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Mit 81 Jahren geht der Wirt in Pension

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Er sei erschöpft, sagt Willy Heiniger, der Beizer des Hirschen in Riffenmatt, deshalb sei es für ihn nicht ein Aufhörenmüssen–sondern ein Aufhörendürfen. «Am 6. September drehen wir hier den Schlüssel.» An diesem Tag feiert Heiniger seinen 81. Geburtstag. «Wir fanden, das sei der richtige Tag, um diesen Schritt zu tun.» Und er könne diese Freiheit kaum erwarten. «Ich habe genug, jetzt ist fertig, ich freue mich auf diesen Tag.»

Am 3. September sei noch die Schafscheid, diese warten sie ab, so Heiniger. «Da können wir unsere Vorräte noch aufbrauchen.» Doch dann bleibe ihnen nichts anderes übrig, als ihre Koffer zu packen und sich zu «pensionieren». Dazu sei er bisher nicht gekommen. Und auch seine Frau Käthi sei mit ihren über 70 Jahren durchaus bereit dafür. «Ich möchte meine Pension noch geniessen können», sagt sie. Auch für sie sei die Arbeit zu anstrengend.

Die Gäste blieben aus

Willy Heiniger wirtet seit 1960. Er arbeitete vor seiner Zeit in Riffenmatt in Turgi im Aargau und in Nennigkofen im Kanton Solothurn. Er hat den Hirschen im Jahr 1967, also vor nunmehr 48 Jahren übernommen. Damals sei die Wirtschaft noch gut gelaufen, erinnert sich Heiniger. Früher seien auch viele Jugendliche in die Beiz gekommen, heute sei das kein Thema mehr. «Sie haben ihre Telefone und Autos, wenn sie rauchen, rauchen sie zu Hause», sagt Heiniger.

Die vergangenen Jahre seien jedoch deutlich härter gewesen. Die Zahl der Gäste und damit der Umsatz sanken zusehends. «Zuerst durften die Gäste nicht mehr trinken, dann nicht mehr rauchen. Das hat uns wehgetan und vielen anderen Beizern finanziell das Genick gebrochen», weiss Heiniger. Doch auch seine Frau und er hatten laut Heiniger immer häufiger Zeit und Musse, sich auch einmal hinzusetzen, nicht immer freiwillig.

Spezialität Entrecôte

Beizer Heiniger hat einen schmerzhaften Rückenschaden, und das Gehen fällt ihm schwer. «Ich mag heute nicht mehr», sagt er. Dennoch steht der gebürtige Aarberger und ausgebildete Metzger noch immer jeden Tag in der Küche, so wie er es eigentlich bisher immer getan hat, und kocht, am liebsten Entrecôte und Rahmschnitzel. «Ich koche alles frisch, es ist alles vorhanden»–bei ihm werde nichts aus dem Beutel aufgewärmt, sagt er stolz.

In den letzten Jahren musste ihm seine Frau Käthi immer häufiger unter die Arme greifen, räumt Heiniger ein. Unterdessen sorgt er sich vor allem um die Vorbereitung in der Küche.

Das Bad im Brunnen

Deshalb suche er seit einer geraumen Weile nach einem Käufer für das weitläufige Lokal. «Seit mindestens 15 Jahren», vermutet er. Gefunden hat er noch keinen. «Vermieten will ich nicht», sagt Heiniger, sonst müsste er 100 000 Franken in die Hand nehmen, um die in die Jahre gekommene Küche des Lokals zu renovieren. Selbst dann wäre es nicht ausgestanden. «Das Restaurant müsste für die neuen Besitzer ja noch genug Geld abwerfen, damit sie den Zins zahlen können», weiss der Beizer.

Er habe in diesen 48 Jahren in Riffenmatt vieles erlebt, so Heiniger. Unter den bleibenden Erinnerungen sei das freiwillige Bad einer Frau im Brunnentrog gegenüber. Wohl unter dem Einfluss von Alkohol und weil sie die anderen Gäste aufgestachelt hatten, beschloss die Dame, in ihren Kleidern ein erfrischendes Bad zu nehmen. «Als sie sich hineinsetzte, schwappte überall das Wasser über.» Dies zur Freude der Anwesenden.

Mehr Zeit füreinander

Sie freuen sich darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben. «Und vor allem füreinander», betont der Wirt. Der allerletzte Tag für Heinigers im Hirschen ist jedoch nicht der 6. September, denn sobald sie aufgeräumt und alles geklärt haben, lädt das Beizerpaar zur grossen Brocante (siehe Kasten). Vorläufig wollen sie in der Wohnung über dem Restaurant wohnen bleiben.

Und wer weiss, eine leise Hoffnung haben die beiden noch, dass sich bis dann ein Käufer für das Gasthaus meldet und sie dann ruhigen Gewissens nach Leukerbad in die Dauerferien reisen können–dort besitzen sie eine Ferienwohnung, die ihnen schon jetzt einen Rückzugsort und Ruhe ermöglicht. «Wir können loslassen», zerstreut Heiniger allfällige Befürchtungen, dass sie nach so langer Zeit ihrem alten Leben nachtrauern könnten. Besonders froh sei er über den Lift in seiner Ferienwohnung. «Ich kann keine Treppen mehr steigen», so Heiniger.

Und auch für den örtlichen Jodlerklub wird eine Lösung gesucht, schliesst die Wirtin, denn dieser ist noch der einzige aktive Nutzer des grossen und liebevoll mit allerhand Erinnerungen ausgestatteten Saals im hinteren Bereich des weitläufigen Gebäudes.

Die Telefonzelle im «Hirschen» würde sich als Filmkulisse eignen.Der «Hirschen» steht zum Verkauf–und das seit rund 15 Jahren.

«Ich habe genug, jetzt ist für mich fertig, ich freue mich auf diesen Tag.»

Willy Heiniger,

Wirt «Hirschen», Riffenmatt

Zum Programm:Restaurant-Ausstattung zu verkaufen

Das gesamte Interieur des alten Restaurants Hirschen in Riffenmatt in der Gemeinde Guggisberg steht zum Verkauf. Schon heute hat das Wirteehepaar Heiniger viele Utensilien auf die Seite gestellt und mit einem Preisetikett beschriftet. Schon haben sich Interessenten für die alten, von beeindruckendem handwerklichen Geschick zeugenden Tische im Saal gemeldet. Nach der Schliessung des Restaurants am 6.September startet die eigentliche Brocante. Vom 14. bis 20.September sollen die restlichen Artikel unter die Leute gebracht werden. Das ganze Mobiliar, die Ausstattung der Gästezimmer, das Geschirr, alte Holzschlitten, Tische und Stühle bis hin zum alten Drehscheiben-Telefon in der nostalgischen Telefonzelle. Der Flohmarkt im alten Saal des Restaurants findet jeden Tag statt, es hat, solange es hat. «Alles muss weg», sagt Beizerin Käthi Heiniger.fca

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