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Nachdenken über menschliche Werte

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Autor: irmgard lehmann

Die Universität Freiburg hat den Humanismus in ihr Leitbild aufgenommen. Seit einigen Jahren wird auch an allen Fakultäten die Ethik gefördert. Disziplinen wie die Ökonomie die Medizin, die Umweltwissenschaften oder die Medienwissenschaften setzen sich mit den Prinzipien der Humanität auseinander. Trotzdem stellt sich die Frage, ob der Begriff als Leitbild einer Universität heute noch Gültigkeit hat. Das Symposium will diesen Fragen nachgehen.

Adrian Holderegger, was meint man mit Humanismus?

Der Humanismus ist ein Begriff aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Ideal ist das des freien und unabhängigen Menschen, der seine Anlagen in der Gemeinschaft voll entfalten kann.

Immer mehr junge Menschen treten aus der Kirche aus und begründen diesen Schritt mit dem Verweis auf den Humanismus, der sozusagen in der menschlichen Natur angelegt sei. Was sagen Sie dazu?

Natürlich ist unsere kulturelle Geschichte voll von Elementen der humanistischen Tradition, denken Sie etwa an die Menschenrechte, an Selbstbestimmung und Freiheit. Doch es schiene mir eine Illusion zu meinen, dass die humanistische Tradition unsere letzten Fragen beantworten könnte. Denn es sind die Religionen, die sich über Jahrhunderte intensiv mit dem Woher, Wohin und Wozu auseinandergesetzt haben. Diese Fragen beantwortet der Humanismus nicht.

Sie sagen, dass die humanistischen Werte heute mehr beachtet werden als vor 50 Jahren. Wie begründen Sie das?

Einerseits sind die Menschenrechte – sozusagen der Kern des Humanismus – gerade aufgrund der menschlichen Katastrophen im letzten Jahrhundert politisch sichtbarer und nachhaltiger formuliert worden. Andererseits scheinen heute bestimmte Naturwissenschaften, wie etwa die Neurophysiologie, humane Grundbestimmungen wie Freiheit, Wille und Selbstbestimmung grundsätzlich in Frage zu stellen und sie als Selbsttäuschungen des Menschen zu bezeichnen. Was wir als Freiheit erlebten, wäre demnach eine blosse Illusion.

Heisst das, dass der Mensch nicht frei entscheiden kann?

Einige prominente Wissenschaftler gehen von einem deterministischen Menschenbild aus und vertreten die These, der Mensch könne nicht nach Gründen abwägen und entscheiden, sondern entscheide und handle aufgrund von bestimmten Mechanismen. Der freie Mensch wird sozusagen auf ein Naturwesen physikalischer Prozesse reduziert.

Der traditionelle Humanismus geht von einer Sonderstellung des Menschen aus. Mit den Tierversuchen heutzutage stellen sich da aber noch andere Fragen.

In der Tat besteht zwischen menschlichem und nicht menschlichem Leben ein Graben. Unsere neue Bundesverfassung spricht den Tieren erstaunlicherweise ebenfalls eine Würde zu. Was ist aber die Würde des Tieres? Offensichtlich gibt es Gemeinsamkeiten zwischen unserer Würde und der Würde der Tiere. Daher stellt sich die Frage, wie weit wir Tiere nutzen und verbrauchen dürfen. Die Antwort darauf muss erst noch gefunden werden.

Mit dem Humanismus war stets ein Bildungsideal verknüpft. Bildung sollte zur Reifung und zur Entwicklung des Menschen beitragen und ihn fähig machen, Verantwortung zu tragen. Wie sieht das heute aus?

Ja, wir müssen uns heute erneut fragen, worin Bildung besteht, inwiefern sie noch zur Persönlichkeitsbildung und nicht bloss zur Berufsausbildung beiträgt. Die gegenwärtigen Proteste der Studierenden artikulieren etwas Richtiges. Bildung hat wenig mit Eintrichterung von Wissen zu tun. Hochschulen sollten auch etwas zu tun haben mit zweckfreiem Denken und Forschen. Kurz: Sie sollten Orte sein, wo man Denken, Argumentieren, Auseinandersetzung einübt – und dies für das Leben und den Beruf.

Welches Element des traditionellen Humanismus könnte zur Verständigung verschiedener Kulturen beitragen?

Toleranz zum Beispiel. Diese ist ein grosses Erbe des Humanismus. Toleranz ist eine grundsätzliche Einstellung, die nicht von vorneherein abgrenzt und ausgrenzt, sondern in Offenheit auf andere Meinungen, Einstellungen und Kulturen zugeht. Und sie ist ein wesentlicher Wert unserer humanistischen Tradition.

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