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Markus Stöckli: «Menschen mit einer Beeinträchtigung leben im Hier und Jetzt»

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Markus Stöckli, abtretender Direktor der SSB, inmitten der Menschen, für deren Wohl er in den letzten Jahren gesorgt hat.
Charles Ellena

Markus Stöckli, Direktor der Stiftung SSB in Tafers, geht Ende Monat in Pension. Im Gespräch erzählt er, wie sehr er die 23 Jahre Arbeit mit und für Menschen mit einer Beeinträchtigung als persönliche Bereicherung empfunden hat.

«Vielen Dank für alles!» Eine Mitarbeiterin aus der geschützten Werkstatt der Stiftung SSB in Tafers überreicht Markus Stöckli ein kleines Geschenk und verabschiedet sich von ihm. Solche Szenen erlebt der Direktor dieser Einrichtung in diesen Tagen immer wieder. Ende Monat geht er nach 23 Jahren Tätigkeit bei der Stiftung in Pension, und viele Bewohner der Wohngruppen, Mitarbeiter der Werkstätten und Personen aus dem Betreuungsteam wollen ihm auf persönliche Art Auf Wiedersehen sagen.

Vom Rand in die Mitte

Ein Blick zurück: 1997 erhaschte Lehrer Markus Stöckli auf seiner täglichen Fahrt an die OS Plaffeien immer wieder einen Blick auf das sich damals im Bau befindliche Wohnheim der Stiftung SSB in Tafers. Als die Stelle des Wohnheimleiters ausgeschrieben war, bewarb er sich. Zu seinen Beweggründen sagt er:

Es hat mich gereizt, Menschen, die normalerweise am Rande der Gesellschaft stehen, in die Mitte zu rücken.

Im Hier und Jetzt

In den folgenden Jahren half er tatkräftig mit, den Rohbau des Wohnheims mit Leben zu füllen, mit Strukturen und Konzepten, mit Personal und Bewohnern. «Es war eine grandios schöne Zeit», fasst er zusammen. Es sei der Glanz in den Augen der Menschen mit einer Beeinträchtigung, der ihn all die Jahre angetrieben habe. «Sie leben im Hier und Jetzt, egal, was gestern war und was morgen sein wird. Sie sind völlig transparent, offen und geben dir ein direktes Feedback, sodass du immer weisst, woran du bist», sagt er und veranschaulicht dies mit einer Anekdote: Einmal musste er einem Bewohner wegen eines Vorfalls ins Gewissen reden. Dieser habe am Ende des Gesprächs den Ernst der Lage eingesehen und Besserung gelobt – «und mir dann unvermittelt gesagt, dass meine Brille schmutzig ist», sagt Markus Stöckli mit einem Lachen.

Genau wegen solcher Situationen habe er den Entscheid, von der Schule zur Stiftung zu wechseln, nie auch nur eine Sekunde bereut. «Inmitten dieser Menschen kannst du einfach nie länger als fünf Minuten schlecht gelaunt sein. Das schaffst du nicht, weil ihre Präsenz so bereichernd ist.» Er empfinde deshalb die Arbeit in der Stiftung als grosses Lernfeld.

Agoge mit ökonomischem Flair

Eine weitere Phase des Lernens begann für Markus Stöckli 2011. Als Direktor Alois Pürro in Pension ging, fragte ihn der Stiftungsrat, ob er die Nachfolge antreten will. «Ich habe gezögert», erinnert sich Markus Stöckli, vor allem, weil er von Haus aus Pädagoge und nicht Ökonom sei. Erst als ihm der Stiftungsrat versichert hatte, dass ein Pädagoge mit ökonomischem Flair in diese Position passe, sagte er zu.

«Es folgte wieder eine spannende, aber auch anspruchsvolle Zeit, da ich nun weniger mit agogischer Arbeit und mehr mit Personalfragen, Finanzen und Administration zu tun hatte.» Er holte sich das Rüstzeug durch eine Ausbildung zum Institutionsleiter. Da dies parallel zur ISO-Zertifizierung der Institution geschah, sei dies eine sehr arbeitsintensive Zeit gewesen.

Er verhehlt nicht, dass es in all den Jahren auch weniger gute Zeiten gegeben hat, emotionale Geschichten und schwierige Entscheide. Da sei es ihm manchmal schon schwergefallen, abends abzuschalten. «Aber dies machte zum Glück nur einen kleinen Prozentsatz aus. Die Freude an den 95 Prozent, die gut laufen, ist grösser. Den Rest muss man mit etwas Gelassenheit relativieren.»

Wieder ein Pädagoge

Es freut ihn, dass der Stiftungsrat mit Bojan Seewer erneut einen Pädagogen zu seinem Nachfolger bestimmt hat. «Das macht auch Sinn. Unsere Kernaufgabe ist es, Menschen mit einer Beeinträchtigung zu begleiten und zu betreuen», hält er fest. «Gerade die Arbeit und Beschäftigung gehören zur Kerndisziplin der agogischen Begleitarbeit, strukturieren sie doch den Alltag, erlauben Teilhabe an der Gesellschaft und bieten Raum für Anerkennung.» 

Den Bedürfnissen angepasst

Im Laufe der Jahre habe sich die Stiftung auf neue Bedürfnisse eingestellt. So ist 2012 das Projekt «Wohnen im Alter» entstanden, welches sich um Menschen mit Beeinträchtigung im Pensionsalter kümmert. «Es war damals auf Kantonsebene ein Pilotprojekt und auch schweizweit waren wir eine der ersten Institutionen, die ein Konzept für ein solches Wohnheim entwickelt haben», sagt er mit einem gewissen Stolz.

Das sei es, was die Stiftung auszeichne: dass sie sich immer weiterentwickelt habe. «Die Gesellschaft kann sich darauf verlassen, dass wir unsere Arbeit gut machen.» Gelungen sei es der Stiftung auch, das Bewusstsein der Gesellschaft für die Anliegen dieser Menschen zu sensibilisieren, sagt er und nennt als Beispiel die gut besuchten Muttertags- oder Adventsverkäufe, bei denen die grosse Solidarität der Bevölkerung mit der Institution spürbar sei.

Neue Herausforderungen

Die Umsetzung der von der Schweiz 2014 unterzeichneten UNO-Behindertenrechtskonvention, welche Menschen mit Beeinträchtigung ein selbst- oder mitbestimmendes und teilhabendes Leben bei optimaler Lebensqualität zugesteht, sei ein Thema, welches die nächste Generation beschäftigen werde. «Das ist eine weitere Riesenentwicklung in Sachen Integration, wenn man bedenkt, wie Menschen mit einer Beeinträchtigung noch vor 60 Jahren psychiatriert wurden.»

Sorge um Ressourcen

«Klar ist, dass die Betreuungssituationen intensiver werden, da die Formen der Beeinträchtigungen komplexer sind», sagt Markus Stöckli. Er sei überzeugt, dass auch diese Menschen in der Stiftung gut aufgehoben seien. Das Einzige, was ihm Sorgen mache, seien die Ressourcen der Betreuenden. Er fragt sich:

Reichen diese Ressourcen, um die zusätzlichen Bedürfnisse dieser Menschen zu erfüllen, um ihnen eine optimale Lebensqualität zu bieten und sie individuell zu begleiten und zu betreuen?

Eine andere Herausforderung sei «der zunehmende Hang zur Bürokratie», sagt er. Auch diese gehe auf Kosten der Zeit, die für die Betreuung zur Verfügung stehe. «Wir haben hervorragende Mitarbeitende, die professionell und kompetent mit Menschen mit einer Beeinträchtigung umgehen, doch es gilt, das Gleichgewicht der Belastung im Auge zu behalten.»

Viel Herzblut

23 Jahre lang war Markus Stöckli Teil dieses Teams. «Die Stiftung ist zu einem ganz grossen Teil meines Lebens geworden, in den ich viel Herzblut und Emotionen gesteckt habe. Sie ist mir ans Herz gewachsen», sagt er. Entsprechend fällt dem 64-Jährigen der Abschied schwer. «Die Leute der SSB werden mir auf jeden Fall fehlen.» Andererseits sei er auch froh, Verantwortung abgeben zu dürfen, sagt er. Und er sei glücklich, dass sie an Personen gehe, die seine Arbeit in ähnlicher Weise weiterführen.

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