Menschen mit einer Hörbehinderung sind in ihrer Wahrnehmung stark visuell orientiert. Deshalb werden sie hin und wieder auch «Augenmenschen« genannt. Sie erleben die Welt grundlegend anders als Hörende. Kein tief fliegendes Flugzeug oder heiseres Krähen eines Hahns weckt sie frühmorgens, weder Verkehrsrauschen noch Baustellenlärm lenken sie von der Arbeit ab, ihr Frühling kehrt ein ohne Vogelgezwitscher, und sie sind nie Zeugen von intimen Handygesprächen im Zug. Die Gesellschaft der Hörenden hat praktisch keine Vorstellung davon, wie gehörlose und hochgradig schwerhörige Menschen leben. Die Autorin Johanna Krapf hat acht Menschen zwischen 12 und 72 Jahren zu ihrem Leben mit Gehörlosigkeit befragt und ihre Geschichten aufgezeichnet. im
Johanna Krapf:«Augenmenschen. Gehörlose erzählen aus ihrem Leben», Rotpunktverlag 2015.