Mehr Dialog mit der Gesellschaft
Handelskammer will in der öffentlichen Diskussion verstärkt präsent sein
Unter dem Präsidium von Bernard Sottas hat sich die Handelskammer von einem Dienstleistungsbetrieb für die Mitglieder vermehrt zu einem Partner im öffentlichen Dialog entwickelt. Der neue Präsident Charles Phillot möchte, dass Unternehmer nach Möglichkeit auch in politischen Gremien mehr Verantwortung übernehmen.
Von WALTER BUCHS
Die 87. Generalversammlung der Freiburger Industrie-, Dienstleistungs- und Handelskammer vom Montagabend stand ganz im Zeichen des Präsidentenwechsels. Nach zwei Perioden à drei Jahren konnte Bernard Sottas, Unternehmer in Bulle, nicht mehr gewählt werden.
Zusammenarbeit mit Partnern verstärkt
In seiner ausführlichen Bilanz vor rund 500 Personen im Forum Freiburg erinnerte der scheidende Präsident daran, dass die Handelskammer auf Wunsch vieler Mitglieder enger mit den Fachhochschulen, den Berufsschulen und der Lehrwerkstätte zusammenarbeite. Dies erlaube es, besser auf die gegenseitigen Bedürfnisse einzugehen. In gemeinsamen Aktionen wurden verschiedene technische Berufe vorgestellt. Für das kommende Jahr ist ein grosses Berufsforum in Vorbereitung.
Bernard Sottas kam auch auf die Schaffung des Swiss Centers Shanghai zu sprechen, das bereits von seinem Vorgänger lanciert wurde, ein Projekt, das dann aber Durchhaltevermögen erforderte. Diese Weitsicht und Dynamik habe der Stellung Freiburgs gut getan und sei sicher auch ausschlaggebend gewesen, dass der Bund seine Leistungen auf diesem Gebiet ausgebaut hat.
Der scheidende Handelskammerpräsident kam noch auf das Steuerpaket zu sprechen, das im vergangenen Jahr vom Schweizer Volk abgelehnt wurde. Er brandmarkte dabei die «unheilige Allianz» von zwanzig Kantonsregierungen mit der Linken, die zusammen die wildesten Argumente brauchten, um dem Volk Angst zu machen. Gleichzeitig müsse man leider feststellen, dass gewisse Kreise alles unternehmen, um bei der Ansiedlung grosser Industriebetriebe Schwierigkeiten zu machen.
Charles Phillot, seit 1996 Generaldirektor von Frewitt, Granges-Paccot, wurde einstimmig zum neuen Präsidenten der Handelskammer gewählt. Angesichts der zu erwartenden weltweiten wirtschaftspolitischen Herausforderungen ist es nach seiner Meinung unbedingt notwendig, dass der Kanton seine Entwicklung auf die wirtschaftlichen Pole konzentriert, um die Wettbewerbsfähigkeit zu behalten. Die Handelskammer werde den Staatsrat dabei unterstützen. Gleichzeitig gab er in seiner zweisprachig gehaltenen Antrittsrede seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Agglomeration Freiburg nun bald entstehe und dann eine dynamische Rolle spiele.
Gesellschaft aktiv mitgestalten
Der neue Handelskammerpräsident regte an, dass die Verantwortlichen in der Wirtschaft sich am gesellschaftspolitischen Dialog aktiv beteiligen und allenfalls auch politische Ämter übernehmen. Er stellte die Frage in den Raum: «Wer wird sonst in der Lage sein, unsere Ideen zu vertreten, unsere Probleme zu verstehen, wenn wir innerhalb der politischen Instanzen nicht besser vertreten sind?» Es sei dringend notwendig, «in der Öffentlichkeit ein objektives, korrektes Bild der Bedeutung der Wirtschaft wiederherzustellen.»
Die GV der Handelskammer wurde mit einem Vortrag von Conrad Gerber, Präsident der Petro-Logistics Ltg, zum Thema «Ende des Erdölzeitalters?» abgeschlossen.