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Museum steht vor grosser Zügelaktion

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Eigentlich ist die Madonnenskulptur aus dem 16. Jahrhundert nichts Besonderes. «Eher mittelmässige Qualität», sagt der Kunsthistoriker Stephan Gasser, Konservator am Museum für Kunst und Geschichte Freiburg. Und doch hat die Figur am Dienstag ihre fünfzehn Minuten Ruhm bekommen: Sie ist das erste von rund 44 000 Objekten, das ins neue Zentraldepot des Museums im Freiburger Daillettes-Quartier transportiert wurde. Zwar war der Transport nur eine Demonstration für die Medien, doch ermöglichte er einen Eindruck von dem, was ab Anfang August auf das Museum zukommt. Dann nämlich beginnt im Zentrallager die Zusammenführung der kompletten Sammlung, die derzeit an über 30 Standorten untergebracht ist: eine einzigartige Zügelaktion, die rund eineinhalb Jahre dauern wird.

Vergessene Werke

Mit der Inbetriebnahme des zentralen Sammlungsdepots geht ein jahrzehntealter Wunsch des Museums in Erfüllung: «Seit den Siebzigerjahren hat die Museumsdirektion immer wieder beim Kanton interveniert, weil es zu wenig Platz für die Sammlung gab und die Konservierungsbedingungen ungenügend waren», sagte die aktuelle Direktorin Verena Villiger am Dienstag vor den Medien. 2007 habe der Staatsrat die prekäre Situation endlich erkannt und Massnahmen ergriffen: In einem ersten Schritt stellte er dem Museum die Mittel für eine umfassende Inventarisierung der Sammlung zur Verfügung. Dieses Inventar wurde in den Jahren 2008 bis 2013 erstellt und brachte auch längst vergessene Werke zum Vorschein. War man anfangs von einem Bestand von rund 30 000 Objekten ausgegangen, so sind es am Ende 45 000 Objekte aus gut einem Jahrtausend, die mithilfe der Datenbank MuseumPlus katalogisiert wurden (die FN berichteten).

Von diesen 45 000 Werken befinden sich rund 1000 in der Dauerausstellung des Museums. Der ganze Rest ist in über 30 Depots untergebracht, teilweise im Museum selbst, teilweise an externen Standorten in der Stadt Freiburg und in anderen Gemeinden. So hat das Museum etwa einen Flügel des benachbarten Klosters der Heimsuchung (Visitation) angemietet. Bei der Medienführung an diesem heissen Julitag wird sofort klar: Für eine zeitgemässe Konservierung von wertvollen Kulturgütern ist dieser Ort nicht ideal, viel zu warm ist es in dem Gang und in den ehemaligen Klosterzellen. «Wir können die Objekte hier korrekt aufbewahren», so Stephan Gasser, «aber wirklich angemessen sind die Räume nicht.»

 Im Kloster sind vor allem Textilien gelagert, aber auch einige Gemälde und Skulpturen. Das meiste ist bereits verpackt für den bevorstehenden Umzug ins Zentraldepot: Die gemieteten Klosterräume müssen Ende Oktober leer sein; darum beginnen die Mitarbeiter des Museums hier mit dem Umzug.

 Bis alle aktuellen Depots geräumt sind und sich alle 44 000 Werke im Lager an der Daillettes-Strasse wiederfinden, dürfte es Januar 2017 werden. «Es ist sehr schwer zu schätzen, wie lange der Umzug dauern wird», so Verena Villiger. Jedes einzelne Objekt muss fachgerecht verpackt, transportiert und an seinen Platz am neuen Ort gebracht werden. Wie das aussehen kann, zeigt das Beispiel der Madonnenskulptur: Nebst herkömmlichem Verpackungsmaterial wie Seidenpapier und Luftpolsterfolie kommt ein neuartiges Vakuumkissen zum Einsatz. Die Skulptur wird auf das Kissen gelegt und die Luft abgesaugt, das Kissen wird starr und stabilisiert so das Objekt. «Die Methode ist nicht nur sicher, sondern bringt auch einen erheblichen Zeitgewinn», erklärt der für den Umzug verantwortliche Restaurator Claude Breidenbach.

Platzreserven für 25 Jahre

In Anwesenheit der Medien betritt Breidenbach etwas später mit der verpackten Madonna das neue Zentraldepot. Ein besonderer Moment, sagt er: «Es ist das erste Mal, dass ich mit einem Werk in das Gebäude komme.» Der Unterschied zu den früheren Depots wird sofort klar: In den neuen Räumen herrscht konstant eine Temperatur von 20 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent. Und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen: Das Zentraldepot umfasst eine Nutzungsfläche von 2600 Quadratmetern und bietet genug Platz für die aktuelle Sammlung sowie eine Reserve für rund 25 Jahre.

Ausgestattet ist das Lager mit platzsparenden Gestellen und Schränken des Systems Compactus. Dieses besteht aus beweglichen Rahmen mit unterschiedlichen Lagerungsstrukturen für die verschiedenen Objektarten. So kommen Skulpturen auf Gestelle mit rückwärtigen Gittern, an denen die Werke befestigt werden. Gerahmte Gemälde hängen an verschiebbaren Gittern, Textilien lagern in Schachteln, Glas, Porzellan und Zinn auf Etageren, Möbel in grossen Gestellen, und auch die Waffensammlung bekommt ein eigenes Depot. Eine Besonderheit sind die eigens angefertigten Schränke für die kostbare Fahnensammlung, welche bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Die Schränke bestehen aus grossflächigen, niedrigen Schubladen für jeweils eine der fragilen Fahnen.

Neben den Sammlungsräumen beherbergt das Depot einen Inventarisierungsraum und ein Fotostudio. Zudem gibt es eine Stickstoffkammer für die Behandlung von Objekten, die von Schädlingen befallen sein könnten. Für die Sicherheit der Sammlung sorgen Feuer- und Wassermelder sowie eine strenge Zugangskontrolle. Trotzdem wolle man die Sammlung nicht vollständig vor der Öffentlichkeit abschotten, betont Verena Villiger. «Wir werden zu bestimmten Gelegenheiten Besichtigungen ermöglichen.»

Nachher: Durch diese Tür kommen die Schätze des Museums ins neue Depot. Das System Compactus ermöglicht die fachgerechte Lagerung verschiedener Objektarten: links die Gestelle für die Skulpturen, rechts die Gitter für die Gemälde. 

Zahlen und Fakten

Investitionen und Einsparungen

Das neue Zentraldepot des Museums für Kunst und Geschichte befindet sich im ehemaligen Gebäude der Groupe E an der Daillettes-Strasse 6. Der Kanton hatte dieses und das benachbarte Gebäude 2009 erworben. Neben dem Museumsdepot sind hier unter anderem Räume des kantonalen Hochbauamts und der Lehrwerkstätte untergebracht. Die gesamte Liegenschaft kostete laut Corinne Rebetez, Sprecherin der kantonalen Baudirektion, 22 Millionen Franken. Auf die Räume für das Museum entfallen rund 7,5 Millionen Franken, davon 1,1 Millionen für Umbau und Infrastruktur. Der Umzug selbst kostet rund 330000 Franken. Diesen Ausgaben stünden gewichtige Einsparungen gegenüber, betonte Museumsdirektorin Verena Villiger. Das Museum werde künftig nicht nur bei den Mietausgaben sparen, sondern auch bei den Restaurierungskosten und beim Aufwand, Werke im Depot zu finden. Für die zusätzliche Arbeit während des Umzugs wurde eine Person fest angestellt. Dazu kommen externe Helfer. Auch die Mitarbeiter des Museums sind stark für das Projekt eingespannt; 2016 werden darum weniger Sonderausstellungen als gewohnt durchgeführt.cs

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