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Mehr Fälle garantieren die Qualität

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Autor: Fahrettin Calislar

Das Freiburger Spital HFR erwägt, langfristig die Akutversorgung im Kantonsspital in Freiburg zu konzentrieren. Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher – der ein Ferienhaus in Môtier besitzt – teilt die Einschätzung des HFR-Verwaltungsrats.

Waren Sie von der Ankündigung des HFR-Verwaltungsrats überrascht?

Nein. Das hat sich abgezeichnet. Ich habe Verständnis dafür, ich finde: Bravo, dass ihr das sofort mitteilt, Bravo für die Ehrlichkeit.

Warum?

Der Entscheid ist vor allem medizinisch richtig. Die Krise um die Maternité gab einen ersten Eindruck. Die Chefärztinnen sagten, sie könnten die Qualität mit den Spezialitäten und 700 Geburten nicht sicherstellen. In der Medizin ist die Mindestmenge das Problem. Das Kantonsspital bietet mit wenigen Ausnahmen alle spezialisierten Dienste an. Sie haben in Freiburg auf Facharztstufe einen 24-Stunden-Service. Das können Sie mit 700 Geburten weder wirtschaftlich noch qualitativ rechtfertigen. Zweitens: das personelle Problem. Wenn Sie gute Leute wollen, müssen Sie ihnen gute Bedingungen für qualitativ hochstehende Arbeit liefern. Qualifizierte Leute sagen, so könnten sie den Job nicht gewissenhaft machen. Hinzu kommt die finanzielle Seite: Unter 1000 Geburten legen Sie so oder so drauf.

Also keine Verzweiflungstat, sondern Vorwärtsstrategie?

Der neue Verwaltungsrat hatte zwei Möglichkeiten: sofort die Wahrheit sagen oder Salamitaktik. Ich sage: Respekt. Offenbar wollte der neue VR-Präsident von Anfang an Klartext reden. Halbheiten führen nur zur Verlängerung des Leidens, zu Mehrkosten und Frust. Offensichtlich hat man das lange verzögert. Ich wusste schon im Fall Tafers, dass diese 42 Millionen Franken eine Fehlinvestition waren. In Freiburg holt man nach, was vorher nicht systematisch wurde.

Aber das wird ein schmerzhafter Prozess sein …

Man kann das sozialverträglich umsetzen. Es ist ja keine Krise ausgebrochen, hier ist ein strukturelles Problem. Je früher man anfängt, desto länger hat man Zeit. Man kann sagen: Keine Entlassungen, alle Leute haben Platz innerhalb dieses Systems, man hat Zeit, um Härten zu verhindern.

Wer profitiert nun davon?

Hier geht es um die Identität: Nicht nur um das Spital, sondern um die Frage: Ist Freiburg ein urbaner oder ein ruraler Kanton? In Bern hat man gesagt: Bern ist rural. Die Folge: Bern wird ausgebeutet von den Randregionen. Das starke Zentrum wird geschwächt. Freiburg muss eine eigene Identität haben und dafür das Zentrum stärken, nicht schwächen. Aber erkennt die Politik, dass es um nichts weniger als die Freiburger Identität geht?

Es hiess, jede Region brauche ihr Spital. Was ist nun anders?

Früher war es ein Problem, mit dem Bus von Bulle nach Freiburg zu kommen. Die S-Bahn hat alles geändert. Denn diese fährt von überall her nach Freiburg. Die Frage hat zudem eine sprachpolitische Komponente: Es ist bisher weder in Biel noch in Freiburg oder in Sion gelungen, ein zweisprachiges Spital zu betreiben. Biel ist noch am weitesten. Es geht ja nicht nur um die Sprachkenntnis, sondern um Unterschiede in der Mentalität, in der Einstellung zur Krankheit, zum Tod.

Die Zweisprachigkeit wird oft als zentrales Problem bezeichnet. Was ist der richtige Ansatz, es zu lösen?

Der Kanton muss den Deutschfreiburgern sagen: «Ihr dürft frei wählen, ob ihr nach Bern oder ins Kantonsspital gehen wollt. Und wir bemühen uns, dass ihr euch in Freiburg wohlfühlt.» Denn zahlen muss der Kanton sowieso, egal wohin die Leute gehen. Nehmen wir ein Beispiel: Das Baselbiet hat seiner Bevölkerung die Freizügigkeit zugestanden. Bisher musste ein Baselbieter, der ohne medizinischen Grund nach Basel ging, die Differenz zahlen, und Basel ist teurer. Nun wird der Baselbieter bei der Bezahlung wie ein Stadtbasler behandelt. Ich empfehle der Freiburger Regierung aus sprachpolitischen Gründen dasselbe Vorgehen. Wenn ein Deutschfreiburger – zum Beispiel weil er sich wohler fühlt in Bern oder in Aarberg – dorthin geht, dann sollte der Kanton den Aufpreis bezahlen, so wäre das sprachpolitische Problem gelöst.

Wird denn das nicht teurer, wenn der Standort Freiburg ausgebaut werden muss?

Selbst wenn: Baukosten in einem Spital sind – verglichen mit den Betriebskosten – Peanuts. Es sind schon grosse Beträge, aber wenn damit Einsparungen ermöglicht werden, können sie rasch abgeschrieben werden.

Wir haben noch den «Sonderfall» des Interkantonalen Spitals der Broye in Payerne. Was ist sein Schicksal?

Obschon Payerne ja im Kanton Waadt liegt, muss man das Spital wieder näher an Freiburg anbinden. Ich finde die Idee an sich sehr gut. Aber: Payerne muss – und ich meine das keineswegs despektierlich – vermehrt wieder ein Satellit von Freiburg werden.

Reaktionen 1:«Deutschfreiburg wird wieder links liegen gelassen»

Die Pläne des Freiburger Spitals seien der Sensler SVP-Deputation «sauer aufgestossen», wie Grossrat Alfons Piller, Plaffeien, mitteilt. «Der Entscheid ist absurd, ein Affront gegen Deutschfreiburg.» Die Regierung habe im Rahmen der Spitalplanung versprochen, dass Tafers und Riaz bestehen blieben. SVP-Grossrat Markus Zosso, Schmitten, spricht von einer Salamitaktik, die nicht mehr akzeptabel sei. «Einmal mehr wird der deutschsprachige Teil des Kantons links liegen gelassen.» Der grösste Teil der Sensler, die ins Spital müssen, sprächen kein Französisch. Diese grosse Hemmschwelle, so befürchten die SVP-Grossräte, könnte die Abwanderung nach Bern verstärken. «Wir werden diese Absicht mit allen Mitteln bekämpfen und ein klares Signal aussenden, damit der Kanton die Verantwortlichen zurückpfeift», sagt Alfons Piller, und sein Parteikollege ergänzt, dass sie alle Sensler Grossräte in dieser Sache vereinen und über die Region Sense den Widerstand organisieren würden. Markus Zosso ärgert sich auch über die Art der Information über die Medien.

Scharfe Kritik kommt auch vom Freiburger Verband des Personals öffentlicher Dienste, der befürchtet, dass die Nähe zwischen Spital und Bevölkerung ganz verloren geht. Das Freiburger Spital trete den Willen des Volkes mit Füssen und habe zum Ziel, die Pflegeleistungen auf dem Buckel des Personals zu rationalisieren. im

Reaktionen 2: Die Parlamentarier in Bern reagieren unterschiedlich

Ständerat Urs Schwaller ist ein klarer Befürworter des Spitals in Tafers. «Wir haben jahrelang für dessen Erhalt gekämpft.» Es sei wichtig, dass die Grundversorgung im deutschsprachigen Teil des Kantons gewährleistet werde. «Durch die Umpflügungen der letzten Jahre in der Spitallandschaft ist bei den Kantonen Druck entstanden», sagt er. Er bezweifelt jedoch, dass man wirklich spart, wenn Standorte geschlossen werden und dafür in Freiburg neu gebaut wird. «Im Bericht muss die Rechnung gemacht werden», sagt der CVP-Ständerat. Der Kanton müsse auch regionalpolitisch überlegen. «Es kann doch nicht sein, dass man sagt, die Deutschsprachigen sollen in Richtung Bern gehen.» In einem Kanton, der sich durch die Zweisprachigkeit auszeichnet, müsse man bereit sein, etwas dafür zu bezahlen. «Zumal es Freiburg finanziell gut geht.»

Dass sich der HFR-Verwaltungsrat Gedanken zur Strategie mache, sei angesichts der finanziellen Situation normal, sagt SP-Nationalrat Jean-François Steiert. «Weitermachen wie bisher wäre nicht seriös», sagt der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik. Die Konzentration von all jenen Angeboten, die kostspielig seien und viel Erfahrung benötigten, sei sinnvoll. Zwei Voraussetzungen müssten jedoch gegeben sein: «Der deutschsprachigen Bevölkerung muss garantiert werden können, dass sie in ihrer Sprache qualitativ gut behandelt wird.» Für Jean-François Steiert würde eine Permanence in Tafers unter Umständen Sinn machen.

FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois spricht sich gegen die Zentralisierung zu einem Akutstandort aus. Bezirksspitäler wie Tafers oder Riaz würden eine wichtige Rolle spielen in der Notfallversorgung. Für den Stiftungsrat des Daler-Spitals ist aber klar, dass eine Konzentration auch Vorteile bringt.

«Wir haben ein Problem, was das Spital anbelangt», sagt SVP-Nationalrat Jean-François Rime. Wenn eine Zentralisierung eine Effizienzsteigerung bedeute, dann könne er auch damit leben, dass beispielsweise das Spital in Riaz geschlossen würde. mir/ak

Die Streichung der Akutversorgung im Spital Tafers sei zwar schmerzhaft, aber notwendig, sagt Gesundheitsökonom Heinz Locher.Bild Aldo Ellena

Heinz LocherBild key/a

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