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«Mathematik ist auch ein Spiel»

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«Mathematik ist auch ein Spiel»

Der abtretende Mathematik-Fachdidaktiker Gregor Wieland über Entwicklungen im Rechenunterricht

Im Gespräch mit dem Mathematik-Fachdidaktiker Gregor Wieland wird klar: Der Mathematik-Unterricht von heute hat mit dem von früher nicht mehr viel gemeinsam. Heute begegnen die Kinder der Mathematik auf spielerische und kreative Art.

Autor: Mit GREGOR WIELAND sprach JEAN-LUC BRÜLHART

Oft ist zu hören, dass Schulkinder heute weniger gut rechnen können als früher. Was sagt der Mathematik-Fachdidaktiker dazu?

Das ist eine Aussage, die des Öfteren zu hören ist. Aber man kann nicht behaupten, dass die Kinder heute weniger stark sind im Rechnen. Natürlich hat der Rechenunterricht von früher das Gewicht stärker auf die schriftlichen Rechenoperationen gelegt. Die Schulkinder wurden richtiggehend gedrillt: Ein Rechenverfahren wurde vorgegeben und die Kinder mussten es nachmachen. Heute stehen nicht mehr diese Fertigkeiten im Vordergrund, sondern Kompetenzen wie Problemlöseverhalten und Vorstellungsvermögen. Entscheidend ist: Den Kindern wird nicht ein Lösungsweg vorgegeben, vielmehr müssen sie über eine Aufgabe nachdenken und sie verstehen, bevor sie einen eigenen Lösungsweg präsentieren. Flexibilität und Kreativität sind gefragt. Das ist doch genial.

Sind schwächere Schüler damit nicht überfordert?

Es ist falsch zu denken, dass man einem schwachen Schüler einen Lösungsweg vorzeigen muss. Wenn er schon Mühe hat, die Aufgabe zu verstehen, muss man ihn nicht noch mit formalen Lösungswegen von Erwachsenen überfordern. Die neusten Forschungsergebnisse zeigen dies deutlich auf. Sie belegen, dass der Austausch von verschiedenen Lösungswegen zwischen den Schülern anregt, ansteckend ist. Gerade für schwächere Schüler. Die Kinder selber Rechnungen entwickeln lassen ist ein Beitrag an die natürliche Differenzierung, an das Individualisieren. Wer immer nur nachmacht, verliert an Selbstvertrauen. Sag einem Kind nicht, was es selbst entdecken kann. Diese Art Unterricht nennt sich aktiv-entdeckendes und soziales Lernen. Und es funktioniert auf allen Stufen. Aber es bedingt bei allen Beteiligten ein Umdenken.

Was halten die Eltern von der Mathematik, wie sie heute unterrichtet wird?

Die heute angewandten Methoden werden unterschiedlich aufgenommen. Es gibt kritisch eingestellte Eltern, und es gibt solche, die bedauern, nicht auch einen solchen Unterricht genossen zu haben. Die Rolle der Eltern ist aber wichtig. Sie sollen den Kindern bei den Hausaufgaben nicht einen Lösungsweg aufzeigen. So geht die Kreativität des Kindes kaputt. Viel eher rate ich ihnen, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen, ihr Kind zu fragen, wie es eine Lösung gefunden hat und dann vor allem auch von ihrem Kind zu lernen.

Diskussionen über das Hochdeutsch und den Fremdsprachenunterricht in der Primarschule sind an der Tagesordnung. Von der Mathematik ist kaum etwas zu hören. Weshalb?

Es gibt sehr wohl Diskussionen, sogar zum Teil heftige – gerade unter Lehrpersonen. Man muss immer Neues ausprobieren, um zu sehen, ob es erfolgreich ist. Der neue Ansatz ist: weg von reinen Fertigkeiten, hin zu den Kompetenzen. Auch bei Lehrpersonen muss ein Umdenken stattfinden. Ich bin mir bewusst, dass es ein anspruchsvoller Unterricht ist. Es braucht etwa eine Generation, bis die neuen Methoden und Erkenntnisse akzeptiert und im Unterricht vollends umgesetzt sind.

Von den Cuisenaire-Stäbchen zum Zahlenbuch: Wo liegt heute in der Forschung das Schwergewicht?

Ziel der fachdidaktischen Forschung ist es, die Denkvorgänge der Kinder kennenzulernen. Wie gehen sie mit Zahlen und Formen um? Die Ergebnisse dienen dazu, das richtige Lernmaterial zur Verfügung zu stellen, denn das ist entscheidend. Diese Erkenntnis haben wir erst in den letzten Jahren gewonnen.

Mathematik sei eine Art Spiel, ist der Literatur zu entnehmen. Was ist damit gemeint?

Mathematik ist per se ein Spiel – ein vom Menschen geschaffenes Spiel mit Zahlen und Formen. Die Beliebtheit der Sudokus zeigt diese Spielfreude mit Zahlen sehr gut. Das Erkennen, Beschreiben und Schaffen von Mustern und Gesetzmässigkeiten ist ein wichtiger Teil dieses Spiels. Mathematik ist nichts anderes als die Untersuchung wissenschaftlicher Muster.

Soll der Taschenrechner in der Primarschule schon zum Einsatz kommen?

Das Kopfrechnen hat nichts von seiner Aktualität eingebüsst, denn es ist notwendig als Grundlage. Aber ich bin der Meinung, dass die Kinder lernen müssen, den Taschenrechner sinnvoll einzusetzen. So könnte zum Beispiel in jedem Klassenzimmer ein Rechner bereitstehen, um die Aufgaben zu kontrollieren. Ich stelle bei den Primarlehrpersonen eine gewisse Hemmung fest, den Taschenrechner zu brauchen. Heute setzt ihn jede Lehrperson nach eigenem Gutdünken ein.

Ist Mathematik schon im Kindergarten ein Thema?

Im Kindergarten geht es weniger um Frühförderung als um altersgemässe Entwicklung. Früher wurden Kinder eher zurückgebunden, heute stillt man den Wissensdurst der Kinder. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kinder in der Regel sehr gerne zählen, aufzählen, vergleichen. Es darf aber nicht zu einer Überforderung kommen.

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