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Mit der Strategie «Hahn im Korb»

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Leitartikel

Wer hat’s erfunden? Die Freiburger Linke. Gestärkt durch ihren Wahlerfolg bei den Staatsratswahlen 2011, tritt sie erneut mit einer gemeinsamen Fünferliste an, bestehend aus zwei Kandidatinnen und einem Kandidaten der SP, sowie je einer Kandidatin der Grünen und der CSP. Mit dieser Formel will die vereinte Linke wiederum drei Sitze in der Kantonsregierung erobern, eine Zielsetzung, die heute herausfordernder erscheint als vor fünf Jahren. Das bürgerliche Lager versucht nämlich, die Linke mit deren eigenen Waffen zu besiegen und präsentiert erstmals Kandidaten der CVP, FDP und SVP auf einer gemeinsamen Liste. Die Bürgerlichen haben bei den eidgenössischen und kommunalen Wahlen derart zugelegt, dass fünf Sitze in der Kantonsregierung vom Wähleranteil her ein realistischer Anspruch sind.

Dennoch gibt sich das Linkslager äusserlich gelassen. Niemand strahlt diese Ruhe besser aus als SP-Kantonalpräsident Benoît Piller, der die Nominationen der Bürgerlichen schulterzuckend zur Kenntnis nahm, stets auf die eigenen Stärken hinwies, und Erwin Jutzet aufreizend lange Zeit gab, seinen Rücktritt zu verkünden.

Von den Kandidaten her scheint die SP eher besser aufgestellt als vor fünf Jahren. Die Wiederwahl der Gesundheits- und Sozialdirektorin Anne-Claude Demierre ist unbestritten, und für Jutzet präsentiert die Partei mit Jean-François Steiert einen Kandidaten, dessen Wahlchancen mehr als intakt sind. Bei den Nationalratswahlen hatte Steiert mit 30 717 Stimmen das beste Resultat aller Freiburger Kandidaten erzielt, und bei der Ergänzungswahl für Staatsrätin Isabelle Chassot (CVP) hatten ihm bloss ein paar Hundert Stimmen gefehlt, um eine linke Mehrheit in der Regierung zu schaffen.

Als dritte Kandidatin ist die ehemalige Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel aus Murten ein anderes Kaliber, als es der Gewerkschafter Xavier Ganioz 2011 war. Schneider wird am 6. November oder bei einem allfälligen zweiten Wahlgang am 27. November so oder so als Siegerin hervorgehen. Durch eine Wahl Steierts kann sie dessen Platz im Nationalrat einnehmen.

 Die SP war in Gefahr, sich selber ins Stolpern zu bringen, vermied dies jedoch. Wenn sie am Parteikongress vom 22. Juni vier Staatsratskandidaten nominiert hätte, wäre dies eine Einladung für eine Zweierkandidatur der CSP gewesen. Dies hätte die linke Liste vollkommen verwässert. Und eine Stichwahl unter vier Genossen für drei Listenplätze hätte einen Kreis Unzufriedener innerhalb der Partei geschaffen.

 In dieser Hinsicht hat SP-Grossrat Bonny seine Partei vor einer Zerreissprobe bewahrt. Mit dem Rückzug seiner Staatsratskandidatur tritt er sozusagen als edler Ritter auf. Aber: Bonny lag bei den Nationalratswahlen doch mehr als 3000 Stimmen hinter Schneider, und hätte aufgrund dieses Indizes vielleicht doch weniger Wahlchancen als die Murtnerin.

Doch wie verhält es sich mit dem Rest der Liste? Als amtierende Staatsratspräsidentin hat die Grüne Marie Garnier die bestmögliche Ausgangslage. Der erste Blick ist aber trügerisch. Bei ihrer Überraschungswahl vor fünf Jahren ergatterte Garnier den frei gewordenen Sitz des Unabhängigen Pascal Corminboeuf. Viele Wähler trauten ihr zu, seine unkonventionelle Art und Volksnähe zu übernehmen. Doch Corminboeuf amtierte zu einer Zeit, als der Kanton Jahr für Jahr scheinbar ohne Anstrengung Gewinne einfuhr. Diese Zeiten sind vorbei: Corminboeufs Rolle in einer Schönwetterregierung konnte Garnier gar nie einnehmen. Sie geriet in ein Tiefdruckgebiet und wurde Teil eines Kollegiums, das ständig an der Sparschraube dreht. Zudem hat die Polarisierung zwischen rechts und links in dieser Zeit zugenommen. Garnier reagierte auf die bürgerlichen Angriffe nicht immer souverän: Bisweilen stellte sie sich als Frau und als Grüne in einer Opferrolle dar. Ihr präsidiales Motto des ewigen Friedens tönte dann jeweils wie ein Friedensappell an das bürgerliche Lager. Ob das Volk, wie sie meint, die Früchte ihrer Arbeit erkennt, wird sich weisen müssen. Der Leistungsausweis der Landwirtschaftsdirektorin ist gewiss nicht schlechter als der ihres Vorgängers.

 Bleibt die CSP als Junior-Partnerin. Die Nomination von Grossrätin Bernadette Mäder Brülhart soll in Erinnerung rufen, dass es die Mitte Links–CSP weiterhin gibt. Obwohl mit Beat Vonlanthen (CVP) und Erwin Jutzet (SP) zwei Sensler Staatsräte aus der Regierung austreten, hat die Kandidatur der Senslerin nicht mehr als das Verdienst, im früheren CSP-Stammland Präsenz zu markieren.

Die bürgerliche Allianz hat sich mit lauter Männern auf der Liste einer starken Kritik ausgesetzt. Die Linke geht nun fast in die entgegengesetzte Richtung. Jean-François Steiert tritt als Hahn im Korb neben vier Frauen an. Sie hofft, mit dieser Strategie möglichst viele Frauen im bürgerlichen Lager zu gewinnen. Wenn dies aufgeht, so ist ein wichtiger Schritt zur Bewahrung des dritten Regierungssitzes und insbesondere desjenigen von Marie Garnier getan.

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