Mehr Platz für die ausgestopften Tiere
Autor: Regula Saner (Text) und Charles Ellena (Bilder)
Die Konservation unseres Naturerbes gehöre zu den vielleicht wichtigsten Aufgaben des Naturhistorischen Museums, sagt Vizedirektor Emanuel Gerber. Vögel, Raubtiere, Säuger – 90 Prozent der Museumssammlung wird dem Publikum gar nie oder nur hin und wieder gezeigt. Aber wohin mit diesem Material? Früher, erzählt Gerber weiter, sei einfach so viel wie möglich in den Ausstellungsräumen selbst verstaut worden – entweder waren dann die Vitrinen mit Tieren vollgestopft, oder die Sammlung wurde in Schubladen und Kästchen unter der Vitrine deponiert. Heute dagegen setze man die Ausstellungsobjekte mehr in Szene.
Wider die Regeln der Kunst
Das hat zur Folge, dass es im Museum von den unteren Büroräumlichkeiten bis in den Estrich hinauf kaum eine Ecke gibt, die nicht mit Schmetterlingen, Adlern oder Mäusen belegt wäre. Das wiederum sei aus zwei Gründen problematisch, erklärt Gerber. Einerseits verstosse das Aufbewahren von Präparaten in Büros gegen die Vorschriften der Arbeitshygiene. Denn die Tiere würden oft mit Chemikalien behandelt.
Andererseits widerspreche diese Art des Aufbewahrens den museographischen Regeln. «Um etwas korrekt zu konservieren, muss die Temperatur und die Raumfeuchtigkeit stimmen. In einem Büro werden indes die Fenster auf- und zugemacht, im Winter wird stark geheizt und so weiter.» Zu wenig Luftfeuchtigkeit könne beispielsweise dazu führen, dass die Haut eines ausgestopften Vogels schrumpfe und dadurch Risse entstünden.
Neues Depot befriedigt
Eine Lösung für diese Probleme konnte im alten Zeughaus gefunden werden, wo das Naturhistorische Museum seit 2007 sein definitives Depot hat (siehe auch Kasten). Der Umbau des oberen Stockwerkes wurde Ende 2008 fertig und wird nun nach und nach bevölkert. Emanuel Gerber ist mit der neuen Infrastruktur zufrieden: «Hier ist das Arbeitsklima im wahrsten Sinne des Wortes besser, und die Konservierung kann nach allen Regeln der Kunst erfolgen.»
Platz für neue Aktivitäten
Das neue Depot verschafft dem Naturhistorischen Musem in Zukunft auch mehr Luft respektive Raum für jene Aktivitäten, für welche bisher kaum Platz war. Gerber denkt unter anderem an die Ateliers für Schulen. Vorerst werden die freiwerdenden Räume aber noch zu einem anderen Zweck genutzt. Denn in den kommenden zwei bis drei Jahren wird der Zoologiesaal des Museums erneuert. Die dort ausgestellten Tierchen – unter anderem der Wal – müssen derweil auf den Estrich.