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Monster im Lavendel

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Seit kurzem wohnen wir auf dem Land, wo, wie mir scheint, eine Kultur der zivilisierten Barbarei herrscht. Da sprengen am 1. August ein paar Knallköpfe den Schulhausbriefkasten in die Luft, kleben dann aber reumütig ein schriftliches Mea culpa in das Loch in der Wand: «Es tut uns leid. Wir haben den Briefkasten aus Versehen gesprengt. Wir melden uns beim Abwart und der Gemeinde. Es tut uns wirklich leid.» Höfliche Vandalen, gesittete Barbaren, das gibt’s nur hier. Und überhaupt: Schuld und Sühne, Leben und Tod, Fressen und Gefressenwerden – alles liegt auf dem Land irgendwie näher beieinander als in der Agglo.

Am Vormittag bewundert man mit den Kindern die herzigen Kälbli, die auf der Weide neben ihren Mamis liegen, und am Abend bestellt man online das Mischpaket Natura Beef vom Bauern ums Eck für 28 Franken das Kilo. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die ersten findigen Landwirte nach den Selbstpflückfeldern die Selbstschlachtweiden einführen.

Bei uns auf der Terrasse ist jeden Tag Discovery Channel. Im Lavendel lauern die Monster. Achtbeinig, mit gelb gestreiftem Bauch und Giftklauen. Dutzende Wespenspinnen haben ihre Netze zwischen den violetten Lavendelblüten gesponnen, filigrane Wunderwerke, verstärkt mit einem speziellen Zickzackfaden. Und dann veranstalten die kunstsinnigen Killerinnen ein Massaker am Blütenbuffet: Sie fangen nicht nur Wespen, Hummeln und Zitronenfalter, sondern fressen nach der Paarung auch gleich ihre Männchen auf. Koitus. Exitus. Zivilisation und Barbarei. Alles ganz nah beieinander.

Überhaupt, die Viecher überall. Im Haus und ums Haus herum. Die toten Mäuse im Lichtschacht des Kellerfensters. Und natürlich Mücken, Mücken und nochmals Mücken, und Fliegen und Wespen. Und erzählen Sie mir jetzt bitte nicht, dass sich Wespen mit blankpolierten Einräpplern auf dem Esstisch vertreiben lassen. Da kann man auch gleich eine Hunderternote an die Wand nageln. Das bringt auch nichts.

Neben den Lästlingen kreuchen und fleuchen aber auch wunderschöne Geschöpfe herum: Tagpfauenaugen, Schwalbenschwänze und Taubenschwänzchen zum Beispiel. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht ein neues, unbekanntes Insekt entdecken. Das Insektenlexikon liegt denn auch immer griffbereit auf dem Stubentisch: um die Viecher nachzuschlagen und nötigenfalls auch gleich zu erschlagen. Getötet vom gesammelten Wissen – zivilisierte Barbarei eben.

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