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Nachwuchs-Dialektologen

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Nachwuchs-Dialektologen

Tagung am Departement für Germanistik

«Dialekt und Dialektologie an der Jahrtausendwende» lautete der Titel einer Tagung an der Universität Freiburg. Junge Dialektologen aus der ganzen Schweiz können dabei ihre Forschungsarbeiten vorstellen.

Von CHRISTIAN SCHMUTZ

«Ich erhoffe mir möglichst viele Vernetzungen für die Vortragenden», sagte Helen Christen, Organisatorin der ersten Nachwuchs-Dialektologen-Tagung in Freiburg. Vor allem Lizenzianden und Doktoranden bekämen hier eine unkomplizierte Auftrittsmöglichkeit. «Unter Gleichgesinnten muss man sich nicht extra profilieren», sagte Christen. Die Dialektologen-Tagung war aber auch als Abschluss des Semesters für ihre eigenen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer gedacht. Und einer der Forschungs-Schwerpunkte des Departements für Germanistik ist gerade die Dialektologie.

Diese Fachrichtung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt, war beim Eröffnungsreferat von Jürgen Macha aus Münster in Westfalen zu vernehmen. Der Co-Autor der «Einführung in die Dialektologie des Deutschen» sprach über die Perspektiven neuer Dialektologie. Diese geht heute vermehrt von einem flexiblen Sprecher aus, dessen individuelles Reden von den Lebensbereichen abhängig ist, in denen er sich gerade bewegt. «Man muss mit einem offenen Sprechermodell arbeiten», forderte Macha. Die moderne dialektologische Forschung geht dabei von der einfachen grammatikalischen Dialektbeschreibung über die Sprache als soziales Verhalten bis zur Computerdialektologie.

Sprachatlanten als ideale Grundlage

In der Schweiz bauen fast alle Dialektologen auf dem Wunderwerk des Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) auf. Dieser ist mit 1548 Karten zur Schweizerdeutschen Dialektgeographie und nahezu 2000 Seiten im Vorjahr mit dem Registerband 8 von Rudolf Trüb abgeschlossen worden. «Der SDS ist als Vergleichsstufe für die Schweizer Dialektologie absolut unverzichtbar», sagte Organisatorin Helen Christen.

Deutschfreiburger Hilfe und Forschung

Das einzige Manko dieses Grundlagenwerks wird momentan an der Uni Zürich behoben. Den Satzbau hatten die SDS-Forscher nämlich weggelassen. Für den «Sprachatlas der Schweizer Satzlehre» wurden in den letzten vier Jahren auch rund 50 Deutschfreiburgerinnen und -freiburger von Murten bis Jaun befragt. Dieses Riesenprojekt ist nun wiederum Grundlage für viele nationale Vergleichsstudien im Satzbau, gerade aus der Reihe der Uni Zürich.

So hat beispielsweise Claudia Bucheli Berger das Vorkommen der Passivformen «cho» statt «werden» untersucht und diese nur im Sensebezirk, im Oberwallis und in Graubünden gefunden. Mit der Anzahl Nennungen konnte sie auch die Dynamik des Wandels darlegen und so flächendeckend bestätigen, was Marlise Egger schon 1985 herausgefunden hatte: «Si isch verchùùfti cho» ändert sich immer zuerst zu «si isch verchùùft cho» und erst dann zu «si isch verchùùft worde». Die Form «si isch verchùùfti worde» war in all den 2300 Antworten praktisch inexistent.
Raphael Berthele, Doktorassistent an der Uni Freiburg, sprach über Bewegungsverben im Schweizerdeutschen. Wussten Sie, dass die Sensler etwas «in das Fenster hinaus» werfen, wenn andere Schweizer es «aus/zum dem Fenster hinaus» und Deutsche es einfach «aus dem Fenster» werfen? Solche Formen sind häufig in der Deutschschweiz – und finden Pendants bei romanischen Nachbarn. Der 34-jährige Berthele hat im letzten Jahr für dieses Forschungsprojekt den Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft erhalten.

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