinder, die Garderobe mit den Kostümen und eine bequeme Lounge. An einer Wand hängen Dutzende weisser Tassen mit dem Revolutions-Logo: Mit Filzstift sind darauf die Namen der probenden Teammitglieder notiert.

Mittagspause hat auch eine der jungen Schauspielerinnen, Jana Jungi aus Liebistorf. «Der Lehrer hat in der Schule Flyer verteilt, das hat mein Interesse geweckt», erzählt sie. Die Zwölfjährige verkörpert das Waisenmädchen Änneli, eine kleine Sprechrolle. «Das Auswendiglernen fiel mir nicht schwer.» Sie hätten in der Schule schon Musicals aufgeführt. Es gefalle ihr, in eine Rolle zu schlüpfen und mit anderen Kindern gemeinsam etwas zu erleben. Aus ähnlichen Gründen ist der gleichaltrige Tim Stammbach aus Gurmels dabei. «Zum Glück durfte ich noch mitmachen, ich hatte die Anmeldefrist verpasst», meint er lachend. Er habe zuvor noch nie Theater gespielt. Auch Jugendliche machen mit, so der 15-jährige Tim Hieringer aus Muntelier. Er wird den Waisenjungen Vincent spielen. «Meine Mutter hatte das Posting auf Facebook gesehen, und ich dachte, das macht bestimmt Spass.» Alles sei super organisiert, sagt er über die Produktion. Tim hat schon zweimal beim Schultheater mitgemacht. Das Schauspielern gefällt ihm: «Man bekommt eine Rolle und kann sich hineinfühlen, man kann einmal jemand anders sein.» Das Textlernen falle ihm nicht schwer. Nur bei Sätzen in altertümlicher Sprache sei es nicht einfach. «Die Satzstrukturen sind ganz verschieden.»

Bald gilt es ernst: Am 18. Mai hat das Stück Premiere, und auf dem Gelände oberhalb von Murten herrscht bereits Hochbetrieb: Zurzeit wird die Tribüne aufgebaut.

Zahlen und Fakten

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Die neue Freilichtproduktion «Helvetische Revolution» spielt zur Zeit, als französische Revolutionstruppen 1798 in die Schweiz einmarschierten. Kurz danach wurde die Helvetische Republik ausgerufen. Während manche die Franzosen als Besatzer sahen, nahmen sie andere als Befreier wahr–im Stück zum Beispiel die fiktive, junge Journalistin Daphné. Johann Heinrich Pestalozzi sieht später in Stans schreiende Kinder und das Elend, das die Franzosen angerichtet haben. Das ist nicht die Welt, von der Daphné und Pestalozzi geträumt hatten. Beide ziehen ihre Konsequenzen.

Nach der Murtenschlacht von 1476 haben sich die Produzenten diesmal an einen komplexeren Stoff gewagt. «Die vielschichtige Thematik betrifft eines der wichtigsten historischen Ereignisse der Schweiz», begründete Co-Produzent Marc Wälti die Wahl des Themas.ea

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