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«Mein Labor ist der Kanton Freiburg»

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Bernard Dafflon: An Ihrer Abschiedsvorlesung sprachen Sie zum Thema «Die Wirtschaftspolitik des Föderalismus: vom Büro an die Werkbank». Was haben die Zuhörer Neues erfahren?

Nichts Neues, aber es geht um ein Experiment und ein Modell, das wir in Freiburg entwickelt haben. Auf der einen Seite projiziere ich die Theorie über den Steuerföderalismus; auf der anderen Seite zeige ich, was Realität ist. Theorie ist schön, aber ich will, dass das auch in der Praxis Anwendung findet.

 

 Sie sind Spezialist für öffentliche Finanzen, besonders auch Kommunalfinanzen und Finanzen der Sozialversicherungen. Wo lag zuletzt Ihr Forschungsschwerpunkt?

Beim Finanzausgleich im Steuerföderalismus: Solidarität im Finanzausgleich. Darüber habe ich hier in Freiburg viel gearbeitet, aber auch in den Ländern, in denen ich jetzt noch aktiv bin: Tunesien oder Burkina Faso.

 

 Und womit hatten Sie begonnen?

Ich begann mit der Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden. Das hatte ich schon als Dienstchef bei der Abteilung Gemeinden in der kantonalen Direktion des Innern bearbeitet. Und parallel dazu habe ich am Finanzausgleich zwischen Kantonen und Gemeinden gearbeitet. Dann kam die Idee hinzu mit den Gemeindefusionen durch meinen Chef, Staatsrat Rémi Brodard. Aufgabenteilung, Finanzausgleich, Fusionen: Das waren unsere drei Säulen.

 

 Können Sie sich noch an Ihre Antrittsvorlesung erinnern?

Ganz klar: «Le principe d’équivalence selon le modèle de Buchanan». Dieses Modell benutzte ich, um die verschiedenen verbraucherabhängigen Gebühren wie Wasserzinsen, Abwasser und Kehrichtabfuhr mit dem Amt für Umwelt zu regeln. Die französische Entwicklungsagentur übernimmt noch in diesem Jahr für ihre Entwicklungshilfe in Afrika genau dieselbe Idee.

 

 Wer hat Sie in Ihrer akademischen Karriere mehr inspiriert: Ihre Studenten oder die illustren Professor-Kollegen wie Heinrich Bortis, Joseph Deiss, Reiner Eichenberger, Walter Wittmann?

Vor allem zwei Personen: Basilio Biucci, mein Vorgänger hier: Er hat in mir das Interesse für die Finanzwissenschaft geweckt. Und Staatsrat Rémi Brodard. Mir als jungem Dienstchef hatte er vollstes Vertrauen geschenkt. Seine Worte waren: «Wenn Sie sicher sind, machen wir es.» Zum Beispiel bei der Ausarbeitung des Gemeindegesetzes hat er mir nie gesagt, etwas sei nicht möglich. Am Anfang einer jungen Karriere prägt einen das.

 

 Sie wurden immer wieder vom Staat Freiburg als Experte beigezogen. Wo zum Beispiel?

Als frischgebackener Professor nahm ich zwei Dossiers vom Gemeindedepartement mit an die Universität: Die Gemeindefusionen und die Schuldenbremse. Das Ziel von unter 100 Gemeinden im Kanton entspricht den Methoden und Visionen, die wir schon in der kantonalen Direktion in Angriff genommen hatten, und als Professoren haben wir dann die Methoden verfeinert. Das zweite Dossier, die Schuldenbremse, haben wir für verschiedene Kantone entwickelt.

 

 Inklusive Freiburg?

Ja, inklusive Freiburg. Davon handelte meine erste Dissertation: die öffentliche Verschuldung.

 

 Findet man Ihre Handschrift auch in der Staatsverfassung?

Nein, aber ich wurde als Bürger konsultiert und habe so meine Bemerkungen angebracht. Zudem: In der neuen Verfassung sind die Schuldenbremse, das Prinzip des finanziellen Gleichgewichts und der Anreiz für Gemeindefusionen enthalten. Vorher war dies nur in den Gesetzen, jetzt ist es in der Verfassung.

 

 Der Staatsrat hat kürzlichen ein Sparprogramm vorgestellt: Hat er Sie dazu auch konsultiert?

Nein, aber meine Meinung ist klar: Das Sparprogramm enthält keine Visionen. Es ist eine Aufreihung von Budgeteinsparungen ohne Perspektiven. Lineare Sparmassnahmen sind nie das Beste. Der Kanton sollte eine Entwicklungsvision haben; es braucht Prioritäten. Wie kann man es sonst erklären, dass man bei der Universität sieben Millionen Franken streicht und dann mehrere Millionen der ETH Lausanne gibt.

 

 Wie gehen Sie damit um? Als Experte sehen Sie, dass etwas falsch läuft. Versuchen Sie, da irgendwie einzugreifen?

Ich mache eine klare Unterscheidung zwischen meiner Meinung als Professor und meiner Meinung als Bürger dieses Kantons.

 

 Und auf politischer Ebene?

Ich habe da nie eingegriffen.

 

 Das kann ja noch kommen.

Nein. Ich habe nie Politik gemacht. Wenn ich Dossiers bearbeite, so mache ich das ohne Einfluss von aussen. Ich war immer ganz frei. Mein Labor ist der Kanton, wenn die Politik es aufnimmt, bin ich froh.

 

 Sie waren auch Experte für die Weltbank und den Europarat. Bei wem fanden Sie eher Gehör, bei der Weltbank, dem Europarat oder doch dem Staatsrat?

Die Methoden sind die gleichen. Ich habe mit denselben Methoden in den Kantonen wie im Ausland gearbeitet. Die Idee ist nie, einen Vorschlag zu machen, sondern Fragen zu stellen. Man schaut die Situation an, fragt nach den Zielsetzungen, und vergleicht nach zehn oder zwölf Jahren das Realisierte mit den ursprünglichen Plänen. Zum Beispiel, ob Zielsetzungen in den Gesetzen und in der Politik ihren Niederschlag finden. Wir kommen nicht mit fertigen Lösungen, wir kommen mit Methoden. Auch da gilt: Es ist nicht die Weltbank, die uns unsere Methoden diktiert. Bei mir geht das nicht.

 

 Gehen Sie gerne in Pension?

Ich mache keinen Rücktritt, ich mache einen Schritt zurück. Ich werde weniger machen, sicher keinen Unterricht mehr geben. Das ist wohl das Schwierigste: Die Studenten erhalten mich jung. Aber ich bin voller Projekte. Ich schreibe jetzt mit meiner Kollegin und Doktorandin Sandra Daguet ein allgemein verständliches Buch «Einführung in die Finanzwissenschaft». Und noch etwas: Ich habe bei meinen Expertenjobs in 28 Ländern viel erlebt. Einige absolut unglaubliche Ereignisse. Ich habe Tagebücher geführt und viele Fotos gemacht. Diese Geschichten will ich auf Papier bringen. In fünf Bänden für meine fünf Grosskinder.

«Dossiers bearbeite ich

ohne Einfluss von aussen.»

Bernard Dafflon

Wirtschaftsprofessor

Zur Person

Erst Dienstchef, dann Professor

Vor seiner Professur an der Universität Freiburg war Bernard Dafflon Dienststellenleiter bei der Abteilung Gemeinden der kantonalen Direktion des Innern. Zur Direktion unter dem damaligen Staatsrat Rémi Brodard gehörten noch die Sicherheit und Justiz. Noch als kantonaler Beamter war Dafflon an der Universität Freiburg Dozent für Finanzwissenschaften. 1986 wurden Dafflon ausserordentlicher und 1990 ordentlicher Professor für öffentliche Finanzen und Management der Kommunalfinanzen. Zwischendurch war Bernard Dafflon Gastprofessor an der ETH Zürich sowie an den Universitäten Neuenburg und Genf. Verschiedene Male wurde Dafflon vom Kanton Freiburg als Experte beigezogen. Auch die Weltbank, der Europarat oder die französische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit griff auf Dafflon als Experten für Projekte zurück.uh

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