Christoph Nussbaumer
Keine politischen Ränkespiele und keine wirkliche Spannung. Die gestrige Bundesratswahl hatte wahrlich nichts von einem Krimi. Vielmehr war es ein Schaulaufen für den Tessiner Kandidaten Ignazio Cassis. Und ein Dämpfer für die Frauen.
Der FDP-Fraktionschef trat als Favorit ins Rennen. In der ganzen Kampagne hatte er die Nase vorn. Am Ende marschierte der Tessiner Freisinnige bereits im zweiten Wahlgang durch und wurde Bundesrat. Klar: Weil eine durchaus valable Kandidatur vorlag, liess sich der Anspruch des Tessins auf einen Sitz in der Landesregierung 18 Jahre nach dem Rücktritt von Flavio Cotti (CVP) kaum länger negieren. Daraus abzuleiten, dass die Bundesratswahlen nun berechenbarer werden, wäre aber verfehlt. Denn sonst müsste bei der nächsten Bundesratsvakanz eine Politikerin durchmarschieren, wie es jetzt Cassis tat. Das aber steht in den Sternen. Immerhin geraten nach der gestrigen Wahl vorab die CVP und die FDP stärker unter Druck, bei den nächsten Wahlen chancenreiche Bundesratskandidatinnen ins Spiel zu bringen. Das dürfte so manchem männlichen Anwärter für das höchste Regierungsamt zu denken geben.
Bundesratswahlen bleiben unberechenbar. Nichtsdestotrotz ist es an der Zeit, dass bei einem kommenden Wahlkrimi eine Frau die Hauptrolle spielt.