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Ausgezeichnete Freiburger Sprachpionierin

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Geht es um Mehrsprachigkeit, so ist die Freiburger Linguistin Claudine Brohy in der Schweiz Ansprechpartnerin Nummer eins: Eltern, die ihre Kinder mehrsprachig aufziehen wollen, wenden sich an sie, ebenso wie Lehrpersonen, die zweisprachig arbeiten, oder Journalisten, die zum Thema schreiben. Durch ihren Beruf und ihr persönliches Engagement hat sich Brohy einen Namen gemacht. Gestern hat ihr die Oertli-Stiftung nun in Lausanne den mit 15 000 Franken dotierten Oertli-Preis verliehen (siehe auch Kasten). Die FN haben Claudine Brohy vor der Preisverleihung zum Gespräch getroffen.

Natürlich mehrsprachig

«Stimmt es, dass zweisprachige oder mehrsprachige Leute dümmer sind?»–Diese Frage stellte eine frühere Deutschlehrerin Claudine Brohy, als diese gerade ein Jus-Studium begonnen hatte. Brohy war empört. «Das gab den Ausschlag, mich wissenschaftlich intensiv mit dem Thema Mehrsprachigkeit zu beschäftigen», erzählt sie. Auch weil ihr das Jus-Studium nicht mehr gefiel, wechselte sie zu Linguistik und Sprachendidaktik.

 Für Brohy war der Umgang mit mehreren Sprachen von Kindesbeinen an etwas Natürliches. In der Stadt Freiburg aufgewachsen, sprach sie zu Hause mehrheitlich Französisch, besuchte die obligatorische Schule jedoch auf Deutsch. Durch Verwandte ihrer Mutter in Amerika wurde Brohy zudem früh mit dem Englischen vertraut. «Ich lernte diese Sprache leicht während meiner Jugend, da ich die Songtexte verstehen wollte.» Heute spricht Brohy täglich vier bis fünf verschiedene Sprachen. «Ich beherrsche einige Sprachen nicht wahnsinnig gut, gewisse kann ich nur lesen, und wenn ich Italienisch rede, fliessen immer spanische Wörter hinein.» Sie plädiert denn auch dafür, dass die Leute ihr «Ohr öffnen» und den verschiedenen Sprachen ohne Hemmungen begegnen. Gleichzeitig betont sie, dass die erste und zweite Fremdsprache gründlich erlernt werden sollten. «Englisch allein genügt nicht, in der Schweiz muss man mehr können», sagt sie. Dafür gebe es mehrere Gründe: der nationale Zusammenhalt, die Pflege der kulturellen Vielfalt, aber auch wirtschaftliche Vorteile.

Mehr als ein Beruf

Mittlerweile kann Brohy die Frage ihrer ehemaligen Deutschlehrerin aufgrund ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit beantworten: Mehrsprachigkeit wirkt sich nicht negativ auf die Intelligenz aus. Brohy forscht beispielsweise zu zweisprachigem Unterricht, zum Bolz, zum Umgang mit mehreren Sprachen in Regionen, Familien und Institutionen, und sie unterrichtet angehende Sprachlehrerinnen und -lehrer und Deutsch als Fremdsprache. Die Liste ihrer Publikationen ist lang und beinhaltet Titel in Französisch, Deutsch und Englisch.

Den Oertli-Preis erhielt Brohy aber insbesondere, weil ihr Engagement für die Mehrsprachigkeit deutlich über das Berufliche hinaus geht. Brohy ist in Vereinen und Verbänden tätig, so beispielsweise in der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft oder im Stiftungsrat «Kulturen und Sprachen», der die Zeitschrift Babylonia für den Sprachenunterricht herausgibt. Auch auf politischer Ebene hat sie sich eingebracht, so war sie Verfassungsrätin für die neue Verfassung des Kantons Freiburg und sass dort in der Kommission für Sprachen.

International ist sie ebenfalls aktiv: Sie ist Mitglied eines wissenschaftlichen Komitees in Montreal, das sich mit sprachpolitischen und -rechtlichen Fragen beschäftigt. «Das ist sehr interessant, denn dort sehe ich, wie Sprachrecht in anderen Ländern funktioniert.»

Seit 2008 ist Brohy ausserdem Schweizer Expertin für die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen im Europarat. Dort sind beispielsweise Minderheitensprachen wie Kurdisch, Sami oder Romani Thema. Auf die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, Sprachen, die teilweise nur noch von einigen Hundert Menschen gesprochen werden, zu schützen, antwortet Brohy: «Sprachenschutz bedeutet auch Minderheitenschutz und Friedensförderung. Die Menschen, die diese Sprachen sprechen, werden nämlich oft diskriminiert. Sprachen hängen eng mit der Identität zusammen, und Minderheitensprachen bedeuten auch einen Reichtum für die Mehrheiten.»

Bezogen auf die Schweiz hat sie dabei ein besonderes Anliegen: Brohy kämpft dafür, dass das Frankoprovenzalische und das Patois, das beispielsweise vereinzelt in den Kantonen, Freiburg, Wallis und Jura oder im Aostatal und in Savoyen gesprochen wird, unter Schutz gestellt wird.

Sprachen als Reichtum

Auch für Freiburg hat Claudine Brohy verschiedene Wünsche: Auf Kantonsebene plädiert sie dafür, dass das Deutsch nicht immer nur die übersetzte Sprache ist, sondern dass beispielsweise Gesetzestexte häufiger auf Deutsch konzipiert werden. «Deutsch soll auch Quellsprache werden», sagt sie. Für die Stadt wünscht sie sich, dass sie sich endlich zur Zweisprachigkeit bekennt. «Das heisst ja nicht, dass von einem Tag auf den anderen alles zweisprachig wird», sagt sie. Angesichts des neuen Gemeinderates sei sie guter Hoffnung.

Und für die Freiburgerinnen und Freiburger wünscht sie sich einen kreativeren und lockereren Umgang mit der Sprache. «Wer Französisch spricht, kann einfache Strategien anwenden und sich auch auf Italienisch verständigen», sagt sie, man müsse nur offen genug sein. Denn für Brohy macht diese sprachliche Vielfalt einen grossen Reichtum aus: «In einer Monokultur wie etwa in gewissen Teilen Frankreichs oder der USA hätte ich Mühe zu leben. Das wäre mir zu langweilig.»

Zur Person

Von Physik über Jus zu Sprachen

Claudine Brohy ist 1956 in Freiburg geboren. Während der obligatorischen Schule interessierte sie sich für Mathematik, Physik und Architektur, machte aber die Matura mit Typus Latein und moderne Sprachen. Sie begann an der Uni Freiburg ein Jus-Studium, wechselte aber zu Sprachendidaktik und Soziolinguistik. 1992 publizierte sie ihre Dissertation «Das Sprachverhalten zweisprachiger Paare und Familien in Freiburg», wofür sie sich an einem Forschungszentrum für Zweisprachigkeit in Quebec vorbereitet hatte. Sie war an den Universitäten Freiburg, Bern und Genf sowie an Institutionen in Neuenburg und Biel tätig. Heute arbeitet sie am Sprachenzentrum und im Studienbereich Mehrsprachigkeitsforschung und Fremdsprachendidaktik der Uni Freiburg. Sie schreibt auch Kolumnen für die FN. Brohy ist verheiratet und hat zwei Töchter, die sie zweisprachig erzogen hat.mir

Zur Stiftung

Für sprachliche Brückenbauer

Seit 1972 vergibt die Oertli-Stiftung jährlich oder alle zwei Jahre einen Preis an Persönlichkeiten, die durch ihr persönliches und berufliches Engagement Brücken zwischen den Schweizer Sprachregionen schlagen. Die diesjährigen Preisträger sind die Freiburger Linguistin Claudine Brohy und die Lausanner Übersetzerin Ursula Gaillard. Die beiden erhalten je 15000 Franken. In ihrer Laudatio hob Stiftungsrätin Anne-Catherine de Perrot das grosse Fachwissen von Claudine Brohy hervor, das stark an Anwendung und Praixs orientiert sei. Frühere Preisträger waren etwa der in Freiburg aufgewachsene Christoph Büchi, Autor bei der NZZ, oder auch Künstler wie Dimitri und Emil Steinberger.mir

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