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Milchproduktion rentiert nicht mehr

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Seit mehreren Jahren macht der niedrige Milchpreis Schlagzeilen, nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa. Milchbauern leiden unter diesen Preisen, auch im Kanton Freiburg. Trotz der akuten Problematik scheinen Lösungen in weiter Ferne zu liegen. Pierre-André Grandgirard entschied sich deswegen, die Milchproduktion einzustellen. Er führt seinen Hof in Cugy im Broyebezirk mit gut 45 Hektaren Land bereits in dritter Generation. Nun sieht er jedoch keine Zukunft mehr für seine Milchproduktion. «Ich habe mir gesagt, falls ich je weniger als 50 Rappen pro Liter Milch erhalte, höre ich auf», erklärt der 54-jährige. Eingetroffen sei dies zum ersten Mal im April 2016. Daraufhin begann sich der Milchproduzent Gedanken über seine Zukunft zu machen. «Letzten Herbst habe ich mich dann entschieden, die Milchproduktion aufzugeben, und zwar ab dem Frühling 2018.»

«Der niedrige Milchpreis hat nicht nur finanzielle Auswirkungen.»

Pierre-André Grandgirard

Milchbauer

 

Die Entscheidung ist ihm aber nicht leicht gefallen. «Man hängt natürlich schon auch an den Tieren», sagt er. Auch sei es schade um den Stall, den er 1995 eigens gebaut hat. «Es ist ein fantastisches Gebäude, das gut auf alle Bedürfnisse der 45 Tiere eingerichtet ist», meint er. Ihm sei aber schon lange bewusst gewesen, dass er sich über die Zukunft seines Hofs Gedanken machen müsse: «Ich habe vier erwachsene Töchter, und keine will den Betrieb weiterführen.» Der niedrige Milchpreis habe ihn dazu gezwungen, sich diesen Überlegungen schon jetzt zu stellen.

Pierre-André Grandgirard hat das Lachen trotzdem nicht verloren.

«Ich habe Glück, dass mein Betrieb nicht nur auf der Milchproduktion basiert», meint Grandgirard. Diese mache nur etwa 30 Prozent seiner Produktion aus, weitere 30 Prozent kämen vom Tabakanbau. «Für Bauern in höher gelegenen Gegenden ist es sehr schwierig, da für sie die Milchproduktion die einzige Möglichkeit ist.» Er selbst könne gut von seiner Tabakproduktion sowie dem Anbau von Getreide und der Kälberzucht leben. Auch hofft der 54-Jährige darauf, mit dem Ende der Milchproduktion etwas kürzertreten zu können. «Es kann nicht sein, dass man als Bauer 75 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten muss und das zu einem Lohn von knapp 15 Franken pro Stunde.» Für ihn sei die Lebensqualität äus­serst wichtig, deswegen setze er sich stark dafür ein, die der Bauern zu verbessern. So ist er Präsident der Organisation Pro Lait der Broye und zudem als Grossrat tätig. Auch für dieses politische Engagement möchte er in Zukunft mehr Zeit haben.

«Der niedrige Milchpreis hat nicht nur finanzielle Auswirkungen auf uns Bauern, sondern auch psychologische», erklärt Grandgirard. Die schwierige Lage belaste das Zusammenleben als Familie. Er selbst habe Kollegen, bei denen die Schwierigkeiten zur Scheidung geführt hätten. «Bei manchen ging es bis zum Selbstmord. Die Belastung ist einfach zu gross.» Allein in Cugy sei die Anzahl der Milchbauern in den letzten Jahren von 15 auf zwei gesunken. «Wenn ich aufhöre, ist nur noch einer übrig», sagt er. «Ich habe mich übrigens nie getraut auszurechnen, wie hoch die Produktionskosten sind. Sonst hätte ich vermutlich schon früher aufgehört.»

Keine Lösung in Sicht

«Besonders frustrierend ist, dass es keine Lösung zu geben scheint», findet Grandgirard. Ganz Europa habe momentan mit demselben Problem zu kämpfen. Man könne zwar argumentieren, dass in der Schweiz strengere Regulierungen und bessere Qualität zu höheren Preisen führen müssten. Aber wenn die Milch verarbeitet werde, mache das keinen Unterschied mehr, so dass auch die Schweizer Bauern schlecht entlöhnt würden. Er selbst liefert seine Milch an den Verband Pro Lait, eine Organisation von Produzenten aus Freiburg, Waadtland und Neuenburg. Sie verkaufen die Milch dann weiter an die Cremo oder die ELSA (Estavayer Lait SA). Laut Grandgirard ist besonders die Cremo dafür bekannt, sehr niedrige Preise zu bezahlen. «Das liegt vor allem an der schlechten Aufwertung des Produkts», so Grandgirard. ELSA stelle vor allem frische Produkte her, die sich schneller verkauften, während die Cremo die Milch eher zu Milchpulver und Butter verarbeite. Dieses werde dann exportiert und unterläge so der internationalen Nachfrage. Daher zahle das Unternehmen gut sechs oder sieben Rappen pro Liter weniger als andere. «Ich sehe eine Lösung, aber sie ist sehr utopisch. Alle Schweizer Bauern müssten sich zusammenschliessen und gemeinsame Ziele festlegen», findet Grandgirard. Es gebe aber gut dreissig Bauernorganisationen mit unterschiedlichen Visionen.

Milchmarkt

Aufgabe ist kein Einzelfall im Kanton

«Der Milchpreis ist zurzeit extrem tief», sagt Jacques Bourgeois vom Schweizerischen Bauernverband. Zum Teil liege er sogar unter 50 Rappen pro Liter. Diese Niedrigpreise kämen vor allem von Grossverteilern, die den Richtpreis von 65 Rappen nicht bezahlen wollten. Ursache sei die grosse Steigerung der Milchproduktion in den letzten Jahren. So werde nun immer noch deutlich zu viel Milch für den Schweizer Markt produziert. «Es gibt Ansätze, wie etwa das Fair-Milch-Label von Aldi, aber es muss noch mehr getan werden», findet Bourgeois. Er versteht, dass viele Bauern genug haben und das Handtuch werfen. Dasselbe sagt auch André Brodard vom Freiburgischen Milchverband. «Es sind nicht nur kleine Betriebe betroffen», sagt er. Zum Glück sei momentan der Fleischmarkt ziemlich gut, was vielen Bauern einen Ausweg oder Zusatzverdienst biete. «Pierre-André Grandgirard ist bei weitem kein Einzelfall», fügt Bourgeois hinzu. Laut Brodard sei es aber ein besonders aufsehenerregender Fall, da Grandgirard mit 340 000 Kilogramm Milch pro Jahr zu den grösseren Produzenten zählt und in der Gegend bekannt ist. Aber Alternativen gibt es nicht viele. «Vor allem ältere Bauern entscheiden sich für eine frühzeitige Pensionierung, andere stellen ihren Betrieb auf andere Produkte um oder arbeiteten ausserhalb», meint Brodard. Im Freiburgischen Milchverband sind 954 Milchproduzenten, davon produzieren 524 Molkereimilch und 363 liefern an die Cremo. In der Schweiz wird allgemein etwa 40 Prozent der Milch zu Käse verarbeitet.

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