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Mit den Ohren auf Ballhöhe

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«Es sind vier Spieler, einer linksaussen, zwei eher in der Mitte und einer rechtsaussen. Früher stand noch der Libero hinter der Abwehr, aber das gibt es heute nicht mehr.» So erklärt Fussball-Fan und Schriftsteller Pedro Lenz in seinem Podcast «Fussball-Lexikon» den Hörern von Radio Blind Power die Viererkette. Er beschreibt genau, was Blinde und Sehbehinderte nicht sehen können.

So funktionieren auch die Fussball-Übertragungen der Super League auf Radio Blind Power. Seit dieser Saison überträgt das 1997 gegründete Integrationsradio drei Spiele pro Runde. Beim Start letztes Jahr war es noch ein Spiel pro Runde gewesen (siehe Kasten).

Audiodeskription umgesetzt

Zürich, Letzigrund, letzten Samstag kurz vor 19 Uhr. Kommentator Luca Perler spricht ins Mikrofon: «Wir haben schönes Wetter. Die Zürcher Fans sind schon voll am Lärm machen und schwenken die Fahnen, weil die Mannschaften aufs Feld laufen. Das Berner Lager ist nicht so gross, aber auch da hängen Banner, und Fahnen sind in der Luft. Die beiden Mannschaften stehen an der Seitenlinie, präsentieren sich dem Publikum. Die Spieler klatschen sich ab und gehen beim Schiedsrichter vorbei.»

Audiodeskription nennt man diese Form von Kommentieren. Luca Perler, beheimatet im Kanton Freiburg und jetzt als Informatik-Journalist in Zürich tätig, hat vor einem Jahr einen Audiodeskriptionskurs besucht und dabei gelernt, wie man Fussballspiele für blinde und sehbehinderte Menschen in Worte umsetzt. «Wir hatten einen eintägigen Crash-Kurs, wo wir zum Beispiel lernten, wie man etwa einen Diagonal-Pass beschreibt», so Perler. Er selber hatte auf Radio Freiburg als Praktikant Radio-Erfahrung gesammelt, Fussballspiele kommentierte er damals aber noch keine. So konnte er bei Radio Blind Power das Kommentieren nach Audiodeskription unbelastet von Grund auf lernen.

«Bei herkömmlichen Radios gibt es viel mehr Hintergrundinformationen», so Perler. «Bei uns stehen die Beobachtungen im Vordergrund, so dass blinde Zuhörer genau wissen, was auf und neben dem Platz läuft.»

Das tönt dann so: «YB bringt den Ball von hinten raus, knapp bis an den Mittelkreis. Hoarau läuft dorthin zurück und verlagert das Spiel auf die rechte Seite. Ein guter Ball zu Mbabu. Rechts probiert er, Sow zu lancieren. Der läuft in die Spitze, aber es gibt ein Foul. Rodriguez versucht, Mbabu irgendwie vom Ball zu trennen, das aber etwas ruppig, deshalb pfeift Schiedsrichter Klossner ein Foul.»

Zielpublikum der Fussballübertragungen von Radio Blind Power sind zum einen Blinde und Sehbehinderte, die sich direkt im Stadion befinden und den Originalton vom Platz und von den Rängen wahrnehmen, aber auch jene, die zu Hause keine Fernsehbilder sehen können. Die Spielbeschreibung von Blind Power hilft ihnen, so richtig mitzufiebern.

Neutral und 90 Minuten live

«Im Moment können wir die Ausstrahlung über Internet in den Stadien nur mit einer Verzögerung von zwölf Sekunden gewährleisten», sagt Yves Kilchör, sehbehinderter Journalist bei Radio Freiburg und Koordinator der Fussballübertragungen auf Blind Power. «Wir arbeiten daran. Es ist eine Frage der finanziellen Mittel. Technische Lösungen gibt es, doch die sind teuer.» Zum Projekt, das von der Swiss Football League und Raiffeisen unterstützt wird, findet schon bald wieder eine Themenwoche statt. Dabei werde das Problem angesprochen, so Kilchör.

Feedback ist auch für Luca Perler wichtig, wie er sagt. Das erhält er von den Verantwortlichen des Vereins Blind Power, aber auch aus seinem Bekanntenkreis. Tatsächlich hören viele Nicht-Sehbehinderte auf Radio Blind Power mit, denn es ist das einzige neutrale Radio in der Schweiz, das Spiele der höchsten Liga in voller Länge überträgt. 90 Minuten live gibt es sonst nur von Fan-Radios der Klubs.

Freiburger auf allen Ebenen

Blind Power ist immer mit zwei Personen im Stadion. An diesem Samstag teilt sich Perler das Kommentieren mit Matthias Oppliger auf. Während der Erlacher Oppliger zuerst die Mannschaftsaufstellung von YB präsentiert, widmet sich Perler dem FCZ. Dann wechseln sich die beiden alle fünf Minuten ab. Sie hatten vor einem Jahr gemeinsam die ersten Audiodeskriptionskurse besucht. Perler kommentiert die Spiele als Hobby, dafür gibt es auch ein Honorar. Das Team im Hintergrund arbeitet aber ehrenamtlich, betont Kilchör. Insgesamt betrage das Budget einige 10 000 Franken. Kilchör hat beim Start auf die Unterstützung mehrerer Freiburger Kollegen zählen können. Heute sind zwei Freiburger im Vorstand, einer arbeitet in der Technik, vier Freiburger kommentieren, und Kilchör koordiniert Übertragungen auf Blind Power.

Übrigens: Das Spiel FC Zürich – YB endete 0:0. Farbe brachten wenigstens die beiden Kommentatoren von Radio Blind Power ins Spiel.

Trägerverein

«Wir wollen uns nicht auf Fussball beschränken»

Radio Blind Power hatte seine bescheidenen Anfänge vor genau 20 Jahren an der Blindenschule im bernischen Zollikofen. «Wir wollten dort einfach Radio machen», sagt der heutige Radio-Freiburg-Journalist Yves Kilchör. Als Gründungsmitglied war er dabei, als mehrere Sehbehinderte in Zollikofen begannen, Radiosendungen auf Kassetten aufzunehmen und sie dann über Telefonleitungen in der Blindenschule zu verbreiten.

2006 ging Blind Power online, und das Radio erhielt auch eine Trägerschaft in Form des noch heute existierenden Vereins. 2006 fand zudem die Fussball-WM in Deutschland statt, und damals wurden erstmals Spiele am Fernsehen in Audiodeskription übertragen, erklärt Kilchör. 2008 bot Blind Power diesen Service auch bei der Fussball-EM in der Schweiz und in Österreich an. «Von da haben wir den Schwung mitgenommen», so Kilchör. Was im Deutschen Fernsehen schon länger existiert, setzt Radio Blind Power seit letzter Saison mit Fussballspielen in der Schweiz um. Nebst Internet sind die Übertragungen auch auf dem Radiosender 150 von Swisscom TV zu hören. «Wir möchten möglichst bald im Zweikanalton aufgeschaltet werden», so der Radiomann. «Dann könnten uns auch andere Sender wie SRF übertragen.» «Als kleiner Verein nehmen wir Schritt für Schritt», sagt Kilchör. Er sieht aber noch viel Potenzial. «Wir wollen uns nicht auf Fussball beschränken.» Tennis wäre möglich, aber auch ein Theater des Vereins Hintercher und Eishockeyspiele. In Zukunft vielleicht auch einmal Freiburg-Gottéron?

uh

 

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