Die Pharmaindustrie ist mächtig und hat insbesondere in der Schweiz eine lange Tradition. Dennoch betreiben viele Spitäler eine eigene pharmazeutische Produktion, so auch das Freiburger Spital (HFR). Gestern hat das Spital an einer Medienkonferenz Einblick in die neuen Räumlichkeiten der Spitalpharmazie gewährt, die im Juli 2017 in Betrieb genommen worden sind.
Eigene Kriterien
«Das Angebot der Pharmaindustrie entspricht nicht ganz unseren Bedürfnissen», sagte Catherine Hänni, Leiterin der Spitalapotheke. Ein Spital bediene eine spezielle Bevölkerungsgruppe, die zum Teil andere Arzneimittel benötige. «Für unsere Produktion stellten sich spezielle Kriterien», so Hänni. «Wir stellen Arzneimittel her, die auf dem Markt nicht erhältlich sind, da sie nicht kommerzialisiert werden.»
Für die Spitäler gelten strikte Regeln, was sie selber herstellen dürfen. Die Arzneimittel müssen für sie einen Mehrwert darstellen. So zum Beispiel, wenn für Spitalpatienten geringe Mengen eines Medikaments benötigt werden, die Industrie sie aber nur in grossen Mengen verkauft. Oder Arzneimittel, die nicht lange haltbar und deshalb auch nicht zum Lagern geeignet sind. Spitäler stellen solche Medikamente oft auf Anfrage mit einer kurzen Bestellfrist her.
Weiter dürfen die Spitäler nicht für externen Gebrauch produzieren. Möglich sei hingegen, dass sich verschiede Spitäler gegenseitig aushelfen, so Hänni.
Chemotherapie ist zentral
Eine wichtige Aufgabe der pharmazeutischen Produktion ist das Bereitstellen von Mitteln für die Chemotherapie. Jeder Patient hat seine individuelle Dosis, und diese wird in brandneuen Hightech-Isolatoren des Kantonsspitals individuell abgefüllt. Ein grosser Teil der Arbeit betrifft die Qualitätskontrolle und -sicherung. So wird das Rohmaterial für die Arzneimittel analysiert, und auch nach der Produktion findet eine Kontrolle statt. Zur Qualitätssicherung gehört auch ein Monitoring des verwendeten Wassers.
Im Freiburger Spital umfasst die pharmazeutische Produktion 45 Personen auf 33 Vollzeitstellen. Für das Lager werden 20 Produkte und auf Bestellung 56 Produkten hergestellt. Dazu kommen die Dosierungen für jährlich 13 000 Chemotherapien.