Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Mit 200 000 Volt durch die Schlacke

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wie in Teufels Küche lodert das Feuer im Abfallverbrennungsofen von Po­sieux. Die Flammen fressen sich durch die Siedlungsabfälle. In der Kehrichtverbrennungsanlage Saidef werden die nichtverwertbaren Abfälle aus dem ganzen Kanton verbrannt. Was bei der Verbrennung nicht in Rauch und Flammen aufgeht, landet danach als Schlacke auf der anliegenden Deponie Châtillon – für immer. Bis vor kurzem jedenfalls. Denn seit vergangenen April steht auf dem Gelände der Kehrichtverbrennung eine Anlage, die es ermöglicht, aus der Schlacke Wertstoffe herauszufiltern, die nach der Abfallverbrennung bisher nicht oder nicht im gleichen Ausmass isoliert werden konnten: Eisen und Schwermetalle – Gold, Silber, Kupfer, Aluminium und Zinn – sowie Inertstoffe – das sind Baustoffe wie Kies, Ziegel, Keramik und Glas.

Grobsortierung

In der hangarähnlichen Halle vermischt sich ein metallisch beissender Geruch mit der kalten Winterluft. Männer mit Helmen manövrieren grosse Baggermaschinen, ein Labyrinth aus Förderbändern, Röhren und Trichtern rankt in die Höhe. Hier wird die Schlacke einer erste Grobsortierung unterzogen. Kupfertöpfe, Pfannen und Kannen fallen aus dem Trichter neben Saidef-Direktor Albert Bachmann. «Das ist alles Material, das gar nicht erst bei der Saidef hätte landen dürfen, weil es nicht brennbar ist», erzählt er. «Diese grossen Gegenstände müssen wir zudem nochmals von Hand aussortieren.» Durch einen anderen Trichter fallen grosse Elemente aus Eisen. Die nun vorsortierte Schlacke ist jetzt viel feinkörniger. «Gleich werden Sie sehen, was sich darin noch verbirgt. Das würde man nicht glauben.»

Elektrodynamische Trennung

Die auf dem Laufband verbleibende Schlacke wird in einem nächsten Schritt gewaschen. Sodann wird sie zum Herzstück der neuen Anlage transportiert. In einem Wasserbad werden über Elektroden Blitze von 200 000 Volt abgegeben. «Der Blitz geht da durch, wo es am einfachsten geht. Das heisst, er bahnt sich durch kleine Risse und Spalten den Weg und trennt so das restliche Eisen ab, ohne es zu zerstören», erklärt Albert Bachmann. Nun gilt es, noch das Schwermetall auszusieben. Das geschieht mit einem sogenannten Wirbelstrom. Inert­stoffe, wie Glas oder Keramik, werden sodann in einem optische Verfahren getrennt.

Das Ergebnis landet in drei grossen Tonnen: reinstes Eisen, Schwermetall und sauber rezyklierte Inertstoffe. «Das wiedergewonnene Material ist reiner als in primären Lagerstätten, wie etwa in Eisenminen. Damit können wir beim Verkauf höchste Preise erzielen», sagt Bachmann stolz.

Feintuning

Noch befinde sich die Anlage aber in der Anlaufphase, betont Bachmann. Bis zur Vollautomatisierung müssten noch einige Anpassungen vorgenommen werden. Zum einen soll die Handarbeit, welche bei der Grobsortierung noch nötig ist, in Zukunft von einer Maschine übernommen werden. Zum anderen muss bei der elektrodynamischen Trennung noch ein Feintuning vorgenommen werden. «Weil die Schlackenqualität sehr variabel ist, das heisst die Konsistenz des Mülls sehr unterschiedlich ist, braucht es mehr oder weniger Blitzdurchschläge. Das müssen wir noch besser in Griff bekommen.» Zudem sei der Müll nicht immer gleich ausgebrannt. «Wir sind daran, eine Maschine zu konstruieren, die das schlecht ausgebrannte Material aussortiert.»

Ergebnis stimmt

Die Anlaufphase werde aus den genannten Gründen länger dauern als geplant. Insgesamt ist Albert Bachmann aber sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. «Die Maschine kann, was sie versprochen hat.»

«Weil die Qualität der Schlacke sehr variabel ist, braucht es mehr oder weniger Blitzdurchschläge.»

Albert Bachmann

Direktor der Saidef

Hochspannungsfragmentierung

Hightech in einer industriellen Maschine

Die Schlackenaufbereitungsanlage der Saidef in Hauterive stammt aus dem Hause der Selfrag, einem Spezialisten für Hochspannungsfragmentierung mit Sitz in Kerzers. Sie hat das weltweit erste Verfahren für ein kommerzielles Recycling von Schlacke aus Kehrichtverbrennungsanlagen entwickelt. CEO Frédéric von der Weid erklärte den FN, dass die elektrodynamische Trennung vor allem im Bergbau angewendet wird. «Das Spannende an der Schlackenanlage ist, dass wir damit Wertstoffe rauslösen können, ohne sie zu zerstören.» So seien etwa die Inertstoffe so rein und ohne Giftstoffe, dass sie ohne Bedenken wiederverwendet werden könnten, zum Beispiel im Strassenbau. Auch der Stromverbrauch sei verhältnismässig gering. «Zwar befinden wir uns mit 200 000 Volt im Hochspannungsbereich, aber die Strommenge, die es zur Spaltung der Schlacke braucht, ist sehr klein.» Die Investition von sechs Millionen Franken soll sich dereinst ausbezahlt machen. Denn dank der Anlage soll künftig 30 Prozent weniger Schlacke in die Deponie Châtillon gebracht werden, was Kosten einspart. Die wiedergewonnenen Wertstoffe bringen zudem Geld ein.

rsa

Meistgelesen

Mehr zum Thema