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Mondsüchtig

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Grau, leer und trist war die Oberfläche, auf die Neil Armstrong vor fast genau 50 Jahren als erster Mensch seinen Fuss setzte. Denn auch wenn die Reise von Apollo 11 im Jahr 1969 Millionen vor den Fernsehbildschirm lockte, weltweit als Triumph der Wissenschaft gefeiert wurde und das Interesse der Menschen am Erdtrabanten neu entfachte, vermochten die Bilder, die die Raumfahrer auf die Erde sendeten, dennoch nicht ganz den Vorstellungen zu entsprechen, die sich die Menschheit in den Jahrhunderten zuvor vom Mond gemacht hatte. Die wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Nasa war weit weg von den ­romantischen Bildwelten und Geschichten rund um den nachts silbrig leuchtenden Himmelskörper, wie sie Künstlerinnen und Künstler über alle Epochen hinweg in ihren Werken festhielten. Das Kunstmuseum Bern widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung «Clair de lune» eben diesen künstlerischen Darstellungen vom Mond. Die kompakte Schau entfaltet ausgehend von rund 50 Werken aus 500 Jahren Kunstgeschichte eine kleine Kulturgeschichte des Mondes und zeigt, welch vielfältige Bedeutungen der einzige natürliche Satellit der Erde über die Jahrhunderte hinweg für die Menschen hatte.

Madonna auf der Mondsichel

In der christlichen Kunst des Mittelalters und in der frühen Neuzeit war der Mond beispielsweise ikonografisch eng mit der Jungfrau Maria verbunden. In verschiedenen Werken wird die Muttergottes als Königin des Mondes dargestellt, die auf dessen silberner Sichel thront. Der Bildtypus der Mondsichelmadonna speist sich ursprünglich aus den Beschreibungen der Apokalypse in der Offenbarung des Johannes: «Dann erschien ein grosses Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füssen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt», steht dort geschrieben. Wie kaum ein anderer hat Albrecht Dürer die Madonna auf der Mondsichel in seinem um 1511 entstandenen Titelholzschnitt zu seinem «Marienleben»-Zyklus in Szene gesetzt: Beim grossen Renaissancekünstler hat die Mondkönigin etwas Sinnliches, Entrücktes und Mysteriöses. Die Verehrung des personifizierten Mondes selbst – des Mannes im Mond – geht noch weiter zurück: Bereits in vorgeschichtlichen Zeiten wurde der Erdtrabant in verschiedenen Religionen als Gott verehrt.

Bern im Schaukasten

Zentral war der Mond seit jeher auch für die Darstellung von nächtlichen Szenerien. Spätestens im Barock entdeckten die Künstler das effektreiche Helldunkel, das vom Mondlicht ausgeht. In der Romantik erlebten symbolisch aufgeladene Vollmondlandschaften, bei denen die Welt wie verzaubert erscheint, einen veritablen Boom. Die Wirkung, die der Mond als Lichtquelle auf Landschafts- und Stadtdarstellungen entfalten kann, zeigt etwa das Aquarell «Die Stadt Bern im Mondlicht», das der Schweizer Künstler Franz Niklaus König um 1810 malte. In der Ausstellung ist das Bild in einer Replik des sogenannten «Königskastens» zu sehen – einer speziellen Vorrichtung, in der der Künstler sein auf Transparentpapier gemaltes Bild mithilfe von Kerzenlicht ausleuchtete, um die mystische Wirkung des Mondscheins noch zu verstärken. König ging mit seinem Vorläufer des Diaprojektors auch auf Europatour und beeindruckte damit sogar Johann Wolfgang Goethe.

Neben bekannten Namen wie Paul Klee oder Marc Chagall sind in der Ausstellung auch weniger oder gar nicht bekannte Künstlerinnen und Künstler zu entdecken – etwa die früh verstorbene Expressionistin Maria Uhden. Die deutsche Malerin lässt auf ihrer «Komposition» von 1915 nackte Menschen und Tiere in einem kosmischen Tanz gen Mond schweben und kreiert so eine faszinierende Traumwelt voller Farbe und Bewegung.

James Bond im Kühlschrank

Ganz anders nähern sich die Schweizer Künstler Peter Fischli und David Weiss dem Mond. Inspiriert vom James-Bond-Film «Moonraker», macht sich das Duo auf seiner gleichnamigen Farbfotografie aus der «Wurstserie» (1979) daran, den Traum von der Mondlandung mit ganz viel postmoderner Ironie zu dekonstruieren. Bei Fischli/Weiss findet die Mondlandung im Kühlschrank statt, die Rakete ist eine ausgediente Flasche. Die Banalisierung und «Verhaushaltung» des grossen Menschheitstraums von der Reise zum Mond macht den eigenwilligen Humor der Arbeit aus und lässt zugleich eine kindliche Faszination am Himmelskörper aufscheinen.

Die in Bern ausgestellten Werke, die nach der Mondlandung von 1969 entstanden sind, zeigen eines deutlich: Von einer Entzauberung des Phänomens Mond nach der Eroberung durch den Menschen kann keine Rede sein. Denn auch wenn der graue Erdtrabant aus der Nähe betrachtet alles andere als mysteriös und romantisch erscheint, entzündet sich die Vorstellungskraft der Menschen weiterhin am Anblick des nächtlichen Himmels. Manchmal ist es gerade die Distanz, die der Fantasie Tür und Tor öffnet. Diese Distanz – so haben Wissenschaftler herausgefunden – wird im Übrigen stetig grösser: Jahr für Jahr entfernt sich der Mond um rund vier Zentimeter von der Erde.

Kunstmuseum Bern. Bis zum 20. Oktober. Mi. bis So. 10. bis 17 Uhr, Di. bis 21 Uhr. Infos: www.kunstmuseumbern.ch

Ausstellung

Regionale Kunst ohne Verfallsdatum

Neben der Ausstellung «Clair de lune» zeigt das Kunstmuseum Bern in einer weiteren aktuellen Ausstellung eine repräsentative Auswahl von Kunstwerken aus der Sammlung der Migros Aare. Die Genossenschaft hat seit den 1960er-Jahren eine Kunstsammlung aufgebaut. Zwischen 1987 und 1997 erhielt der damalige Direktor der Kunsthalle Bern den Auftrag, für die Migros Aare gezielt Werke von herausragenden Künstlern aus der Region Bern anzukaufen. 2005 gingen diese Werke schliesslich als Schenkung an das Kunstmuseum Bern. Unter dem Titel «Ohne Verfallsdatum. Schenkung und Leihgaben der Migros Aare» sind einige dieser Werke nun erstmals in einer eigenen Ausstellung zu sehen. Zu den ausgestellten Künstlern gehören etwa ­Claude Sandoz, Peter Aerschmann und Marianne Engel.

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Kunstmuseum Bern. Bis zum 15.  September. Mi. bis So. 10. bis 17 Uhr, Di. bis 21 Uhr.

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