Überraschendes
Senslerdeutsch
Zuerst ay-wùy, dann ùmmi-schommi und jetzt näy detnay. Fällt Ihnen etwas auf? All diese speziellen, schwer verständlichen Wörter gehen auf das Grundwort -hin zurück. Näy detnay bedeutet «nachher dort entlang». Die rekonstruierte Basis im Spätmittelalter wäre: nach-hin dert-nach-hin (sowohl zeitlich wie räumlich). Bei einer Wegbeschreibung kann es heissen: Ganget det zùm Haag ù näy detnay – ah, oder ier chiit o hynay. Ui, das verstehen nicht alle!
Erst spät von nai zu näy
Näy für «nachher» hört man häufig bei Senslern, die etwas erzählen: … ù näy ù näy ù näy. Schwierig zu begreifen. Es zeigt aber vor allem auf, dass im Standarddeutschen und in vielen Dialekten her sich über hin gesetzt hat: Nachher, nächhäär, nächer sind viel häufiger als nahi (BE-OL) oder eben gekürzt nai, wie es Walter Henzen fürs Senslerdeutsche 1927 nachgewiesen hat. Die Lautung näy ist erst in den letzten drei Generationen aufgekommen.
Fürs räumliche detnay, danay, hynay hört man auch danaa, detnaa, däwääg det. Wie meistens sind die Sense-Oberländer alten Begriffen und Lautungen länger treu geblieben. I hoffe, dass der naymöget – eben, dass Sie es verstehen und nachvollziehen können.
Christian Schmutz, Autor des senslerdeutschen Wörterbuchs, hat vor kurzem sein neues Buch «Gang ga ggùgge» herausgegeben. In einer FN-Serie erklärt er Überraschungen im Wortschatz der Sensler, und so klingt es: www.freiburger-nachrichten.ch/videos
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