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Mit 18 Stammgast der Notschlafstelle

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Mit 18 Stammgast der Notschlafstelle

Autor: Nicole Jegerlehner

Damien* sieht müde aus. Die Ringe unter den Augen des 21-Jährigen stammen nicht von einem zu ausgedehnten Disco-Besuch. Damien schläft kaum, weil er kein eigenes Bett hat. Er hat keine Wohnung, kein Zuhause.

Der gebürtige Freiburger hat als Kind in der Nähe von Genf gelebt. Einfach war der Familienalltag mit seiner alleinerziehenden Mutter nicht. Als er und seine Zwillingsschwester ein Jahr alt waren, kamen sie zu einer Pflegefamilie. Dort fand er ein Zuhause. «Meine Pflegemutter war meine richtige Mutter: Sie hat mich erzogen, nicht meine biologische Mutter.» Doch als Damien acht Jahre alt war, erkrankte seine Pflegemutter an Krebs; er und seine Schwester kamen zurück zur Mutter. Die Pflegemutter verstarb kurz darauf.

Von Heim zu Heim

«Während einigen Jahren ging das nicht schlecht, doch als ich zwölf Jahre alt war, kam ich in ein Heim», sagt Damien. Da begann der langsame Abstieg – oder der Ausstieg aus der Gesellschaft. «Im Heim, getrennt von meiner Familie, machte ich Blödsinn, um zu zeigen, wenn ich etwas brauchte», sagt Damien. «Ich habe gelitten in den Heimen.» Der Knabe, der seine Gefühle nicht zeigte, aber viel Wut im Bauch hatte, stiess immer wieder an – und flog aus mehreren Heimen raus. Er zog zur Mutter, kam wieder in ein Heim, hatte Probleme mit der Justiz, landete in einem neuen Heim.

Durch die vielen Wohnortwechsel hat er die Schule nur zeitweise besucht. Er hat kein Zeugnis aus der obligatorischen Schulzeit und grosse Lücken im Schulwissen. Mit 17 Jahren lebte er einige Monate im Freiburger Lehrlingsheim. Danach wohnte er kurz bei seiner Grossmutter. «Dann schlief ich erst bei Freunden, seit gut zwei Jahren nun in der Notschlafstelle La Tuile.» Manchmal übernachtet er in Hauseingängen oder auf Fussballfeldern. Er hat auch schon ein Zelt unter einer Brücke aufgeschlagen, denn wenn er während drei Monaten in der Notschlafstelle war, muss er einen Monat anderswo Unterschlupf suchen – so will es das Reglement, da die Notschlafstelle als Übergangsregelung gedacht ist.

Überleben, nicht leben

Auch wer in der Tuile übernachtet, braucht Geld; acht Franken kostet die Nacht. Pfarreien geben Garantiescheine dafür ab, bei Caritas gibts stark verbilligte Esswaren – ein Wissen, das sich Damien erst aneignen musste. «Am Anfang wusste ich überhaupt nicht, wie ich mich auf der Strasse zurechtfinden kann», sagt Damien. «Aber die Leute von La Tuile oder Banc Public kennen die Angebote für Obdachlose und Sozialhilfebezüger.»

Auch wenn Damien heute über die Runden kommt: Mehr als ein Überleben ist sein Leben nicht. «Ich habe das alles satt», sagt er. Morgens weiss er nie, ob er abends ein Bett haben wird. Und wenn er einen Platz in der Notschlafstelle findet, weiss er nicht, mit wem er das Zimmer teilt. Bis um Mitternacht sind Eintritte möglich, so dass es vorher nicht ruhig wird. «Gut schlafen und mich ausruhen kann ich nie», sagt Damien.

Im Winter ist Damien tagsüber oft im Tageszentrum Banc Public im Freiburger Schönberg anzutreffen – an der Wärme. Im Sommer treibt er sich auf der Strasse und in Parks herum. Dort ist er mit einem Sozialarbeiter von Reper ins Gespräch gekommen. Heute steht er in regelmässigem Kontakt mit dem Strassensozialarbeiter, und er ist froh, dass dieser ihn beispielsweise bei Gängen zum Sozialamt begleitet.

Auf Zimmersuche

Kürzlich hat Damien einen Platz bei Cap Formation erhalten, einem Pilotprojekt mit einer leichteren Form von Motivations-Semestern. Weil er damit einer Beschäftigung nachgeht, erhält er nun einen grösseren Beitrag von der Sozialhilfe. Und findet er ein Zimmer, so wird ihm dies bezahlt. «Doch wer gibt mir ein Zimmer?», fragt Damien. Ohne feste Adresse wiederum ist es schwierig, eine Lehrstelle zu finden – ein Teufelskreis. Trotzdem gibt Damien nicht auf und hofft auf ein anderes Leben. Sein erklärtes Ziel ist es, eine Anlehre zu machen, beispielsweise als Logistiker oder im Gastrobereich. «Dazu brauche ich aber ein Zuhause, in dem ich mich nach einem Arbeitstag ausruhen kann.»

Wut auf die Mutter

Damien ist wütend auf seine leibliche Mutter. «Eine Mutter hat nur eine Aufgabe: sich um ihre Kinder zu kümmern.» Das habe seine Mutter nicht gemacht. «Sie verdient es nicht, Mutter zu sein.» Seine Pflegemutter sei ganz anders gewesen. «Hätte ich bei meiner Pflegefamilie bleiben können, wäre mein Leben heute stabiler.» Zugleich ist sich Damien bewusst, dass er seinen Teil zu seinem Abgleiten in die Obdachlosigkeit beigetragen hat: «Ich habe Blödsinn gemacht – aber ich bin älter geworden und habe mich geändert.»

Damien will sein jetziges Leben hinter sich lassen. «Ich weiss, was das Leben auf der Strasse bedeutet», sagt er: «Wenn ich aus dieser Situation rauskomme, werde ich nicht noch einmal so tief fallen.»

* Name geändert

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