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Nachtruhe für den Glockenschlag

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248 Schläge weniger pro Nacht verzeichnen die Gifferser Kirchenglocken seit Anfang August. Denn zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sind sie neuerdings ausgeschaltet. Der Pfarreirat der Pfarrei Giffers-Tentlingen hatte diese Änderung beschlossen. «Der Wunsch war x Mal von verschiedenen Leuten an uns herangetragen worden, und wir wollten ihm entgegenkommen», sagt Pfarreipräsident Dominik Gauch. Einige Pfarreibürger hätten beklagt, nachts wegen des lauten Glockenschlags nicht ruhig und vor allem bei offenem Fenster nicht schlafen zu können. Da dieses Thema in Giffers bereits einmal diskutiert worden sei, entschied der Pfarreirat nun, die dringliche Revision der Glockenhämmer mit dem Einbau einer Schlagsperre zu verbinden. Die Kirchenturmtechniker der Firma Muff AG hätten ebenfalls dazu geraten, da eine Schlagsperre heutzutage immer häufiger gefragt sei, erklärt der Pfarreipräsident. Er findet, dass man des guten Zusammenlebens wegen auch mal einer Minderheit entgegenkommen müsse. Wer sich bei der Pfarrei beschwert habe, dazu will er sich nicht äussern. Er betont aber, dass der Pfarreirat keineswegs unter Druck gesetzt worden sei.

Noch nicht informiert

Auf die Änderungen sei er bisher nur selten angesprochen worden, so Gauch. Der Pfarreirat hat die Bevölkerung aber auch nicht explizit darüber informiert. «Es gibt noch kleine Anpassungen an der Schlagsperre vorzunehmen. Danach wird der Pfarreirat informieren.» Für die Revision der Glockenhämmer inklusive Einbau der Schlagsperre rechnet dieser mit Kosten von rund 22 000 Franken. Wie viel davon für die elektromechanische Schlagsperre aufgewendet wird, will der Pfarreirat noch nicht bekannt geben. Er rechne für die Revision jedoch mit Mehrausgaben gegenüber dem Budget 2014. Die Pfarrei bezahle den Betrag aus der eigenen Kasse, sagt Dominik Gauch auf die Frage, ob die Pfarrei finanzielle Unterstützung von jenen erhalte, die das Anliegen an die Pfarrei herangetragen haben.

Kein Thema in Metzgerei

Ein kleine Umfrage in der Gemeinde zeigt, dass die Meinungen zu diesem Thema auseinandergehen. «Ich vermisse den Glockenschlag. Mein Mann hingegen ist froh darüber, er hat einen weniger tiefen Schlaf als ich», sagt Elisabeth Götschmann von der Metzgerei Götschmann. Sie wohnt und arbeitet gleich gegenüber der Kirche und ist dort aufgewachsen. Das Läuten gehöre für sie dazu. Bei ihrer Kundschaft im Laden sei das Abschalten des nächtlichen Glockenschlags bisher kein Thema gewesen, sagt sie.

Auch in der Gaststube des Restaurants zur Pinte zeigt sich, dass die Änderung vielen Dorfbewohnern nicht aufgefallen ist. Sie habe es nicht bemerkt, sagt die Servicefachangestellte und fügt hinzu, dass sie es aber bedaure. «Wer sich daran stört, soll doch in die Stadt ziehen.» Liliane Zbinden, die im Gasthof Zum Roten Kreuz gleich gegenüber der Kirche während 36 Jahren gewirtet hatte, zeigt sich entsetzt. «Eine so alte Tradition sollte man nicht aufgeben.» Die Glocken hätten sie nie gestört. «Ganz im Gegenteil: Ich habe mich zu Hause gefühlt, wenn ich die Glocken hörte», sagt Liliane Zbinden, die heute in Marly wohnt.

Froh über Nachtruhe

Gemeinderat Johann Huber wohnt mit seiner Familie unterhalb des Gasthofs Zum Roten Kreuz. Er musste auch erst auf das nächtliche Verstummen des Glockenschlags aufmerksam gemacht werden–bemerkt hatte er es nicht. Bis vor einigen Jahren lebte er in einer Wohnung im Gebäude der Raiffeisenbank, gleich gegenüber der Kirche. «Dort war es viel lauter und teilweise störend, wenn man nachts nicht schlafen konnte.» Einer der heutigen Bewohner dieses Gebäudes ist Aldo Greca. Er sei froh, dass er nun nachts auch mal mit offenem Fenster schlafen könne, sagt er. Entsprechend positiv wertet er die Veränderung. Eine gute Nachtruhe sei in der heutigen Zeit mit vielen stressigen Berufen wichtig, so Greca.

Keine Pfarreisteuern mehr

Ganz und gar nicht einverstanden mit der Entscheidung des Pfarreirates ist Josef Zihlmann, der selber während 13 Jahren im Pfarreirat sass und ihn auch präsidiert hatte. «Unter diesen Umständen bezahle ich keine Pfarreisteuern mehr. Ich habe mir sogar überlegt, aus der Kirche auszutreten», sagt Zihlmann, der ausserhalb des Dorfkerns in Richtung Ärgera wohnt. Wer sich am Glockenschlag störe, solle sich an einem anderen Ort niederlassen. Syndic Othmar Neuhaus zeigt sich erstaunt darüber, dass er kaum mit Reaktionen konfrontiert wurde, seit die Glocken nachts nicht mehr schlagen. «Die Bevölkerung hat es offenbar so zur Kenntnis genommen.» Er könne sich durchaus vorstellen, dass der Glockenschlag für Bewohner in unmittelbarer Nähe der Kirche störend sei. Er selber hätte sich aber nicht angemasst zu intervenieren, sagt Neuhaus.

Gleich wie in Giffers präsentiert sich die Situation seit Anfang September in Domdidier. Dort wurde der Glockenschlag nachts ebenfalls ausgeschaltet. Jedoch nicht auf Wunsch der Pfarreibürger, sondern weil der neue Pfarrer sich in seiner Nachtruhe gestört fühlte.

Braucht es den nächtlichen Glockenschlag? Stimmen Sie ab auf unserer Internetseite www.freiburger-nachrichten.ch.

Recht: Bundesgericht stützt Kirchen

M it Lärmklagen wegen des nächtlichen Stundenschlags von Kirchenglocken musste sich das Bundesgericht auch schon befassen. Es hat sich bisher weitgehend hinter die Kirchen gestellt. Das Gericht räumt bei seiner Abwägung der Tradition ein hohes Gewicht ein und lässt die geänderten Ruhebedürfnisse der 24-Stunden-Gesellschaft in die zweite Reihe zurücktreten, wie die Vereinigung kantonaler Lärmschutzfachleute festhält. Recht und Rechtsprechung lassen den Gemeinden in dieser Sache grossen Handlungsspielraum, was eine Lösungsfindung erschwert.

Immer mehr verstummen

In der Stadt Zürich beispielsweise bleiben 31 der 58 reformierten und katholischen Kirchen zwischen 22 Uhr/Mitternacht und 6/7 Uhr morgens stumm. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, hat eine in der Stadt Zürich durchgeführte Studie der ETH mit zur Trendwende beigetragen. Sie hat ergeben, dass die Störung durch den Stundenschlag für Anwohner höher ist als bisher angenommen. Ging man zuvor davon aus, dass der Schlaf erst ab einer Lautstärke von 60 Dezibel gestört wird, zeigt die Studie, dass das schon bei geringerer Lautstärke der Fall ist. Beim Verkehrslärm liegen die Grenzwerte beispielsweise bei 50 bis 55 Dezibel in der Nacht. Im Kanton Zürich werden laut ETH-Hochrechnung rund 25 000 Personen nachts regelmässig durch den Glockenschlag geweckt. Die Verfasser empfehlen, die Lautstärke der Glocken zu dämpfen oder auf den Stundenschlag zu verzichten. Zur Lautstärke des Stundenschlags in Giffers konnte der Pfarreipräsident keine genauen Angaben machen. ak

 

Andere Pfarreien: Kaum Thema oder schon ausgeschaltet

I n anderen Pfarreien Deutschfreiburgs scheint der nächtliche Glockenschlag kein Gesprächsthema zu sein. «Es ist mir nicht zu Ohren gekommen, dass er irgendwo ausgeschaltet werden soll», sagt Arnold Schöpfer, Präsident der Pfarreien Deutschfreiburgs. Er werde sich aber an der nächsten Versammlung umhören. In St. Antoni, wo er wohnt, ist nachts nicht nur die katholische, sondern auch die reformierte Kirche zu hören. «Wir haben fast mehr Rückmeldungen, wenn die Glocken mal nicht schlagen. Sehr viele Leute orientieren sich näm- lich noch heute daran», sagt Schöpfer. In Düdingen beispielsweise ist Pfarreipräsidentin Yvette Haymoz noch nie mit einer Anfrage konfrontiert worden, die Glocken nachts auszuschalten. Ähn- lich tönt es in Plaffeien. «Un- ser Morgengeläut wurde vor zwei Jahren von sechs auf -sieben Uhr verschoben. Seither ist das Thema bei uns erledigt», sagt Pfarreipräsident Hermann Hayoz.

St. Peter bleibt still

Ganz anders präsentiert sich die Situation in der Stadt Freiburg bei der Pfarrei St. Peter im Beauregard. Dort bleiben die Glocken zwischen 22 Uhr abends und 7 Uhr morgens stumm, am Sonntag sogar bis 8 Uhr. Und dies seit über zehn Jahren. Anders wäre es kaum mehr vorstellbar, heisst es beim Sekretariat auf Anfrage. Komme es ausnahmsweise einmal zu einer Änderung, würden sich die Anwohner sofort beschweren. Bei der Kathedrale hingegen läuft der Glockenschlag während der ganzen Nacht und ertönt jede Viertelstunde, sagt Sakristan Pierre Feraut. Wenn es jemanden störe, müsse dieser halt wegziehen. ak

 

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