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China am Wendepunkt?

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 Die extremen Bewegungen am chinesischen Aktienmarkt haben zuletzt Schockwellen durch das globale Finanzsystem gesandt. Die Welt wurde daran erinnert, dass China endgültig zu einem Schwergewicht der Weltwirtschaft avanciert ist. Der Shanghai Composite Index, der bis Mitte 2014 um die 2000er-Marke dümpelte, stieg innerhalb eines Jahres auf 5166,36 Punkte und korrigierte dann wieder stark. Inzwischen hat er schon fast wieder den Stand von 2014 erreicht.

 Viele Klischees prägen das westliche Bild von China. Dazu gehört die Vorstellung, dass der chinesische Aktienmarkt von kleinen, auf Kredit operierenden Privatanlegern dominiert wird, die zwischen Euphorie und Panik schwanken.

Der Markt wird demnach von der Psychologie der Kleinanleger getrieben und liefert kein verlässliches Bild für den wahren Zustand der Wirtschaft. So gesehen wäre selbst ein Aktiencrash um fast 50 Prozent für den Rest der Welt kein Grund zur Besorgnis. Allerdings dürfte dies nur die halbe Wahrheit sein. Derzeit wird viel über ein geringeres Wachstum und den Wandel vom exportgetriebenen zu einem stärker konsumbasierten Wachstumsmodell in China diskutiert.

An Grenzen gekommen

In einem kürzlich erschienenen Interview lässt der chinesische Ökonom Yu Yongding kein Zweifel daran, dass sich China am Wendepunkt befindet. Die Wachstumsgeschichte des asiatischen Riesen basierte über Jahrzehnte auf der Öffnung der Weltmärkte und einem staatlich orchestrierten Investitionsprogramm gewaltigen Ausmasses. Das Kopieren westlicher Vorbilder stand im Mittelpunkt, niedrige Preise befeuerten den Export. Vieles deutet nun darauf hin, dass dieses Modell an seine Grenzen stösst.

Yu Yongding beleuchtet der Reihe nach Missmanagement in der Regulierung, Immobilienblase, hoch verschuldete Unternehmen, Überkapazitäten in der Wirtschaft und die unfertige Währungsordnung. Auch wenn der chinesische Aktienmarkt mit der Realität des Landes kaum etwas zu tun hat, so sind die ausgeprägten Turbulenzen zu Jahresbeginn doch ein Symptom für die grossen Herausforderungen, vor denen das Land steht.

Die Ursachen liegen allerdings anderswo: Das alte Modell hat ausgedient, Wachstum muss neu auf Innovation und freiem Unternehmertum aufbauen. Yu Yongding nennt zwar einige Erfolgsbeispiele von innovativen und kreativen Unternehmen; überall in China «spriesst» es. Aber niemand weiss, ob die Saat in naher Zukunft aufgehen wird. Und vor allem ist unklar, ob in China die Bedingungen für ein solches auf freiem Unternehmertum aufbauendes System geschaffen werden können.

Weiter von Bedeutung

In jedem Fall werden die Wachstumsraten Chinas in Zukunft deutlich niedriger sein als in der Vergangenheit – wahrscheinlich auch deutlich unter 6,5 Prozent. Schon heute liegt die Realität wohl eher bei vier bis fünf Prozent.

Zweifellos ist China inzwischen von grosser Bedeutung für die Weltwirtschaft, nicht zuletzt als Wachstumsmarkt für westliche Unternehmen und Rohstoffproduzenten aus aller Welt. China bietet für Unternehmen und Anleger aber weiterhin enorme Chancen. Mit rund 17 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ist das Land ein globales Schwergewicht: Die Entwicklung in China betrifft alle.

Gleichzeitig gilt aber auch, dass die Welt nicht nur aus China besteht. Insbesondere die amerikanische Wirtschaft funktioniert offensichtlich relativ eigenständig und wirkt in der derzeit turbulenten Phase stabilisierend. Aus Anlegersicht erscheint somit keine Panik angezeigt.

 Hinzu kommt, dass viele schlechte Nachrichten aus China inzwischen an den Finanzmärkten eingepreist sind. Besonders deutlich wird das an den weltweit stark gefallenen Rohstoffpreisen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass kurzfristig weitere grosse Negativ-Überraschungen aus China ausbleiben werden.

Dennoch müssen sich Anleger darauf einstellen, dass das chinesische Wirtschaftswunder kein Selbstläufer mehr ist. Es ist anzunehmen, dass in den nächsten Jahren immer wieder grössere Fragezeichen von China ausgehen werden: Die Herausforderungen sind gewaltig, und der Weg wird holpriger.

Gespräch Notenstein La Roche mit Yu Yongding: www.notenstein-laroche.ch

Der Autor

Michael Zurkinden, wohnhaft in Arconciel, hat in Freiburg Volkswirtschaft studiert und promoviert. Er arbeitet in Bern bei der Notenstein La Roche Privatbank in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung.

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