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Muslimfeindlichkeit ist eine Realität

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Die Schülerin einer jungen, aus Algerien stammenden Französischlehrerin an einer Privatschule erkundigt sich bei der Schuldirektion nach deren Herkunft. Ein muslimischer Manager einer Grossfirma muss sich am Arbeitsort von seinen Kollegen in die Privatsphäre eindringende Fragen nach seiner Religion und seinem Privatleben anhören. Eine Familie findet anonyme Beleidigungen im Briefkasten, nur weil eine ihrer Töchter zum Islam übergetreten ist. Währenddessen fragt eine alleinerziehende Schweizer Mutter aus Winterthur am Beratungstelefon, wann die Schweiz zum Kalifat werde. Das alles sind Beispiele für Ressentiments gegenüber dem Islam.

Polizei zeigte Präsenz vor Ort

Sie wurden gestern anlässlich eines ganztägigen Kolloquiums zum Thema Muslimfeindlichkeit an der Universität Freiburg erwähnt, an dem rund 250 Fachleute aus der ganzen Schweiz teilnahmen. Die Tagung war von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft und dem Zentrum Religionsforschung der Universität Luzern organisiert worden.

Und obwohl die Quintessenz des Tages eigentlich war, dass von einer schleichenden Islamisierung keine Rede sein könne (siehe Kasten) und somit keinerlei Grund zur Angst seitens der Gesellschaft bestehe, zeigte die sichtbare Polizeipräsenz an diesem Tag eben doch, dass es sich um ein «sehr delikates Thema» handelt, wie es die EKR-Präsidentin, Alt-FDP-Nationalrätin Martine Brunschwig Graf, ausdrückte. So wurden bei sämtlichen Teilnehmern die Identitätskarten, Taschen und Jacken vor dem Eintritt in den Saal kontrolliert. Die Polizei war laut Brunschwig Graf allerdings aus eigenem Antrieb und nicht auf Wunsch der Veranstalter ­präsent.

Im Saal blieb es während den Diskussionen auffällig ruhig, sachlich und rational, auch wenn laut der EKR-Präsidentin mehrere Mitglieder der islamkritischen Bewegung Association Suisse Vigilance Islam anwesend waren.

«Einige werden die Wahl des 11. Septembers als Datum für diese Fachtagung als Provokation empfinden», hielt Brun­schwig Graf fest. «Das ist es nicht.» Verbrechen, welche Terroristen im Namen des Islams begehen, müssten verurteilt werden. Doch dies dürfe nicht als Vorwand dienen, um eine ganze Bevölkerungsgruppe lediglich aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit abzulehnen. «Wie wir alle haben auch die Muslime, die in der Schweiz leben, das Recht auf Respekt und Würde», so die EKR-Präsidentin.

Die Medien und der Islam

Als Gastredner war ein ganzer Reigen kompetenter Fachleute eingeladen, so unter anderem Wolfgang Benz, emeritierter Professor an der Technischen Universität Berlin, Amina Benkais-Benbrahim, Integrationsdelegierte des Kantons Waadt, Samuel Behloul, Professor am religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern, Mallory Schneuwly Purdie, Forschungsleiterin und Lehrbeauftragte am Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft, oder Alma Wiecken, Juristin im Sekretariat der EKR.

Sie sprachen über so unterschiedliche Themen wie die Klärung des Begriffs «Muslimfeindlichkeit», die Darstellung der Muslime durch die Medien oder über die Muslime als Thema in der politischen Diskussion. Abgeschlossen wurde der Tag mit einer Podiumsdiskussion und Schlussworten von Vertretern der Schweizer Bischofskonferenz und des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes.

«Dunkelziffer sehr hoch»

«Es widerspricht gänzlich den Tatsachen, von einer Islamisierung der Schweizer Gesellschaft zu reden», brachte es Samuel Behloul auf den Punkt. Einzig in den Agenden gewisser Politiker und Medien werde der Islam immer wichtiger. Laut Wolfgang Benz leidet der wissenschaftliche Diskurs über dieses Thema auch daran, dass es bis heute keinen allgemein anerkannten Begriff für das Thema gebe. Auch in der Fachliteratur würden sowohl «Islamophobie» als auch «Islamfeindlichkeit» verwendet, was beides eigentlich ähnlich ungenau sei wie der Begriff «Antisemitismus».

Laut Alma Wiecken muss man klar zwischen einem Verstoss gegen die Antirassismusstrafnorm – einem Offizialdelikt – und unterschwelliger, subjektiv empfundener Diskriminierung unterscheiden. Vermutlich sei auch die Dunkelziffer sehr hoch. Denn noch lange nicht jedes Opfer von Diskriminierung bringe diese auch polizeilich zur Anzeige. Gemäss Amina Benkais-Benbrahim ist es auch gegenüber Muslimen vor allem das Unwissen, das zur Angst vor dem Fremden werde und schliesslich zur Ablehnung und Diskriminierung anderer führe.

Zahlen und Fakten

«Keine Zunahme bei den Konvertiten»

Anlässlich der Fachtagung zur Muslimfeindlichkeit wurden einige interessante Zahlen präsentiert. So waren laut Samuel Behloul 2015 lediglich 5,1 Prozent der Einwohner der Schweiz muslimischen Glaubens. Das entspreche 350 000 Personen in der Altersgruppe der über 15-Jährigen. 87 000 von ihnen betrachteten sich gemäss einer Umfrage als «sehr religiös». Doch nur 497 von ihnen seien im Visier eines Dschihad-Monitorings des Nachrichtendienstes des Bundes gewesen, und nur bei 60 Personen habe schliesslich die Bundesanwaltschaft aktiv werden müssen. Von den 5,1 Prozent Muslimen wiederum stammen 37,5 Prozent aus dem Balkan, 35,1 Prozent sind schweizerischer Nationalität, 11,7 Prozent Türken, und nur 6,4 Prozent sind arabischsprechende Muslime aus Nordafrika oder dem Nahen Osten. Im Weiteren sind nur 5,6 Prozent der Muslime in der Schweiz – oder rund 20 000 Personen – nicht Migranten der ersten oder zweiten Generation. «Wohl die Hälfte oder ein Drittel von diesen sind Konvertiten», so Behloul. «Es gibt also auch keine Zunahme bei den Konvertiten.» Fast 60 Prozent der Muslime in der Schweiz seien überdies zwischen 15 und 34 Jahre alt und demzufolge überwiegend in der Schweiz erzogen und geschult worden. Selbst wenn man die gelebte Religiosität der Muslime betrachte, ergebe sich ein relativierendes Bild. 55 Prozent der Muslime hierzulande besuchten nur ein bis fünf Mal pro Jahr überhaupt eine Moschee, lediglich 12 Prozent gingen einmal in der Woche oder häufiger dorthin. «Dies entspricht etwa den Zahlen bei den Schweizer Katholiken.»

jcg

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