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«Mir liegt nicht so viel daran, zu sagen: Ich bin glücklich»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Als Exponent der sogenannten positiven Psychologie erforscht Willibald Ruch von der Universität Zürich nicht die Schattenseiten der Psyche, sondern Charakterstärken und Tugenden, die uns glücklich machen.

Herr Ruch, sind Sie glücklich?

Na ja, Glücklichsein hat ja viele Ebenen. Ich denke, ich habe aus den Dingen, die mir liegen, das Beste gemacht. Ich darf beruflich tun, was mir wirklich Freude bereitet, und ich werde dafür sogar bezahlt.

Das klingt sehr nüchtern und bilanzierend. Weshalb können Sie nicht einfach sagen, ob Sie glücklich sind oder nicht?

Mir liegt nicht so viel dran, das zu sagen. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Tätigkeit. Ich liebe die Beschäftigung mit Menschen und Ideen, überlege mir, was man untersuchen kann. Das finde ich im höheren Mass befriedigend. Euphorisierend ist es hingegen eher selten. Aber es gibt schon Momente, in denen ich alles um mich herum vergesse. Etwa beim Gitarrespielen oder auch beim Auswerten von Statistiken. Wir nennen das Flow-Zustand.

Was ausser dem Flow macht noch glücklich?

Die Wissenschaft liefert viele Belege, dass ein guter Charakter und ein tugendhaftes Leben längerfristig glücklich machen. Dabei unterscheiden wir sechs Grundtugenden: Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung, Transzendenz. Diese Tugenden kann man dann leben, wenn man gewisse Charakterstärken hat. Dazu gehört die Fähigkeit zum Teamwork sowie Fairness, Dankbarkeit und Hoffnung. Wenn man mehrere dieser Stärken im Beruf oder einer Partnerschaft ausleben kann, fühlt man sich glücklicher. Stärken sind teilweise angeboren, aber man kann sie auch trainieren. Das zeigen Untersuchungen. Umgekehrt fühlen wir uns nicht zufrieden, wenn wir unsere Stärken nicht leben können. Der Schlüssel zum Glücklichsein ist also, die eigenen Stärken zu kennen und zu wissen, wo man sie gut einsetzen kann.

Viele Menschen können sich das nicht aussuchen. Wie kann jemand, der im Schlachthof Schweine zerteilt, Weisheit, Mut, Menschlichkeit oder Gerechtigkeit einfliessen lassen?

Natürlich ist es nicht überall gleich einfach. Unsere Forschung zeigt aber, dass jeder selbst zu seinem Glück beitragen kann. Auch für einen Schlachter ist es befriedigender, wenn er mit seinen Arbeitskollegen ein gutes Teamwork pflegt. Keiner arbeitet völlig isoliert. Wenn also die Arbeit selbst nicht besonders glücklich macht, so kann man sich darin üben, anderen zu helfen und das Arbeitsklima angenehm zu machen.

Wie definieren Sie als Wissenschaftler Glück?

In der Forschung reden wir eigentlich nicht von Glück, weil es in der deutschen Sprache verschiedene Bedeutungen hat, sondern von Wohlbefinden oder gar Blühen und Gedeihen. Wir fragen uns, was braucht es für ein gelingendes Leben? In den Sechzigerjahren haben Psychologen ihre Probanden mit einer einfachen Skala von 0 bis 10 bewerten lassen, wie gut das eigene Leben ist. Unterdessen sehen wir aber Glücklichsein als die Menge der positiven Gefühle abzüglich der negativen – sowie als die Zufriedenheit mit dem Leben. Es geht aber nicht nur um das Sich-gut-Fühlen, sondern auch um das Gut-Handeln. Also eben auch Sinn haben im Leben, in Aufgaben aufgehen, gute Beziehungen pflegen und Leistung erbringen. Glück ist also nicht einfach ein Wert, sondern hat viele Dimensionen.

Der Volksmund sagt, «Glücklich sind die geistig Armen». Ist umso glücklicher, je dümmer jemand ist?

Das widerlegt die Forschung klar. Glücklichsein hat nichts damit zu tun, wie intelligent jemand ist.

Und mit Geld?

Auch das ist gut untersucht. Es stimmt, dass in armen Ländern die Zufriedenheit steigt, wenn das Einkommen steigt. In den westlichen Ländern gilt das weniger.

Hier ist es eher umgekehrt: Gemeinhin sagt man sogar, wir in der wohlhabenden Gesellschaft nörgeln an allem rum und seien unglücklich.

Das mag sein – es ist aber nicht der Besitz von Geld, der uns unglücklich macht. Im Gegenteil: Wenn man viel hat und es richtig einsetzt, zum Beispiel für wohltätiges Verhalten, macht es zufrieden.

Was macht denn unglücklich?

Der Vergleich mit anderen. Denn es gibt immer jemanden, der hübscher ist als ich, intelligenter, erfolgreicher oder wohlhabender. Wenn das die Messlatte ist, macht das garantiert unglücklich. Daneben gibt es natürlich auch Schicksalsschläge, Krankheit und anderes, das unglücklich macht, aber das kann man weniger beeinflussen.

Manche Leute sagen, Bad News machen unglücklich. Gerade heute, wo in elektronischen Medien eine ungebremste Flut von Nachrichten auf uns einprasselt.

Natürlich kann Medienkonsum Sorgen bereiten, sogar Angst wecken. Wenn man davon also weniger konsumiert, hat man weniger Sorgen oder Angst.

Meinen Sie tatsächlich: Don’t worry, be happy?

Nein. Das ist zwar ein schönes Lied, aber die Botschaft ist mir zu einfach. Ich rate nicht zum völligen Abkoppeln vom Weltgeschehen. Denn prinzipiell Probleme zu leugnen ist keine gute Formel. Wir müssen lernen, schlimme Ereignisse in unser Leben einzuordnen. Wir dürfen nicht die Katastrophen unser Leben dominieren lassen. Man soll die Dinge, die man verändern kann, ernst nehmen und angehen. Dann ist es gut. Es kann aber auch nicht schaden, den Liedtext als Mantra zu nehmen. In schwierigen Situationen kann das sicher helfen vorauszuschauen.

«Der Schlüssel zum Glücklichsein ist also, die eigenen Stärken zu kennen und zu wissen, wo man sie gut einsetzen kann.»

Willibald Ruch

Persönlichkeitspsychologe

Positive Psychologie

Die Wissenschaft des Glücklichseins

Lange Zeit kümmerte sich die Psychologie vor allem um die Probleme der menschlichen Seele: Ängste, Trauer, Traumata. Rund 70 Prozent aller Menschen in unserer Gesellschaft sind jedoch gar nicht davon betroffen. Die Vertreter der positiven Psychologie, zu denen Willibald Ruch gehört, widmen sich der Sonnenseite der Psyche und ergründen die individuellen Charakterstärken des Menschen. Was führt zu einem gelingenden Leben? Was macht jemanden zum Optimisten? Was ist Geborgenheit, Vertrauen oder Solidarität? Und wie entstehen Humor und Glück? Der Begriff der positiven Psychologie wurde zwar schon in den 1950er-Jahren geprägt. Populär gemacht hat ihn der US-amerikanische Psychologe Martin Seligman aber erst fünfzig Jahre später. Seither widmen sich immer mehr Forscher der positiven Psychologie.

glo

Testen Sie Ihre Stärken auf: www.charakterstaerken.org

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