Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Murtens Fortifikation vor 100 Jahren

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Genau 100 Jahre ist es her, dass Österreich-Ungarn den Serben den Krieg erklärte. Weitere Kriegserklärungen und eine militärische Auseinandersetzung bisher ungeahnten Ausmasses folgten: der Erste Weltkrieg.

Die zentrale Rolle

Die Schweizer Armee mobilisierte am 3. August 1914. «Für unser Land bestand die Gefahr, dass der eine oder andere der Kriegführenden einen Durchmarsch durch die neutrale Lücke Schweiz in die Flanke des Gegners versuchen würde», sagt Jürg Keller aus Sugiez, Brigadier a. D. und Militärhistoriker. Daher habe die Armee unmittelbar nach Auslösung der Mobilmachung unter anderem die Schaffung der Fortifikation Murten befohlen. «Deren Auftrag lautete: Befestigung der Linie Zihlkanal–Vully–Murten–Salvenach–Laupen zur Sicherung Berns gegen Angriffe.» Die geopolitische Lage der Region um Murten sei schon immer von grosser Bedeutung für die Schweiz gewesen; «das zeigte sich auch während der Burgunderkriege», erläutert Keller. «Der Raum zwischen dem Jura und der Saane bei Laupen bildet seit je einen «Passage obligé», also einen Raum, der notwendigerweise zu durchschreiten ist, wenn man vom Genfer- an den Bodensee gelangen will und umgekehrt.»

Die Pläne für die Befestigungen rund um Murten mussten nicht erst erarbeitet werden, sie lagen bereit:«In Geniekursen der Jahre 1912 und 1913 hat die Schweizer Armee Projekte zum Schutz des Passage obligé erarbeitet, so dass bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs Pläne zur Befestigung des Raumes Murten in den Schubladen der Generalstabschefs bereitlagen», erklärt Keller. Den Grund für die Voraussicht könne man im 18. Jahrhundert finden: «Nach dem Einmarsch der französischen Truppen in die Schweiz im Frühjahr 1798, den darauffolgenden Wirren in Europa und den ersten Bestrebungen, Militärfragen in der Eidgenossenschaft zu zentralisieren, begannen erste Planungen für Landbefestigungen.» Ein erneuter Einfall aus Westen habe im 19. Jahrhundert an erster Stelle der militärischen Gefahrenanalyse gestanden. «Dabei stand einmal mehr der Raum Murten im Vordergrund.» Die Murtenstellung war auch damals ein operativer Schlüsselraum.

 Rund 3000 Männer haben an der Fortifikation rund um Murten gebaut, nach zwei Monaten konnten die Männer jeweils wieder nach Hause zu ihren Familien. «60 bis 80 Prozent waren Bauern–das war damals nicht einfach», sagt Keller. «Die Frauen waren mit ihren Kindern während dieser Zeit oft auf sich selber gestellt, und es herrschte Lebensmittelknappheit.» Der Sold sei kein Lohnersatz gewesen. Die Interessen der Armee und jene der Bevölkerung und der Volkswirtschaft hätten sich auch in der Region Murten teils diametral entgegengestanden. «Das war eine Milizarmee, die Ressourcen hat man aus dem Volk abgezogen–die Wirtschaft stand während dieser Zeit still.» Vielen der Männer sei es auf ihren Wachposten langweilig gewesen, denn zum Kampf kam es in der Schweiz bekanntlich nicht.

Die Soldatenstuben

Eine Frau wollte dem verbreiteten Alkoholkonsum der Soldaten entgegenwirken: «Else Züblin-Spiller, eine Frau aus Winterthur, hatte damals die gute Idee, sogenannte Soldatenstuben zu schaffen.» Züblin-Spiller gründete 1914 den Schweizer Verband Soldatenwohl als Non-Profit-Organisation, um die Schweizer Soldaten mit preiswerter und gesunder Kost zu versorgen und dem Alkoholkonsum etwas entgegenzusetzen. Zudem dienten die 700 alkoholfreien Stuben auch als Ort, in dem die Soldaten ihre Freizeit verbringen konnten.

Das SBB-Restaurant Centre Loewenberg in Murten, in dem das Gespräch mit Jürg Keller stattfand, ist ein Personalrestaurant der SV Group und hat seinen Ursprung in den Soldatenstuben. Denn mit der Einrichtung weiterer Kantinen entwickelte sich der Schweizer Verband Soldatenwohl schnell und wurde 1920 in Schweizer Verband Volksdienst unbenannt. Heute hat die SV-Stiftung als Hauptaktionärin der SV Group die Aufgabe, die Gründungsidee zu bewahren.

Bis Anfang 1917 waren die Befestigungen von Bedeutung, danach hatte die Fortifikation von Murten kein Gewicht mehr für einen Grossteil der Gesellschaft. Doch Jürg Keller hat das «Réduit du Vully» nach seiner Pensionierung instand gestellt. Seit der Expo.02 führt der pensionierte Berufsoffizier Touristen und Einheimische in die Befestigungsanlage im Wistenlach und zeigt auch weitere militärische Anlagen aus vergangenen Zeiten. «Militäranlagen sind Kulturgüter», sagt Keller, deshalb gebe es auch den Verein Historische Militäranlagen Freiburg/Bern (siehe Kasten).

Neben dem «Réduit du Vully» gehören auch die Grotten von Lamberta oberhalb von Môtier zu Zeitzeugnissen aus dem Ersten Weltkrieg. Die Anlage «La Lamberta» am Vully mit ihren 200 Metern Gängen, Schiessscharten und Unterkunftsräumen haben die Soldaten zwischen 1916 und 1917 Meter für Meter mit Schaufeln und Pickeln in Sandstein gegraben. «Die Grotten zeichnet aus, dass sie vom Gegner nicht einsehbar waren», erklärt Keller. «Es handelt sich um eine sogenannte Hinterhangstellung.» Die Betten in den Höhlen seien 24 Stunden besetzt gewesen: «Abwechslungsweise haben die Soldaten acht Stunden geschlafen.» Acht Stunden Einsatz, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlafen sei die damalige Aufteilung gewesen. «Zehn Maschinengewehre und rund 110 Mann mit ihren Gewehren waren bereit, dem Gegner die Stirn zu bieten.» Verpflegt wurden die Männer von einer mobilen Küche, gezogen von zwei Pferden.

Waren die beiden Orte vor 100 Jahren noch Schlüsselpositionen für die Landesverteidigung sind sie heute beliebte Ausflugsziele: Sowohl beim Réduit als auch bei den Sandsteinhöhlen hat es heute Feuerstellen.

Die Grotten von Lamberta oberhalb von Môtier aus dem Ersten Weltkrieg. Bild Aldo EllenaDas Réduit du Vully ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Bild Charly RappoMilitärhistoriker Jürg Keller. Bild Charly Rappo

Kulturdenkmäler: Verein will alte Anlagen erhalten

D er Verein Historische Militäranlagen Freiburg/Bern zählt rund 300 Mitglieder. Zudem unterstützen 4000 Kollektivmitglieder die Organisation, die sich für den Erhalt von Festungsanlagen einsetzt. Ausgewählte Bunker sollen zudem in den Originalzustand versetzt werden: «Dazu gehört, die ursprüngliche Bewaffnung wiederzubeschaffen, aber auch das Mobiliar», ist auf der Vereins-Website zu lesen. Interessierte können auch Führungen buchen: die Befestigungen Erlach/Jolimont, die Fortifikation Mont Vully oder die Sperre Löwenberg sind Beispiele. emu

Meistgelesen

Mehr zum Thema