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Viele Arten, einen Raum zu schliessen

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Wer derzeit das Fri Art in Freiburg besucht, steht vor verschlossenen Türen. Nicht etwa, weil die Kunsthalle sich noch in der Sommerpause befände, und auch nicht wegen des Aufbaus einer neuen Ausstellung. Vielmehr besteht die aktuelle Schau gerade in der Schliessung der Ausstellungsräume: Noch bis Mitte November dauert die «Retrospektive von geschlossenen Ausstellungen», ein Projekt im Rahmen des Tinguely-Jahres 2016.

«Wir wollten für unseren Beitrag zum Tinguely-Jahr eine von Jean Tinguelys Obsessionen thematisieren», erklärt Balthazar Lovay, Direktor der Kunsthalle. Die Wahl fiel auf Tinguelys Idee eines Antimuseums, eines einzigartigen Ortes jenseits aller Regeln der herkömmlichen Museumswelt. «Für Diebe gibt es Gefängnisse, für Künstler Museen», soll Tinguely einst gesagt haben.

 «Die radikalste Form des Antimuseums ist die Schliessung», so Balthazar Lovay. Tatsächlich haben Kunstschaffende seit den 1960er-Jahren immer wieder mit der Geste der Schliessung gearbeitet, sei es aus politischen, gesellschaftlichen oder ästhetischen Gründen. Für ihre «Retrospektive» hat die Kunsthalle sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte dieser Schliessungen aufzuarbeiten. Balthazar Lovay hat sich dazu mit dem französisch-britischen Kurator Mathieu Copeland zusammengetan. Nebst der «Antiausstellung» im Fri Art geben die beiden im November eine umfassende Publikation zum Thema heraus, mit Beiträgen von zahlreichen Autoren. Das Buch erscheint in englischer Sprache und wird international vertrieben.

Originalgetreu inszeniert

Der Ausstellungsraum des Fri Art bleibt derweil bis zum 19. November–dem Tag, an dem auch das Buch erscheint–geschlossen. Trotzdem ist ein Besuch nicht umsonst, denn: «Es gibt unzählige Arten, einen Raum zu schliessen», so Lovay. Konkret hat Mathieu Copeland elf Schliessungen aus der Zeit zwischen 1964 und 2016 ausgewählt, die das Fri Art nun möglichst originalgetreu inszeniert. Während jeweils einer Woche sind sie nacheinander zu entdecken. «Jede Schliessung ist anders», sagt Lovay. «Jede ist aus einer bestimmten Situation entstanden und verfolgte eine bestimmte Absicht–und darum erzählt jede ihre ganz eigene Geschichte.» Damit das Publikum vom Besuch mehr hat als eine verschlossene oder verbarrikadierte Tür, erhält jeder Besucher eine Broschüre, in der alle elf Schliessungs-Geschichten zusammengefasst sind.

Eine dieser Geschichten ist die des Duos Swetlana Heger und Plamen Dejanov, das 1999 die Berliner Galerie Mehdi Chouakri schloss und das Ausstellungsbudget dazu nutzte, die unterbezahlten Mitarbeiter der Galerie in die Ferien zu schicken. An die Tür der Galerie hängten sie ein schlichtes Schild mit der Aufschrift «Galerie wegen Urlaub geschlossen»–das Fri Art hat für seine Neuinszenierung das Originalschild aus Berlin importiert.

Eine ganz andere Geschichte ist die von Santiago Sierra, der 2002 in der Lisson Gallery in London mit einer Stahlbarrikade an die Banken in Argentinien gemahnte, die sich während der Finanzkrise mit ebensolchen Abschrankungen vor dem Andrang verunsicherter Bankkunden schützten. Ebenfalls nach Argentinien führt die Künstlerin Graciela Carnevale, allerdings ins Jahr 1968, als sie in einer Galerie in Rosario das Publikum einschloss, um auf die Repressionen durch das diktatorische Regime aufmerksam zu machen.

«Es gibt heute viele Museen und Kunsthäuser, die sich mit dem Zusatz ‹anti› schmücken», sagt Balthazar Lovay. «Tatsächlich sind die meisten aber sehr konventionell, bis hin zum Museumsshop und zum Restaurant.» Die Kunsthalle Fri Art erteilt diesen Konventionen mit ihrer geschlossenen Ausstellung eine Absage und ist auf ihre Weise ebenso radikal wie die vorgestellten Künstler. «Auch wenn unser Ansatz nicht politisch, sondern eher historisch ist», so Lovay.

Programm

Die Eröffnung gibts zum Abschluss

Die «Retrospektive von geschlossenen Ausstellungen» dauert bis zum 19.November. Dann endet sie mit einem Fest, in dessen Rahmen der Ausstellungsraum wieder geöffnet und das Buch zur Ausstellung präsentiert wird. Bis dahin findet jede Woche eine andere «Schliessung» statt.cs

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