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Ein gezielter Angriff auf Krebszellen

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Haarausfall, Übelkeit, Erschöpfung, Blutbildveränderungen: Dies sind nur einige der Nebenwirkungen, die bei einer Chemotherapie zur Bekämpfung von Krebs auftreten können. «Es ist wie ein Wettlauf, bei dem es um die Frage geht: Wer stirbt zuerst – der Krebs oder der Mensch?», beschreibt Andrea Zurkirchen die herkömmliche Therapie. Sie ist Personal- und Kommunikationsverantwortliche beim Pharmaunternehmen Innomedica, das seine Produktionsstätte im Marly Innovation Center eingerichtet hat (siehe Kasten unten). Und Peter Halbherr, Mitgründer und Direktor von Innomedica, ergänzt: «Die heutige Krebstherapie ist unbefriedigend. Das ist der Grund, warum es uns gibt.»

Anfang 2013 hat das zehnköpfige Team von Innomedica das Projekt Talidox lanciert. Die Wirkstoffe des in Entwicklung stehenden Medikaments sind bekannt und werden schon seit Jahren verwendet. Neu ist jedoch die Technologie. Das grösste Problem bei Chemotherapien ist, dass sie systemisch seien, sagt Jonas Zeller, zuständig für Finanzen und Administration. Dies bedeutet, dass die Medikamente in den Blutkreislauf gebracht werden und auf den gesamten Organismus einwirken. «Mit Talidox hingegen ist aktives Targeting, also eine gezielte Behandlung an der Problemstelle, möglich. Wenn man das Medikament spritzt, findet es den Tumor und entfaltet seine Wirkung erst dort.» Dies würde eine viel tiefere Dosierung ermöglichen; die Nebenwirkungen würden deutlich reduziert.

Wie ein Paket bei der Post

Und wie soll das neue Medikament die Krebszellen finden? «Man kann Talidox mit einer Paketlieferung bei der Post vergleichen», erklärt Jonas Zeller. Der Inhalt der Lieferung sei der Wirkstoff (siehe auch Grafik). «Wir verwenden ein Generikum, von dem wir wissen, dass es wirkt.» Verpackt wird der Wirkstoff mit Lipiden, also Fettbestandteilen. Mittels eines speziellen Produktionsverfahrens werden aus Wirkstoff und Lipiden kleine, rund 100 Nanometer – also ein Zehntausendstel Millimeter – grosse Kügelchen gebildet, sogenannte Liposomen. Als Etikett dienen Proteine und für die Adresse verwenden die Forscher Zuckermoleküle. «Dies ist das wirklich Neue.»

Rezeptoren zeigen Krebs an

 Damit etwa die weissen Blutkörperchen bei einer Entzündung den Weg zu den Krankheitsregionen finden, bildet der Körper in der Blutbahn Rezeptoren aus. Wenn die an die Krebszellen adressierten Liposomen bei ihrer Fahrt durch die Blutbahn auf entsprechende Rezeptoren stossen, bleiben sie hängen. Tumorzellen bilden noch spezifischere Rezeptoren aus und eignen sich deshalb besonders gut für das Targeting. Passt die mit Zuckermolekülen verfasste Adresse besonders präzise, dringen die Liposomen in die Zelle ein, wo sich die Fetthülle wegen des höheren Säuregehalts auflöst und so den Wirkstoff freisetzt.

Im Moment befindet sich das Medikament in der präklinischen Phase. Bevor Innomedica die Marktzulassung erhält, müssen die Forscher sicherstellen können, dass das Medikament reproduzierbar ist – also, dass bei den gleichen Produktionsbedingungen immer das gleiche Medikament entsteht. Ebenfalls müssen sie dessen Wirksamkeit und die Toxizität prüfen. Erste Tests hätten vielversprechende Resultate ergeben, sagt Peter Halbherr. Er verschweigt dabei nicht, dass diese Experimente an Mäusen durchgeführt wurden. Pro Tierversuch sind dies 50 bis 80 Mäuse, zurzeit läuft der sechste Versuch. «Wir versuchen, so wenig Mäuse wie irgendwie möglich zu verwenden und sie artgerecht zu halten. Aus meiner Sicht sind diese Tierversuche aber nötig», erklärt Halbherr. Natürlich habe sein Team zunächst Experimente mit Zellkulturen gemacht. «Wenn es auf Zellebene funktioniert, bedeutet dies aber leider noch lange nicht, dass es auch bei einem Organismus klappt.»

Hat Innomedica genügend Forschungsergebnisse gesammelt, folgen die klinischen Studien. Mit diesem Schritt rechnet Halbherr in neun bis zwölf Monaten. «Wir wollen uns genügend Zeit nehmen, um das Medikament zu optimieren und noch offene Fragen zu klären–etwa, wie lange die Liposomen im Körper bleiben müssen, um das beste Resultat zu erzielen.»

Da der Wirkstoff von Talidox bekannt und nur mit Fett und Zucker ergänzt worden sei, habe die Schweizer Heilmittelaufsichtsbehörde Swissmedic dem Unternehmen ein vereinfachtes Zulassungsverfahren verbindlich zugesichert. «So können wir bei der ersten klinischen Studie nicht nur die Verträglichkeit, sondern bereits auch die therapeutische Wirkung testen», erklärt Andrea Zurkirchen.

Für die erste klinische Studie braucht es etwa 40 Patienten. Treten keine Probleme auf, folgt eine zweite klinische Studie mit rund 200 Patienten, um die Wirksamkeit von Talidox zu erhärten. Ist diese statistisch signifikant, wird Swissmedic das Medikament in der Schweiz zulassen.

 Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Talidox auf den Markt kommt, kann Peter Halbherr nicht sagen. Er betont aber: «Würden wir nicht glauben, dass es möglich ist, sässen wir nicht hier.» Es könne immer sein, dass ein Medikament trotz erfolgreicher Tierversuche beim Menschen nicht anschlage, sagt Jonas Zeller. Im Fall von Talidox habe er aber ein gutes Gefühl. Der bei Talidox verwendete Mechanismus des Schlüssel-Schloss-Prinzips sei ein Millionen Jahre alter Mechanismus–und bei allen Säugetieren gleich. «Dies macht eine erfolgreiche Übertragung des Medikaments auf den Menschen wahrscheinlicher.» Und sollte Talidox in der Onkologie aus irgendwelchen Gründen doch nicht zugelassen werden, meint er: «Für unsere Technologie ist auch eine Anwendung in anderen Bereichen wie etwa bei Herz-Kreislauf-Problemen denkbar – halt mit einem anderen Wirkstoff.»

Unternehmen: Anstoss für Medikament gab eine Dissertation aus Freiburg

D as Pharmaunternehmen Innomedica hat mit Marly nicht nur seinen Produktionsstandort in Freiburg. Auch der Anstoss für die Entwicklung des Medikaments Talidox, das Krebs gezielt bekämpfen soll, kam aus Freiburg: Eine Dissertation des Arztes Denis Bron zum Targeting-Modell.

Innomedica, das im Jahr 2000 gegründet wurde und hauptsächlich Investitionen im Bereich der Biochemie und Medizin tätigt, übernahm 2008 das Patent von Denis Bron. Die neuen Besitzer recherchierten und stiessen auf den japanischen Forscher Noboru Yamazaki, der sich seit 30 Jahren mit der zielgerichteten Freisetzung von Medikamenten befasst und einer Beteiligung von Innomedica an seinen Patenten zustimmte. 2013 machte Innomedica den Schritt zum operativ eigenständigen Pharmaunternehmen. Dank der Unterstützung von über 100 Aktionären hat Innomedica bisher mehr als zwei Millionen Franken investieren können. Um die klinischen Studien für Talidox zu finanzieren, ist auf Ende Mai eine Kapitalerhöhung um 5,75 Millionen Franken geplant.

Dass das Unternehmen seinen Produktionsstandort im Marly Innovation Center hat, ist auch der idealen Infrastruktur dort zu verdanken. «Wir können zu günstigen Konditionen eine Reinluftmaschine von Ilford nutzen, die neu etwa drei Millionen Franken kosten würde», sagt Direktor Peter Halbherr.

Gelingt die Kapitalerhöhung und wird das Medikament Talidox in der Schweiz zugelassen, will Innomedica neben dem Labor einen weiteren, 100 Quadratmeter grossen Raum für die Produktion umbauen. «Dann bräuchten wir etwa zehn neue Mitarbeiter», so Peter Halbherr. rb

Informationen: www.innomedica.com

Konkurrenz: Lukrativere Geschäfte warten

D ie Idee einer zielgerichteten Bekämpfung von Krebszellen, wie sie das Medikament Talidox (siehe Haupttext) leisten soll, klingt bestechend und logisch. Da stellt sich die Frage, warum ausgerechnet das zehnköpfige Team des Start-ups Innomedica den Durchbruch schaffen soll.

Geld ist das eine Argument. Da der Wirkstoff ein Generikum ist, kann Innomedica einzig an der Technologie verdienen – und dafür hat sich das Unternehmen bereits einige Patente gesichert. Viele grössere Pharmaunternehmen investierten bewusst nicht in Medikamente mit Generika-Komponenten, weil das weniger lukrativ sei, erklärt Direktor Peter Halbherr. Es gebe verschiedenste Versuche mit Nanotechnologie, ergänzt Stéfan Halbherr, der in der Forschung und der Entwicklung von Talidox tätig ist. Damit diese Technologie funktionsfähig wird, gebe es aber einige Hürden zu überwinden. Zum einen sei dies die Reproduzierbarkeit. Eine kleine Menge im Labor herzustellen, sei eine Sache, die Produktion zu erhöhen und das Medikament in konstanter Qualität zu produzieren, jedoch eine ganz andere. Dank einem stark verbesserten Produktionsverfahren sowie einer Zusammensetzung der Fettbestandteile, bei welcher diese bei einer Energiezufuhr automatisch in ein natürliches Gleichgewicht fallen und so Liposomen bilden, ist dies Innomedica gelungen.

Damit die Liposomen in die Zellen eindringen, dürfen sie zudem nicht zu gross sein. Auch müssen sie so stabil sein, dass sie es bis zu den Krebszellen schaffen und nicht bereits unterwegs zerfallen. Gleichzeitig dürfen sie auch nicht zu stabil sein, damit sie sich in der Krebszelle öffnen und den Wirkstoff freigeben. «Die Stabilität optimieren wir zurzeit», sagt Jonas Zeller, Verantwortlicher für Finanzen und Administration. rb

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