«Was ist ein Shetlandpony?», fragt Brigit Merz vom Gestüt Shethof am Freitagnachmittag in die Runde. «Es ist kleiner als ein normales Pony», sagt ein Mädchen. «Und es ist süsser», sagt eine andere junge Teilnehmerin und lacht. Zwölf Mädchen und drei Jungen nehmen an der Aktivität des Ferienpasses Murten teil. Pünktlich zu Beginn des Erlebnisnachmittags hat der Regen eingesetzt: Zeit für ein bisschen Theorie. Im Trockenen erfahren die Kinder mehr über die kurzbeinigen Tiere mit den Stirnfransen, langen Mähnen und Schweifen, die in Grossbritannien ursprünglich als zugkräftige Arbeitsponys gezüchtet wurden. Die Ponys sind klein, aber oho: Sie haben ein Stockmass von maximal 107 Zentimetern und können bis zu 60 Kilo tragen. Heute sind sie vor allem als Reittiere für Kinder im Einsatz.
Pferdeleckerli herstellen
Genug Theorie: Trotz Regen geht es nun zu den Tieren. «Der Regen macht den Shettys nichts aus», erklärt Markus «Küsu» Merz, der die Tiere seit 30 Jahren züchtet und in die ganze Schweiz verkauft. «Sie haben ein spezielles Fell mit zwei Schichten, der Unter- und der Oberwolle. Die Unterwolle wird gar nie nass.» Auf den Shetlandinseln in Schottland ist das Wetter auch oft regnerisch. «Die Ponys haben lieber kühles als heisses Wetter.» In Gruppen wechseln sich die Kinder in vier verschiedenen Ateliers ab. Sie können etwa einen Geschicklichkeitsparcours absolvieren oder auf den kleinen, stämmigen Ponys reiten.
Der Hof ist an der Adera gelegen. Vom Reitplatz aus eröffnet sich eine Panoramasicht auf den See und den Vully. Einfühlsam erklärt «Küsu» Merz den Kindern, worauf sie beim Reiten achten müssen, und begleitet sie bei ihrem Ritt. Auch die Pferdepflege gehört zum Ferienpass-Kurs: Die Kinder striegeln die Tiere und flechten ihre Mähne zu Zöpfchen. Im vierten Atelier stellen die Mädchen und Buben ihr Kochtalent unter Beweis, indem sie gleich selber ein Pferdeleckerli zur Belohnung der Shettys herstellen: Aus geraffelten Karotten, Äpfeln und Haferflocken kneten sie unter der fachkundigen Anleitung von Brigit Merz und einer Begleitperson gesunde, pingpongballgrosse Snacks, die sie später an die Ponys verfüttern dürfen.
Abseits des Leistungsdrucks
Die Ateliers sorgen für Abwechslung. «Den Kindern wird so nie langweilig», sagt Brigit Merz. Reitkurse bietet der Shethof nicht an. «Die Kinder sollen Spass haben und sich abseits des Schulalltags bei uns erholen können», so Markus Merz. «Es ist wichtig, dass man ihnen einen Raum gibt, wo sie nicht unter Leistungsdruck stehen.» Das Wissen rund um die Pferde werde ihnen spielerisch vermittelt. «Sich mit den Tieren zu beschäftigen, ist ein guter Ausgleich», sagt Brigit Merz. «Ich habe oft beobachtet, dass Tätigkeiten wie das Striegeln einen beruhigenden Effekt haben.» Seit elf Jahren bietet das Ehepaar Merz Erlebnisnachmittage an, seit fünf Jahren im Rahmen des Ferienpasses. Die Nachfrage war so gross, dass der Kurs inzwischen vier Mal statt zwei Mal pro Ferienpass-Saison organisiert wird.
Die Atmosphäre auf dem Ponyhof in der Nähe des Murtner Ortsteils Burg ist friedlich. Katze Tschümperli streicht um die Beine der Kinder, Kaninchen mümmeln in ihrem Gehege zufrieden vor sich hin. Bei einem Zvieri lassen die Mädchen und Buben den Nachmittag Revue passieren. Einige von ihnen kennen den Hof bereits von früheren Ferienpass-Kursen oder haben hier einen Kindergeburtstag gefeiert. Die Schülerinnen und Schüler sind begeistert. «Dieser Kurs hat uns von allen am besten gefallen», sagt Emma, und ihre Schwester Elena stimmt ihr zu. «Ich komme nächstes Jahr wieder», ruft ein Mädchen zum Abschied.
Bilanz
250 Kinder nahmen am Ferienpass teil
Heute endet der Ferienpass Murten 2019. Knapp 250 Schüler des Schulkreises Murten und Umgebung haben 112 Kurse besucht, davon 67 verschiedene. 18 Kurse wurden wegen zu wenig Teilnehmern abgesagt. Das Angebot kostet 25 Franken pro Woche und richtet sich an 1760 Schüler.
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