Autor: walter buchs
Die einheimische Wald- und Holzwirtschaft steckte vor dem Sturm Lothar bereits seit rund 20 Jahren in strukturellen Problemen. Die Preisentwicklung auf dem Holzmarkt war rückläufig. «Lothar» traf die Holzbranche deshalb in einer schwierigen Phase.
Am 26. Dezember 1999 wurden gemäss Angaben des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landwirtschaft (Buwal) schweizweit 13,8 Millionen Kubikmeter Holz umgeworfen. Das waren 3,8 Prozent des Holzvorrates. Im Kanton Freiburg wurden laut Rechenschaftsbericht des Staatsrates 1,4 Mio Kubikmeter Holz geworfen.
Ganzer Kanton betroffen
Das vor zehn Jahren im Kanton entwurzelte Holz entsprach mengenmässig dem 7-fachen einer Jahresnutzung. Je nach Region war es noch viel mehr. Der ganze Kanton war betroffen, sowohl Teile des Mittellandes als auch der Voralpen. Auf einen Schlag haben etliche Waldbesitzer einen grossen Teil ihres Waldbesitzes und damit auch des Vermögens verloren.
Angesichts des zu erwartenden Preiseinbruchs schickten sich viele Waldbesitzer an, ihr Holz möglichst schnell aufzurüsten und zu verkaufen. Genau dieses unkoordinierte und individuelle Aufrüsten und Vermarkten führte dazu, dass das Überangebot die Preise schnell ins Rutschen brachte. Bereits zwei Monate nach dem Sturm war der Preis für Rundholz im Kanton um 20 Prozent gesunken.
Hohe Einbussen
Laut dem Bundesamt für Statistik sanken die Preise für die Gesamtheit des Holzsortiments um rund einen Drittel. Mancherorts dürfte der Holzpreiszerfall aber noch viel ausgeprägter gewesen sein. «Die Einbussen für uns Waldbesitzer waren enorm», hält Fritz Burkhalter aus Alterswil, Präsident des Waldbauvereins Sense und Vize-Präsident des kantonalen Waldwirtschaftsverbandes, fest.
Wie Pierre Lancoud, Direktor der Westschweizer Holzvermarktungsorganisation «La Forestière», den FN gegenüber sagte, wurden 1999 vor dem Sturm Lothar für einen Kubikmeter aufgerüstetes Rundholz ab Waldstrasse 96 Franken bezahlt. Im Jahr 2000 sank dieser Preis dann auf 52 Fr./m3. Für Sturmholz, das in den folgenden Jahren beispielsweise nach Italien und Österreich exportiert wurde, sanken die Preise zum Teil um bis zu 70 Prozent.
Wie Elmar Fasel aus Plaffeien, Holzeinkäufer für die Firma Despond in Bulle, im Gespräch mit den FN erklärte, hatte er vor dem Sturm Lothar bereits 70 Prozent der vorgesehenen Produktion für das folgende Jahr gekauft. Ein Teil davon stand noch im Wald, war also noch nicht gerüstet. Bis zu der im Vertrag abgemachten Menge sei den Lieferanten dann auch der abgemachte Preis bezahlt worden.
Erst für zusätzliche Lieferungen seien dann tiefere Preise bezahlt worden, so Fasel. Die Zusatzmengen seien primär den bisherigen Verkäufern im Verhältnis zu den Lieferungen der Vorjahre zugeteilt worden. Bis 2003 hatte die Firma Despond ihre Kapazität um 80 Prozent auf eine Jahresproduktion von 165 000 Kubikmeter erhöht.
In Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern und der Holzbranche hat die öffentliche Hand im Jahr 2000 neben Subventionen für die Aufrüstung des Holzes Marktentlastungsmassnahmen ergriffen. Um zu verhindern, dass der Markt kurzfristig vollständig übersättigt wird, wurden dabei auch im Kanton Freiburg Nasslager angelegt, so auch in Räsch bei Düdingen. Dieses Lager wurde erst Ende 2003 wieder aufgehoben. Ende 2001 waren in den sechs Nasslagern im Kanton Freiburg rund 86 000 Kubikmeter Holz gelagert. Zum Sturmholz kam nämlich hinzu, dass der Borkenkäfer im Jahr 2001 sehr grosse Schäden in den geschwächten Wäldern angerichtet hatte, was das Holzangebot zusätzlich noch erhöhte.
Langsame Erholung
Erst rund acht Jahre nach Lothar hätten die Holzpreise wieder nahezu das Niveau von früher erreicht, sagte der Direktor von «La Forestière». Nach einem Durchschnittspreis von Fr. 85.50 im Jahr 2007 sei dieser 2008 dank Hochkonjunktur auf 93 Fr./m3 angestiegen und dann im vergangenen Jahr wieder unter 90 gefallen.
Im Sog der Wirtschaftskrise sei die Tendenz im laufenden Jahr weiter sinkend, ergänzte Elmar Fasel. Dazu weist er darauf hin, dass wegen der Einführung von Angaben die Transportkosten zwischen 2000 und 2008 um 50 Prozent angestiegen sind.