Leserbrief
Missstände im Kantonsspital?
Autor: «Ärztemangel im Kantonsspital wird akut» – FN vom 6. Juli
Im Freiburger Kantonsspital HFR herrscht Krisenstimmung – die beiden Chefärztinnen der Abteilung für Gynäkologie werden ihre Posten im Herbst dieses Jahres verlassen. (FN vom 6.7.11). Die Nachfolge ist noch nicht geregelt, und in der heutigen Situation ist es schwierig, qualifizierte Ärzte zu finden. Das Kantonsspital steht vor einer «komplexen und besorgniserregenden Situation», wie Staatsrätin Demierre betont. Das Wohlergehen und die Sicherheit der Patientinnen steht auf dem Spiel.
Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Vor knapp einem Jahr traten die zwei hochqualifizierten und anerkannten Gynäkologinnen, Dr. Bamert und Dr. Geissbühler, ihren Dienst als Chefärztinnen der Abteilung Gynäkologie im Kantonsspital an. Viele Patientinnen (die Schreiberin inklusive) konnten seither von deren Erfahrung profitieren und kamen in den Vorzug einer sowohl fachlich als auch menschlich hervorragenden medizinischen Betreuung. Nun verlassen die Ärztinnen das Spital wieder und lassen uns Patientinnen mit Unsicherheit und Sorge um die zukünftige Betreuung zurück.
Welche Missstände herrschen im Kantonsspital Freiburg? Wie konnte zugelassen werden, dass zwei qualifizierte Chefärztinnen nach so kurzer Zeit ihre Stelle wieder künden? Waren sie doch a priori sicherlich bereit und motiviert, in Freiburg zu arbeiten und den Patientinnen eine zeitgemässe und fachlich hochstehende Medizin zu bieten. Fehlte es der Spitalverwaltung und der Politik am Willen zur Veränderung und an der Bereitschaft zur Zusammenarbeit? Veränderung braucht Mut und hat ihren Preis, doch sie ist immer nötig auf dem Weg zur Verbesserung. Liegt dem Staatsrat die medizinische Versorgung der Bevölkerung wirklich am Herzen, oder sind, gerade im Wahljahr, die Prioritäten anders gelagert?
Staatsrätin Demierre verspricht Notlösungen mit anderen Spitälern, Personalrochaden und Kandidaturen von anderen Ärzten. Man kann nur hoffen, dass das Problem damit behoben werden kann. Neben den offenen Fragen zum Spitalmanagement bleiben uns Patientinnen das Bedauern über den Weggang der beiden Ärztinnen und die verpasste Chance sowie die Sorge um die Zukunft der medizinischen Betreuung im Kantonsspital Freiburg.
Autor: Isabelle Baeriswyl, Freiburg
Krisenstimmung am Kantonsspital: «Liegt dem Staatsrat die medizinische Versorgung wirklich am Herzen?»Bild ce/a