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Manager und Rebellen

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«Der oder die Erstgeborene zu sein ist per se weder Fluch noch Segen. Ebenso wie es per se weder Fluch noch Segen ist, als Zweiter oder Dritte geboren zu werden», sagt Daniel Waldispühl. Er ist Paar- und Familienberater beim Office familial in Freiburg, Lehrer für Psychologie und Pädagogik am Kollegium St. Michael und selbst Zweitgeborener–mit einem anderthalb Jahre älteren Bruder und einer fünf Jahre jüngeren Schwester. Dass es Unterschiede zwischen Erst- und Zweitgeborenen gibt, bestreitet er aber nicht.

Das erste Kind eines Paars nehme einen einmaligen Platz ein, erklärt Waldispühl. «Es bekommt seinen Platz quasi geschenkt, erhält die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern und ist der kleine König in seiner Welt.» Sobald ein zweites Kind geboren wird, verändere sich aber diese Rolle. Es muss lernen zu teilen, und nicht nur das: «Oft sind die Neugeborenen bedürftiger als die grösseren Kinder und brauchen mehr Aufmerksamkeit. Das ältere Kind verliert den Königsplatz, es wird sozusagen entthront.»Wie einschneidend dieses Erlebnis für das ältere Kind sei, hänge von verschiedensten Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielten neben dem Verhalten der Eltern (siehe Kasten) aber der Altersunterschied und das Geschlecht. «Die stärkste Geschwisterrivalität entsteht, wenn beide Kinder dasselbe Geschlecht haben und der Altersunterschied gering ist–also, wenn sie sich am ähnlichsten sind», so Waldispühl.

Nischen suchen

Das verstärkte Buhlen um die Aufmerksamkeit der Eltern hat auch einen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder. «Zwar können sich die Kinder ihren Geburtsplatz nicht aussuchen, wohl aber die Rolle mitbestimmen, die sie in der Familie einnehmen», erklärt der Experte. Während die älteren Kinder weiterhin das Sagen haben möchten und häufig dominieren und kontrollieren, müssen sich die Kleinen–egal, ob Zweit-, Dritt- oder Viertgeborene–Nischen suchen. «Die Älteren sind den Kleinen aufgrund des Altersunterschieds von Beginn weg in allem überlegen: physisch, psychisch, sozial. Jeder direkte Vergleich ist selbstwertgefährdend.» Deshalb suchten sich die Jüngeren andere Wege, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Beispielsweise, indem sie sich andere Aktivitätsfelder suchten, sagt Waldispühl und erinnert sich an seine eigene Kindheit. Wie sein älterer Bruder habe auch er zunächst Klavier gespielt. «Ich wollte immer besser sein als er. Deshalb habe ich mir lange gesagt, dass er zwar das Melodiöse besser beherrscht, ich jedoch die Akkorde besser im Griff habe.» Schliesslich sei er dann aber doch auf E-Bass umgestiegen.

Ein weiteres Mittel, um sich vom älteren Geschwister abzuheben, sei komplementäres Verhalten. «Dabei gibt es zwei Strategien: Entweder die Jüngeren passen sich an, werden eher ruhig und unterwürfig oder aber sie rebellieren, werden unkonventionell, häufig auch kreativ.»

Erstaunlich unähnlich

Natürlich seien diese Aussagen nicht für alle gültig und träfen hauptsächlich auf Konstellationen mit gleichgeschlechtlichen Geschwistern und geringem Altersunterschied zu, sagt Waldispühl. Dennoch hätten Studien gezeigt, dass Geschwister trotz ähnlichen Genen, demselben Elternhaus und einer teilweise identischen Umgebung sich erstaunlich unähnlich sind–nicht ähnlicher, als zufällig ausgewählte Leute. Diese Unterschiede sind auch bei Erwachsenen zu finden. «Erstgeborene sind oft ehrgeizi- ger, durchsetzungsfähiger und zielstrebiger als die jüngeren Geschwister–und demnach auch häufiger in Führungspositionen zu finden», erklärt Waldispühl.

Zumindest auf seine eigene Familie trifft dieses Modell zu. Während sein Bruder als Wirtschaftsinformatiker eine Führungsposition einnimmt, hat er als Mann in den Sozialwissenschaften einen nicht ganz üblichen Weg gewählt. «Ich bin nicht völlig unkonventionell, aber ein Stück Rebellentum ist schon in mir.»

Dieser Artikel ist Teil der Serie «Nummer eins». Im ersten Monat des Jahres gehen die FN Premieren und Erstklassigem aller Art nach. Bisher erschienen: «Neue Organistin feiert Premiere» (6.1.), «Ein Spontanentscheid von grosser Tragweite» (8.1.). Alle Artikel unter: www.freiburger-nachrichten.ch

Eltern: Ernst nehmen und erklären

E in gewisses Mass an Geschwisterrivalität sei – insbesondere bei gleichgeschlechtlichen Kindern mit ähnlichem Alter – normal und könne sogar viel Potenzial entfachen, sagt Paar- und Familienberater Daniel Waldispühl.

Die Eltern spielten eine wichtige Rolle bei der Frage, inwiefern die Rivalität zur Entwicklung beiträgt. «Sie sollten das Erstgeborene nicht parentifizieren, also ihm zu viel Verantwortung über das jüngere Kind übergeben», sagt Waldispühl. Auch sollten sie nicht die ganze Aufmerksamkeit auf das kleine Kind richten und auch dieses tadeln. Besonders wichtig sei auch die Kommunikation. Bereits vor der Geburt gelte es, das Erstgeborene auf die kommende Veränderung vorzubereiten, aber auch die gleich bleibenden Dinge aufzuzeigen. Dass beide Kinder genau die gleiche Erziehung erhalten, findet Daniel Waldispühl hingegen nicht unbedingt nötig. «Manche Kinder brauchen mehr Grenzen oder mehr Schlaf als andere. Manchmal haben Eltern gute Gründe, die Regeln zu ändern.» Fühle sich das Erstgeborene deshalb benachteiligt, gelte es, die Klagen ernst zu nehmen und dem Kind die Änderungen zu erklären. «Schliesslich müssen aber die Eltern eine Entscheidung treffen und nicht das Kind.» rb

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