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«Mehrsprachigkeit ist die Regel»

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«Mehrsprachigkeit ist die Regel»

28. Europatag an der Universität Freiburg auch im Zeichen der Sprachen

Zum 28. Mal fand an der Universität Freiburg der Europatag statt. Es wurde diskutiert, wie in Europa mit der Übermachtstellung des Englisch umgegangen werden soll und wie wertvoll die Mehrsprachigkeit ist.

Von JEAN-LUC BRÜLHART (Text)
und CHARLY RAPPO (Bilder)

«Grenzüberschreitung ist im Geist und im Herzen notwendig», sagte Festredner Erhard Busek, ehemaliger Vizekanzler Österreichs und Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes. Über die Bildung der Europäischen Union spricht er von «der Rückkehr zur Normalität». Im 19. Jahrhundert hätten die Staaten Europas beachtliche Gemeinsamkeiten gehabt, bevor innereuropäische Kriege die Verschiedenheiten betonten.

Legitimation der EU

Die EU sei ein faszinierender Prozess, weil in der Vergangenheit die Bildung eines Grossstaates immer nur durch Kriege und Eroberungen möglich war. Heute würden demokratische Entscheide die EU legitimieren. Bereits sei der Euro, die gemeinsame Währung, kein Thema mehr, nur noch die Kursschwankungen im Vergleich zum Dollar.

In Zeiten des Umbruchs haben für Busek die Sprache und insbesondere die Literatur eine unendliche Bedeutung: «Sie kann helfen, vor politischen Entwicklungen zu warnen.» Über die Literatur könnten zudem menschliche Erfahrungen gemacht werden, die helfen, Verständnis für das andere, das Fremde zu entwickeln.

Frühenglisch als Chance

«Die Mehrsprachigkeit in Europa ist die Regel und nicht etwa die Ausnahme», sagte Theodor Berchem, Romanist in Würzburg. Monokulturelle Staaten seinen nur Island und Portugal. Auf der Erde existierten sogar 30 Mal mehr Sprachen als Länder. In der globalisierten Welt sei in Zukunft die Mehrsprachigkeit wichtiger denn je. Mit einer gemeinsamen Sprache könnten Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt und mentale Barrieren abgebaut werden.

Nach Berchem darf gerade in der heutigen Zeit nicht verkannt werden, dass Europa vielsprachig ist. Deshalb soll das Englisch die Sprachen in Europa nicht ersetzen. «Alle meinen, sie könnten Englisch. Das stimmt aber nicht», sagte Berchem. Obwohl der Romanist für ein frühes Lernen des Englisch plädiert, will er die Dominanz dieser Sprache auf lange Zeit brechen. Er missgönnt den Ländern USA, Grossbritannien und Australien die sprachliche Macht und weist gleichzeitig darauf hin, was in der Vergangenheit mit den Weltmächten geschehen ist – sie zerfielen. «Es ist an der Zeit, dass die EU Sprachpolitik betreibt», sagte deshalb Berchem. Es müssten Fragen bezüglich Lerninhalte und Anforderungen gelöst werden.

Mit dem Frühenglisch will Berchem den Kindern, die nicht weiter studieren werden, den Zugang zu mindestens einer Fremdsprache ermöglichen. Die Unbefangenheit der Kinder ermögliche ein frühes Erlernen einer Fremdsprache. Später sollen noch weitere hinzu kommen.

Keine sprachliche Kolonialisierung

Für den Publizisten Roger de Weck mag das Englisch mit seinen diffusen Ausdrücken zwar bedeutsam, aber nicht bedeutungsvoll sein. Es sei nicht im Sinne Europas, dass sich eine einzige Sprache durchsetze. Dies würde einer Vollendung der sprachlichen Kolonialisierung, wie sie heute bereits geschieht, gleichkommen. De Weck plädiert viel mehr für den Beibehalt der verschiedenen Sprachen und Denkweisen, die einem grossen Reichtum gleichkäme. Das Französisch ist gemäss de Weck in der Defensive, weshalb die Französischsprachigen ein stärkeres Bewusstsein für die Stärken und Schwächen ihrer Sprache hätten. Er wünschte sich, dass Freiburg konsequenter den Austausch fördere und somit eine bedeutendere Vorreiterolle einnehme.

«Das Gespenst Territorialität»

Die Territorialität beschreibt eine enge Verbindung zwischen Sprache und Raum, in der die Homogenität gross ist. Die territorialen Grenzen schaffen gemäss Christian Giordano, Ethnologe an der Universität Freiburg, Barrieren und verstärkten die Sprachprobleme. «Je mehr territoriale Grenzen, umso hinderlicher für den Austausch», ist Giordano überzeugt. Europa soll für ihn «multiethnisch und interkulturell oder aber dann gar nicht sein». Das «Gespenst der Territorialität» habe ausgedient und es müssten neue Formen ausgearbeitet werden.

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