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«Mentalität schlägt Talent»

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Johann Vogel, Sie waren fünf Jahre Coach bei der U18 der Grasshoppers, danach trainierten Sie die U17 von PSV Eindhoven und nun sind Sie verantwortlich für die Schweizer U19-Nationalmannschaft. Was reizt Sie an der Arbeit mit dem Fussball-Nachwuchs?

Mir gefällt auf dieser Stufe, dass ich den jungen Spielern den letzten Schliff mitgeben kann. Die Fussballer sind alle sehr talentiert, sehr motiviert und sehr fokussiert. Natürlich habe ich bei der Nationalmannschaft keine riesige Plattform, dafür sehe ich die Spieler zu wenig. Trotzdem kann ich die Jungen auf ihren letzten Schritten begleiten und ihnen zumindest eine Idee vermitteln, wie im Topfussball gespielt wird. Ich zeige ihnen, wie in der A-Nationalmannschaft gearbeitet wird, und vermittle den Jungen dadurch das Bewusstsein, was es braucht, um eines Tages ganz oben mitspielen zu können.

Möchten Sie später einmal eine Aktiven-Mannschaft leiten, oder sehen Sie Ihre Zukunft ganz beim Nachwuchs?

Der Zeitpunkt hat sich noch nicht ergeben, um in den aktiven Fussball zu wechseln. Bisher hatte ich auch nicht das Verlangen dazu. Mir gefällt die Arbeit mit dem Nachwuchs. Die Jungen kommen stets mit grossen und leuchtenden Augen ins Training. Sie sind sehr wissbegierig, und es ist eine dankbare Aufgabe, ihnen zu helfen, den Sprung in die erste Mannschaft machen zu können.

Worin unterscheidet sich die Arbeit als Nachwuchstrainer bei einem Verein und bei einem Verband?

Als Nachwuchstrainer bei einem Verein muss man vor allem dafür sorgen, dass sich die Jungen auf dem Platz weiterentwickeln können. Man beschäftigt sich tagtäglich mit den Spielern, trainiert morgens und abends zusammen. Das habe ich acht Jahre lang gemacht. In der Nationalmannschaft ist es mehr ein ­Managen, ein Begleiten der Spieler in Zusammenarbeit mit ihren Clubs. Die menschliche Betreuung nimmt einen grösseren Platz ein, dafür braucht es ein ge­wisses Flair im Umgang mit Leuten.

Kennen Ihre Spieler eigentlich den Fussballer Johann Vogel und seine erfolgreiche Karriere, oder sind sie zu jung dafür?

Ich glaube nicht, dass sie mich kennen, aber das müssen sie auch nicht. Ich bin 42, sie sind 18. Es ist eine andere Generation, heute wird ein anderer Fussball gespielt. Ich versuche, meine Erfahrungen weiterzugeben. Als Trainer kann ich mich aber nicht auf meinen Spielerlorbeeren ausruhen, ich muss mich ständig weiterentwickeln. Hingegen wissen viele meiner Spieler, dass ich U18-Trainer bei GC gewesen bin. Von da kennen sie mich und ich auch die meisten von ihnen.

Als Trainer stellen Sie das Team zusammen. Hätte der Johann Vogel von 1998 heute eine Chance, von Ihnen selektioniert zu werden?

Ich weiss nicht genau, in welchem Zustand der Johann Vogel als 19-jähriger war. Ob er das Niveau der heutigen Jungen hatte? Ich hoffe es, Talent hatte er jedenfalls und er brachte auch die richtige Mentalität mit. Aber der Fussball hat sich sehr verändert.

Inwiefern?

Der grösste Unterschied ist das Tempo. Heute ist alles viel schneller, die Physis spielt eine viel wichtigere Rolle. Obwohl die Jungen erst 18 sind, sehen die meisten schon aus wie Männer. Unsereins glich in diesem Alter eher einem Zahnstocher. Auf die körperliche Komponente wurde in meiner Juniorenzeit viel weniger Wert gelegt. Es gab auch keine spezifischen Krafttrainings.

Wie haben sich die Anforderungen und Ansprüche an die Nachwuchsspieler geändert?

Die Jungs sind alle talentiert und technisch stark, das ist Grundvoraussetzung. Bis zu einem gewissen Alter kann man sich allein durch sein Talent und seine fussballerischen Fähigkeiten durchsetzen, später werden Mentalität und Charakter zu entscheidenden Faktoren. Ein Spieler muss bereit sein, dem Fussball alles unterzuordnen. Er muss alles unternehmen, um Profi zu werden; er muss sich an Regeln halten und alles machen, was der Trainer verlangt. Die Spieler müssen schon in jungen Jahren sehr professionell sein, nicht nur bei ihrer Arbeit auf dem Platz, sondern auch in ihrer Lebensweise, in ihrer Zielorientierung.

Was ist wichtiger – Talent oder Mentalität?

Mentalität schlägt das Talent. Wenn man es nach ganz oben schaffen will, muss man sich durchsetzen können, motiviert und engagiert sein. Eine wichtige Rolle spielt heute auch die Persönlichkeit. Von einem Spieler wird erwartet, dass er Leadership übernimmt, auf und neben dem Platz. Und er muss die Fähigkeit haben, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu fällen. Das sind beides Eigenschaften, die man sich nicht antrainieren kann. Entweder man hat sie oder eben nicht.

Es fällt auf, dass die Hälfte der U19-Spieler grösser sind als Sie mit Ihren 177 cm. Geht der Trend heute dahin, gross gewachsene Spieler zu bevorzugen?

Der allgemeine Trend geht schon in die Richtung. Aber für mich persönlich ist nicht entscheidend, ob ein Spieler gross oder klein ist, alt oder jung. Ausschlaggebend ist einzig seine fussballerische Leistung.

Auf welchem Niveau muss ein U19-Nationalspieler im Club zum Einsatz kommen, damit er später den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen kann?

Die meisten Spieler sind in der 1. Liga oder der 2. Liga inter engagiert. Es ist aber nicht so entscheidend, wo sie heute sind. Wichtig ist, wo sie mit 25 oder 23 Jahren stehen. Dann müssen sie den Sprung in die oberste Liga geschafft haben.

Welche Botschaften gibt ein ehemaliger Captain des Schweizer Nationalteams seinen Spielern mit auf den Weg?

Die bekommen schon so viel mit in ihren Clubs, da halte ich mich eher zurück. Ich versuche, die Jungen auf ihrem Weg bestmöglich zu begleiten und ihnen zu zeigen, wie hart es ist, auf diesem Niveau bis ganz nach oben zu gelangen. Ich versuche, sie so weit zu bringen, dass sie mental bereit sind, wenn der Moment kommt, um in der Super League spielen zu können. Der Zug nach oben kommt ein-, zweimal vorbei, dann muss man aufspringen, sonst ist er weg.

Mit Felix Mambimbi ist auch ein Freiburger im Schweizer U19-Kader. Trauen Sie ihm zu, dass er dereinst diesen Zug erwischt?

Felix ist sehr talentiert, hat zuletzt sehr viele Fortschritte in defensiven Bereich gemacht. Wir kennen seine offensiven Qualitäten im Eins-gegen-Eins, als Torschütze und als Assistgeber, da ist er sehr wichtig, auch beim YB-Nachwuchs. Wenn er weiter so hart arbeitet und sich weiter so gut entwickelt, dann wird er sicher in ein paar Monaten ein Thema für YBs erste Mannschaft. Aber erst muss Felix Konstanz zeigen, Spiel für Spiel, und er muss zeigen, dass er eine Partie entscheiden kann. Das Testspiel gegen Tschechien wird auch für ihn eine gute Gelegenheit sein, zu sehen, wo er auf internationalem Niveau steht.

Dann wird sich Mambimbi gegen Tschechien seinem Heimpublikum präsentieren dürfen?

Er ist sicher einer der Kandidaten, die von Anfang an spielen können.

Was für ein Spiel dürfen die Zuschauer im St. Leonhard erwarten?

Tschechien ist ein sehr robustes und spielerisch versiertes Team, das auf dem Platz versucht, alles mit seiner Technik zu lösen. Tschechien war schon bei einigen WM-Endrunden dabei und ist ein starker Gegner. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir gut abschneiden können.

Für Sie persönlich wird es das erste offizielle Länderspiel als U19-Nationaltrainer sein. Nervös?

Nervös nicht, aber gespannt. Mich reizt es, zu sehen, wo wir stehen und was wir noch verbessern können. Unser grosses Ziel dieses Jahr ist es, die EM-Qualifikation zu schaffen, die im November stattfindet. Bis dahin haben wir noch die Testspiele gegen Italien, zweimal Slowenien und jetzt Tschechien.

Das Schweizer U19-Nationalteam trägt heute in Freiburg ein Testspiel gegen Tschechien U19 aus. Im Aufgebot von Trainer Johann Vogel steht auch der Stadtfreiburger Felix Mambimbi vom BSC Youngs Boys. Die Partie wird um 17  Uhr im St. Leonhard angepfiffen. Der Eintritt zum Länderspiel ist gratis.

«Die Physis spielt heute eine wichtige Rolle. Obwohl die Jungen erst 18 sind, sehen die meisten schon aus wie Männer.»

Zur Person

Johann Vogel

Johann Vogel hat zwischen 1995 und 2007 insgesamt 94 Länderspiele für die Schweiz bestritten. Auf Vereinsebene hat der 42-jährige Genfer für GC, PSV  Eindhoven, die AC Milan, Betis Sevilla und die Blackburn Rovers gespielt und elf nationale Titel gewonnen sowie zweimal die Halbfinals der Champions League erreicht. 2012 hat der defensive Mittelfeldspieler seine Spielerkarriere beendet und wurde Nachwuchstrainer bei der U18 von GC. Nach fünf Jahren bei den Zürchern und einem jeweils halbjährigen Abstecher zu den U17 von PSV Eindhoven und der Schweizer U18-Nationalmannschaft übernahm er am 1. Mai 2019 die Leitung des Schweizer U19-Nationalteams. ms

«Der Zug nach oben kommt ein-, zweimal vorbei, dann muss man aufspringen, sonst ist er weg.»

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