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Mit Nadel und Faden auf Jobsuche

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Mit Nadel und Faden auf Jobsuche

Autor: Pascale Hofmeier

Zickzack und gerade Linien sind an diesem Tag ihre Aufgabe, es sind Nähübungen. Sie, nennen wir sie Petra*, ist 22. Nach der Lehre im Detailhandel hat sie nicht sofort eine Stelle gefunden. Als sie endlich einen festen Vertrag unterschrieben hatte, gab es Zoff mit den Chefs. «Mir wurde dauernd die Schuld für alles gegeben, das irgendwie schieflief», sagt Petra. Dabei hätte ihr das Umfeld im Reitsportgeschäft doch gefallen, auch, weil sie selber reitet. Auf die Kündigung folgte die Arbeitslosigkeit.

Petras Fuss zuckt nervös, während sie Stoffstücke zuschneidet. «Handarbeit war schon in der Schule nicht mein Lieblingsfach.» Auch Stillsitzen ist nicht ihre Stärke.

Nicht freiwillig hier

Ins Nähatelier des Vereins für aktive Arbeitsmarktmassnahmen kommt sie – wie auch die anderen Frauen – nicht freiwillig. Die Massnahme wird von den regionalen Arbeitsvermittlungsstellen verordnet. Weigert sich die Arbeitslose, die Arbeit anzunehmen, wird sie mit so genannten Einstelltagen bestraft: Der Erwerbsersatz für diese Tage gestrichen. Ein Teil der Massnahme besteht darin, dass die Frauen ihre Bewerbungsunterlagen auffrischen, und sie erhalten Zeit für Vorstellungsgespräche. Petra muss monatlich zwölf Bewerbungen schreiben. Arbeitslos ist sie seit Januar.

Frauen trifft die Krise härter. Sie haben häufiger Stellen mit niedrigen Qualifikationen in der Fertigung oder Teilzeitpensen. Diese Jobs werden in der Krise schneller gestrichen. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Die Mehrheit der 4,2 Millionen Erwerbstätigen in der Schweiz sind Männer. Arbeitslos sind gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik aber mehr Frauen als Männer.

Im Kanton Freiburg waren per Ende Juni 3658 Personen arbeitslos gemeldet, das entspricht 2,5 Prozent der Bevölkerung. Im Vergleich mit den Vormonaten ist die Arbeitslosigkeit damit gesunken – insbesondere bei den Männern.

An diesem Morgen arbeiten fünf Frauen im Nähatelier. Die älteste ist 57, die jüngste 22. «Hier hat es gut ausgebildete Bürofachfrauen wie Hilfsarbeiterinnen», sagt Atelier-Leiterin Barbara Tzamarenda. Zehn finden maximal Beschäftigung im Atelier. Da sei es manchmal schwierig, einen Zusammenhalt ins Team zu bringen. Teilweise erhält das Atelier grosse Aufträge, zum Beispiel für Schaufenstereinrichtungen. Gefertigt werden hier vom Kinderröckli über Monster-Puppen bis zu Täschchen im Schottenkaro.

Zu Weihnachten werden Karten gefaltet und geklebt. «Da kann es vorkommen, dass man 600 Mal dieselbe Karte macht.» Das sei nicht allen gegeben, einige müssten lernen, sich durch die monotone Arbeit durchzukämpfen. Auch die Begabungen seien sehr unterschiedlich, sagt Barbara Tzamarenda: «Es ist wie früher im Handwerksunterricht. Einige sind sehr fit und kaufen sich eine Nähmaschine für zu Hause, andere haben zwei linke Hände.»

Teure Kinderbetreuung

Im Hintergrund dudelt das Radio vor sich hin. An einem der Tische verpackt Carla Broschüren. Den Mund hat sie zu einem Lächeln verzogen, das nicht zum Ausdruck ihres Gesichts passen will. Tränen sammeln sich in ihren Augen. «Ich habe Angst vor der Zukunft», sagt sie mit leiser Stimme. 1996 kam sie aus Portugal in die Schweiz. Eine Ausbildung hat die 36-jährige Mutter von zwei kleinen Kindern nicht. Sohn und Tochter werden von einer Tagesmutter betreut.

In der Fabrik, in der sie bis vor sieben Monaten zu 100 Prozent gearbeitet hat, musste sie jeweils morgens um sechs Uhr beginnen. Dann ist noch keine Kinderkrippe offen. «Die Krippe wäre auch teurer als die Tagesmutter.» Doch nun reicht das Geld nirgends mehr hin. Ihr Mann verdient nicht genug, dass sie zu Hause bleiben könnte, und die Tagesmutter ist so teuer, dass sich Arbeit kaum lohnt. «Manchmal wissen wir nicht, wie weiter.» Die Jobsuche in der Fabrikation sei derzeit enorm schwierig. Ihre Schilderung kippt von der Hilflosigkeit angesichts der Situation in eine trotzige Haltung: «Wenn ich bis in ein paar Monaten keine Arbeit finde, gehen wir nach Portugal zurück», sagt Carla. Ob es dort einfacher sein wird? «Ich weiss es nicht.»

*Alle Namen sind der Redaktion bekannt

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