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Mehrsprachige Bundesräte

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Gastkolumne

Autor: Boris Boller

Mehrsprachige Bundesräte

Wieder einmal sind Bundesratswahlen angekündigt, und eine noch unsortierte Menge von möglichen Nachfolgern geistert durch die Medien. Zwar ist die Sommerpause noch nicht überall vorbei, aber wenn die Redaktionen und Parteisekretariate erst mal wieder voll besetzt sind, werden wohl noch weitere Namen in die Runde geworfen – und andere, von denen zurzeit noch die Rede ist, werden bis auf weiteres wieder aus der grösseren Öffentlichkeit verschwinden.

Bisher sieht es nicht so aus, als ob auch diese Wahlen wie schon 2002 und 2009 erneut von Fragen nach dem sprachlichen und identitären Reinheitsgrad der Kandidaten begleitet oder gar dominiert werden: In welcher Sprache träumt der Kandidat oder die Kandidatin? Heisst der Familienhund Médor oder Waldi? Rösti oder Papet Vaudois? Hochspezialisierte Diskussionen zu den Unterschieden von «Romand», «Welscher», Westschweizer, Deutschschweizer etc. scheinen diesmal nicht anzustehen. Aber bis zum nunmehr anscheinend einzigen Wahltag fliesst ja noch einiges an Wasser die Saane, den Tessin, die Steinach oder die Langete hinunter.

Selbstverständlich ertönt wie bei jeder Wahl wieder der Ruf, man solle doch einfach den Fähigsten oder die Fähigste wählen. Das würde aber eine Wahl doch etwas sehr einschränken oder völlig verunmöglichen. Je nach Situation bestimmen Partei, Image, Geschlecht oder eben auch die zugeschriebene sprachregionale Identität die jeweilige Wählbarkeit der Kandidaten.

Vielleicht könnte man den in Zukunft bestimmt wieder aufflammenden Diskussionen zu «Romandicité», «Alemannität» oder «Italianità» etwas von der üblichen Gehässigkeit nehmen, wenn minimal Zweisprachigkeit für Bundesratskandidaten zwingend vorgeschrieben wäre. Die Kenntnis einer dritten Landessprache wäre durchaus erwünscht, die Vertrautheit mit dem jeweiligen Liedgut der anderen Sprachregionen müsste aber nicht obligatorisch durch Vorsingen bewiesen werden. Die Bundesratssitzungen könnten dann alternierend oder gleichzeitig in der einen oder anderen Sprache gehalten werden, wobei Unterstädter Bolze als Protokollführer besonders gute Voraussetzungen hätten – stimmt, diese Idee kam neulich zu recht fortgeschrittener Stunde und sehr heissen Temperaturen auf den Tisch.

Und bei Tage betrachtet hätte die Forderung nach zwingend mehrsprachigen Bundesräten wohl wenige Chancen. Zudem könnte das zu einem unfairen Wettbewerbsvorteil von Freiburg, Wallis und vielleicht Bern führen. Vielleicht sollte man die Idee der Mehrsprachigkeit vorerst mal an den Parteipräsidenten erproben.

Boris Boller ist im Thurgau geboren, besuchte die Schulen in Bern, studierte und arbeitete an deutsch- und französischsprachigen Abteilungen der Universität Freiburg. Heute lebt und arbeitet Boris Boller wieder in Bern. Er ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet.

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