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«Mich bringt kaum etwas aus der Ruhe»

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Autor: Lukas Schwab

Als Walter Zürcher in den Gemeinderat gewählt wurde, hiess der amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson, in der Schweiz war Hans Schaffner Bundespräsident und die Hitparade wurde von den Beatles und den Rolling Stones angeführt. Im gleichen Jahr wurde England dank des umstrittenen Wembley-Tors in London Fussballweltmeister. Es war 1966, als Zürcher mit 24 Jahren jüngster Gemeinderat des Kantons Freiburg wurde. Heute ist er der dienstälteste Freiburger Gemeinderat und hat seine zehnte Legislatur in Angriff genommen.

Kein Sesselkleber

«Es hat mir im Gemeinderat von Anfang an gefallen», sagt Zürcher. Das Einvernehmen mit den Kolleginnen und Kollegen sei immer gut gewesen. «Wir waren nicht immer der gleichen Meinung, aber wir haben immer einen Konsens gefunden.» In den 45 Jahren habe es 20 Wechsel gegeben, aber nie sei jemand aus Frust oder im Streit gegangen. «Meist waren es berufliche Gründe». Er selber habe sich nach 16 Jahren im Rat, also 1982, mit dem Aufhören befasst. «Ich wurde aber überredet, weiterzumachen.» Seither sei ein Rücktritt kein Thema mehr gewesen.

Einen Grund für seine lange Amtszeit sieht er im grossen Zusammenhalt des Dorfes. «Ich kenne noch jeden Einwohner mit Namen.» Obwohl es auch in Merlach Probleme gebe, hielten sie sich in Grenzen. «Die Leute sind zufrieden.» Als Sesselkleber sei er noch nie tituliert worden, vielmehr habe er stets Unterstützung gespürt. Dies zeigt auch das Wahlresultat vom März: Zürcher wurde mit dem besten Resultat wiedergewählt. «Ich habe den Ruf, umgänglich, volksnah und pragmatisch zu sein.»

Seine Erfahrung sieht er als Vorteil, vieles gehe ihm einfach von der Hand, weil er alles kenne. «Früher war ich ab und zu aufbrausend, heute bringt mich kaum etwas aus der Ruhe.» Wenn es Probleme gebe, schlafe er meist eine Nacht darüber. Zudem habe er sich mit den Jahren eine dicke Haut zugelegt. «Meine Frau wundert sich manchmal, dass ich so ruhig bleiben kann.»

Cleverer Gemeinderat

Als Höhepunkt der Zeit im Gemeinderat nennt Zürcher den Kauf des Grundstücks Campagne de Chatoney am See. «In den sechziger Jahren hörte der damalige Gemeinderat, dass das Land überbaut werden soll», so Zürcher. Man habe rasch reagiert und das Land ausgezont. «Die französische Besitzerfamilie rekurrierte, die Gemeinde bekam aber vor Bundesgericht recht.» Später wurde der Verkauf des Grundstücks wieder zum Thema und die Gemeinde nahm Verhandlungen mit den Besitzern auf. Schliesslich einigte man sich auf einen Preis von 1,5 Millionen Franken für die 22000 Quadratmeter Land. Ein Preis, der weit unter den ursprünglichen Forderungen lag. «Der Kauf musste aber noch vor die Gemeindeversammlung», so Zürcher. Im Vorfeld der Versammlung habe er oft gehört, das Geschäft sei Wahnsinn und komme nie durch. «Aber 90 der 91 anwesenden Bürger stimmten dem Kauf zu.» Heute seien alle Merlacher stolz auf das Anwesen am See. «Die meisten würden es, wie ich, für kein Geld der Welt hergeben.»

Ein weiterer Höhepunkt sei für die Gemeinde die Expo.02 gewesen. «Mit der Werft, der Theaterbühne und dem Bistro-Militaire wurde Merlach in eine andere Welt verwandelt», sagt Zürcher. Das Dorf profitiere bis heute von der Expo, ist er überzeugt.

Als Lückenbüsser gewählt

Gewählt wurde Zürcher 1966 eher überraschend. «Ich kam als Lückenbüsser auf die Gemeinderatsliste.» Man habe ihm versichert, er werde nicht gewählt. «Weil mich fast alle im Dorf kannten, reichte es dann doch», so Zürcher.

In der aktuellen Legislatur sind für Zürcher der Ausbau des Spitals Merlach und des Hotels Vieux Manoir die zentralen Themen. Bezüglich Spital wird in den kommenden Monaten ein konkretes Projekt vorliegen und für den Ausbau des Hotels Vieux Manoir wird derzeit eine Umzonung geplant. «Beide Projekte sind für die Gemeinde wichtig», sagt Zürcher. Weniger aktuell ist für ihn das Thema Fusion. «Uns geht es finanziell gut und wir können die Ämter besetzen.» Er wisse jedoch, dass sich dies ändern könne. «Aber wir sollten so lange wie möglich eigenständig bleiben.» Bei einer künftigen Fusion wird Zürcher wohl nicht mehr im Amt sein: «Nach dieser Legislatur ist definitiv fertig», sagt er. Dann käme er auf genau 50 Jahre im Gemeinderat.

Walter Zürcher: Die Arbeit im Gemeinderat gefiel ihm von Beginn weg und macht ihm auch nach 45 Jahren noch Spass.Bild Aldo Ellena

Zur Person

Gemüsehandel und Marathonläufe

Walter Zürcher wurde 1942 in Merlach geboren und hat im Dorf die Schule besucht. Mit 18 Jahren übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder den elterlichen Bauernbetrieb, weil der Vater schwer erkrankt war. Aus dem Betrieb machten die zwei Brüder eine Früchte- und Gemüsehandelsfirma, die heute von Walter Zürchers Schwiegersohn geführt wird. Walter Zürcher ist seit 1965 mit seiner Frau Margrit verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und vier Enkelkinder. Der parteilose Zürcher ist seit 45 Jahren im Merlacher Gemeinderat, seit 20 Jahren als Ammann. In seiner Freizeit war Zürcher früher leidenschaftlicher Marathonläufer, unter anderem war er in New York und München am Start. Heute macht er täglich ausgedehnte Spaziergänge, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr joggen darf. luk

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