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Nach Lothar entstand das Waldreservat

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Wer zuhinterst im Plasselbschlund steht, hat den besten Blick über das Höllbachgebiet: rechts und links steile bewaldete Hänge, mitten drin der wilde Höllbach, der durch Bachzuläufe von beiden Seiten gespeist wird. Könnten die Berghänge reden, würden sie eine wechselvolle Geschichte erzählen: Einst voll bewaldet, wurden sie zwischen dem 11. und dem 16.  Jahrhundert aufgrund des steigenden Bedarfs an Landwirtschaftsland und Holz praktisch abgeholzt und ab 1890 in mühevoller Handarbeit während 100  Jahren wieder aufgeforstet. 1990 fegte hier der Sturm Vivian durch und hinterliess eine Vielzahl von Schadenplätzen. Und vor 20 Jahren, am 26. Dezember 1999, war es der Orkan Lothar, der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern über das dichte Kronendach des Waldes fegte und Bäume wie Zündhölzer knickte.

Im ganzen Sensebezirk war dieses Gebiet damals am stärksten von Lothar betroffen: Auf 50  Hektaren lag der Wald am Boden. «Es war vorher ein gesunder, gut unterhaltener Wald, der für die Holzwirtschaft genutzt wurde», sagt Daniel Pürro, Förster in den 580 Hektaren grossen Staatswäldern im Höllbach. Umso eindrücklicher bleibt ihm das Bild in Erinnerung, das er damals angetroffen hat: «Es sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen habe.»

«Noch nie erlebt»

Wegen des Schnees kam er damals nur zu Fuss in das Gebiet, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und eine erste Schätzung der Schäden vorzunehmen. «Es war ein Ausmass, wie wir es noch nie erlebt hatten.» Der Sturm Vivian hatte neun Jahr zuvor eher Streuschäden und nur einige kleinere Flächenschäden verursacht, damals lagen rund 6600 Kubikmeter Holz am Boden. «Bei Lothar waren es 15 000 Kubikmeter – das war das Dreifache der sonst üblichen Jahresnutzung im Höllbachtal.»

Warten auf Schneeschmelze

Weil der Sturm vielerorts Schaden angerichtet hatte, mussten die verantwortlichen Forstequipen Prioritäten setzen, wo welche Art von Räumungsarbeiten zuerst angegangen werden sollten, erinnert er sich. «Wir haben zuerst im Flachland, etwa in den Gemeinden Recht­halten und Brünisried, die Sturmschäden aufgerüstet.» Wegen des Schnees, der im Höllbach bis Juni 2000 liegen blieb, fingen hier die Aufräumarbeiten erst Monate nach dem Sturm an. «Wir gingen zuerst in jene Gebiete, wo die Gefahr am grössten war, dass Baumstämme abrutschen oder runterrollen.» Auch der Standort der Schadensgebiete spielte eine Rolle: Unter- und oberhalb des Luggeli war die betroffene Waldfläche stärker der Sonne ausgesetzt. «Wir befürchteten Folgeschäden, da sich hier der Borkenkäfer besser entwickeln konnte.»

Mehrere Forstunternehmen wurden beauftragt, möglichst viel Holz in kurzer Zeit an die Erschliessungsstrassen zu bringen. Dies geschah mit Seilkränen, wie in diesem steilen Gelände üblich.

Gefährliche Arbeit

«Vom Sturm Vivian hatten wir gelernt, dass viele umgefallene Holzstämme unter Spannung stehen: Sägt man an der falschen Stelle ein, kann der Baum wie eine Gerte zurückschnellen.» Nach Vivian hatte dies zu mehreren tödlichen Unfällen geführt; die Forstarbeiter waren in der Folge speziell auf diese Gefahren geschult worden.

Mit Lastwagen wurde das Holz abtransportiert, jedoch nicht zu Holzverarbeitungsbetrieben. Denn der Markt war übersättigt mit Holz, der Absatz harzte. 40 000 Kubikmeter Holz wurden deshalb während mehrerer Jahre in einem grossen Nasslager in Räsch bei Düdingen gelagert. Die Holzstapel wurden permanent mit Wasser aus dem Schiffenensee benetzt, damit die Qualität des Holzes erhalten blieb.

«Der Sturm hatte bereits einen grossen Schaden angerichtet; viel schlimmer waren aber die Folgeschäden», erzählt der Förster. Jene Bäume, die nicht umgefallen waren, blieben geschwächt, weil ihr Wurzelwerk gelockert war. Sie konnten im trockenen Frühling und Sommer 2003 weniger Wasser aufnehmen. Ideale Bedingungen für den Borkenkäfer: Dieser vermehrte sich sehr stark, und die Überpopulation beschädigte weitere 53 Hektaren Wald im Plasselbschlund. Gezielt wurden die vom Käfer befallenen Bäume gefällt, aufgerüstet und aus dem Bestand gebracht, um die Weiterentwicklung des Käfers zu bremsen. «Wir haben 27 900 Kubikmeter befallenes Holz aufgerüstet – also fast zweimal so viel wie Sturmholz direkt nach Lothar.»

Waldreservat mit drei Sektoren

Ein Teil des Waldes im Plasselbschlund, das Gebiet Grande Paine, hat nach Lothar und den Folgeereignissen eine neue Ausrichtung erhalten. Die 246 Hektaren wurden zu einem Waldreservat mit drei Sektoren. Etwa 11  Hektaren des Lothar-Gebiets, auf dem ein Grossteil der Bäume am Boden lagen, wurden der Natur überlassen: Die umgestürzten oder abgeknickten Baumstämme wurden nicht weggeräumt. Der Mensch greift hier in den nächsten 50 Jahren nicht mehr ein. «Der Bund hat nach dem Sturm die Waldbesitzer mit Subventionen animiert, einen Teil der Sturmwälder zugunsten von mehr Biodiversität stehen zu lassen», erklärt der Förster.

Ein zweiter Sektor mit 62 Hektaren Wald wurde zum Naturwaldreservat (Totalreservat) erhoben: Auch hier greift der Mensch nicht ein. Man überlässt den Wald sich selbst, räumt weder Holz, das wegen Wind oder Sturm umfällt, noch bekämpft man hier den Borkenkäfer.

Balzplätze für das Auerhuhn

Die restliche Fläche, 173 Hektaren, wurde zum Sonderreservat. Hier sind gezielte Bewirtschaftungsmassnahmen erlaubt. «Ziele sind einerseits der Schutz und der Erhalt von ökologisch besonders wertvollen und artenreichen Bergwäldern sowie das Aufwerten der Lebensräume insbesondere für das Auer- und Birkwild», sagt Daniel Pürro. «Andrerseits dienen die Eingriffe auch dazu, den Wald zu verjüngen.» Über 150 Kubikmeter Holz wurden pro Hektare rausgenommen, um dem einst dichten Wald mehr Licht zu geben. Die Bestände sind nun gruppenförmig angelegt – wie kleine Bauminseln. Dazwischen entstanden Lichtungen, auf denen eine Struktur mit verschieden hohen Bäumen entsteht und die dem Auerhuhn als Balz- und Äsungsplätze dienen.

Bergahorne und Weisstannen

Gezielt und punktuell hat die Forstequipe vor allem an Stellen mit grosser Erosionsgefahr auf den Schadflächen Wiederaufforstungen mit Bergahornen und Weisstannen vorgenommen.

«Die Fichte haben wir nicht angepflanzt, da sie auf natürliche Weise von selber kommt», so Daniel Pürro. Zum Schutz der Fichten liess man Vogelbeerbäume wachsen. «Ihre Blattstruktur lässt genügend Licht durch, dass sich die Fichten darunter verjüngen können. Wenn diese eine gewisse gesunde Höhe erreicht haben, werden die Vogelbeeren geräumt, damit die Fichten sich weiterentwickeln können.» Auch wenn die Fichte als Flachwurzler den Stürmen weniger gut trotzen könne als andere Baumarten, sei sie im Plasselbschlund immer noch willkommen. «In diesem Flyschgebiet ist die Fichte immer noch die Hauptbaumart, die am besten gedeiht.»

Mahnmale stehen noch

20 Jahre sind seit Lothar vergangen: Wer heute zuhinterst im Plasselbschlund steht und in Richtung Tal blickt, sieht wieder Wald. Noch jung zwar, und die Lothar-Flächen sind immer noch klar erkennbar. Dort steht immer wieder mal ein ausgebleichter Baumstrunk, der auf halber Höhe abgebrochen ist. Gut sichtbar sind auch jene Einzelbäume, die aus irgendeinem Grund dem Sturm standgehalten haben.

«Wenn man der Natur Zeit lässt, dann kommt die natürliche Verjüngung von selbst», sagt Daniel Pürro. «Der Mensch kann unterstützend eingreifen, aber am Ende macht die Natur, was sie will.»

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