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Nerds im Alltag, Rockstars auf der Bühne

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Theoretische Elementarteilchenphysikerin. Mit diesem Beruf stellte sich eine der Teilnehmerinnen am Science Slam der Universität Freiburg vor. Sie versuchte am Mittwoch im Nouveau Monde in zehn Minuten, ein 96-köpfiges, meist jugendliches Publikum für ihre Wissenschaft zu begeistern. Sie entführte die Zuhörer in die Welt der kleinsten Teilchen, welche die Forscher immer noch weiter zu zerkleinern versuchen. Und schliesslich stellt sich die Frage: «Gibt es überhaupt so etwas wie das kleinste Teilchen?» Die theo­re­ti­sche Elementarteilchenphysikerin Mo versuchte ihr Publikum nicht zu überfordern und stellte folgenden Vergleich an: «Ein Atom ist wie eine Kegelbahn, bei der die Kugeln entweder durch die Kegel hindurchrollen oder von diesen abgelenkt werden.» Sie hat offensichtlich an dieser Welt des Kleinen Gefallen gefunden: «In der Physik können wir verrückte Gedanken anstellen und werden dafür bezahlt.»

Streifzug über Schlachtfelder

Nice try. Doch offenbar zu abstrakt für das Publikum. In die Kränze kam die Teilchenphysik unter den sieben Darbietungen jedenfalls nicht. Mos Kollegin Julia vom Institut für vergleichende Religionswissenschaften versuchte es mit etwas, was fast immer funktioniert: mit einer Geschichte. Eine Heldinnengeschichte in Bildern, genau gesagt. Und die Heldin dieser Geschichte war das Rote Kreuz. Von der Schlacht im lombardischen Solferino und der Initiative Henri Dunants über weitere Schlachtfelder Europas und schliesslich der ganzen Welt, hin- und hergerissen zwischen Religionen und Kulturen, bis hin zur heutigen Organisation mit dem breiten Aufgabengebiet im Bereich der humanitären Hilfe. Und das äusserst anschaulich in zehn Minuten. Eine reife Leistung.

Auf einem Trip

Immer noch nicht genug, um das Publikum von den Sitzen zu reissen. Da fuhr der Psychologe und Kampfkunstexperte Sergej mit bewusstseinserweiternden Substanzen auf: «Ich habe gestaunt, was man im Internet alles findet, wenn man das Suchwort ‹trip› eingibt», sagte er. Er versuchte, das Publikum auf einen Trip durch die Welt der Drogen mitzunehmen und insbesondere aufzuzeigen, was diese mit dem Bewusstsein anstellen. Immer wieder kam er auf das Belohnungssystem zu sprechen, welches bei der Wirkung der Drogen eine zentrale Rolle spielt. So sagte er zum Beispiel zur Wirkung von Cannabis: «Da hat man ganz viele Ideen, aber bei der Umsetzung wird im Hirn zu viel gehemmt.» Die Wirkung seiner zehnminütigen Präsentation auf die Zuhörer nahm Sergej gleich selber vorweg: «Ihr seid immer noch verwirrt, aber auf einem höheren Niveau.» Für einen Preis reichte dies auch nicht.

«I say lithium-ion, you say …»

Michael, Experimentalphysiker am Adolphe-Merkle-Institut, hatte seinen Flash schon dadurch, dass er das Mikroskop durch ein Mikrofon austauschen konnte. «Bei unserer Arbeit sind wir ziemlich Nerds», sagte er. «Aber wenn wir auf der Bühne stehen, denken wir, wir seien Rockstars.» Und so brachte er Adrenalinkicks in das Thema «Nanostrukturierung und Batteriematerialien». Slammer: «I say lithium-ion, you say …». Publikum: « …Batterien.» Das nanostrukturierte Batteriematerial machte Michael kurzum zum Emmentaler Käse, um zu erklären, warum sich da Ionen wohler fühlen. Und so zeigte er, was Zukunft ist: ein Elektrotöff, der in einer Sekunde von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Oder die Elektrobusladestationen der Verkehrsbetriebe Genf, die man vielleicht schon bald an jeder dritten Haltestelle antrifft.

Auch diese Showeffekte waren nicht das Erfolgsrezept zum Sieg. Daniel, Spezialist für Synthetische Biologie an Säugetierzellen, probierte es mit Risikoverhalten. «Wenn das Risiko zurückgeht, nimmt das risikoreiche Verhalten zu», sagte er – und konfrontierte die Zuhörer mit dem Peltzman-Effekt. Wer zum Beispiel beim Skifahren einen Helm trägt, fährt auch risikoreicher Ski. Oder umgekehrt: Wenn die Gefahr zunimmt, verhält man sich vorsichtiger. Michael illustrierte es mit dem 3. September 1967, dem Tag, als Schweden von Links- auf Rechtsverkehr umstellte. Nie mehr seither hat es auf Schwedens Strassen so wenig Unfälle gegeben. Als Konsequenz schlug der Biologe vor, beim Lenkrad von Autos einen spitzen Metallstachel statt eines Airbags zu montieren: «Wie viel vorsichtiger würde man da fahren?»

Die Neandertaler-Gene in uns

Dieser Stachel war dem Publikum irgendwie unangenehm. Erfolg bringen bei einem Science Slam viel eher Themen, die sich auch gut für Schlagzeilen eignen: Sex und Masseneinwanderung. Der Soziologe Roman und der Zoologe Dimitri, das einzige Duo an diesem Science Slam, entführten die Anwesenden zum ersten Treffen des Homo sapiens aus Afrika mit dem Neandertaler aus Europa. Sie vermittelten Einsichten aus der Analyse der Homo-sapiens- und der Neandertaler-DNA. Während die Afrikaner keine Neandertaler-DNA aufweisen, haben die Eurasier einen ganzen Haufen davon geerbt. «Sex zwischen Homo sapiens und Neandertaler gab es genau einmal», so die Erkenntnis – und danach verbreitete sich diese DNA durch Wanderungen über die ganze Welt.

Herzschmerz bewegt

Dem Slam-Duo blieb der zweite Preis. Für den Sieg am Slam-Contest griff Doktorandin Laura auf ein Thema zurück, das zuverlässig funktioniert: gebrochene Herzen. Sie zeigte auf, wie intelligente Kunststoffe des Adolphe-Merkle-Instituts helfen, gebrochene Herzen zu heilen. Herzklappen, genau genommen. Was muss man sich darunter vorstellen, wenn Kunststoffherzklappen sich über ihre Materialien selbst heilen? Zerschnittene Spaghetti, mit Klettverschluss an beiden Enden.

So simpel einfach, aber damit hatte die Chemikerin die Herzen des Publikums erobert. Ein Drittel der abgegebenen Stimmen gingen für ihren Beitrag ein. Nach dem Siegerbeitrag zum düsteren Thema «Okkultismus» bei der ersten Austragung im Vorjahr zeigte die Ausgabe 2017, dass Herzschmerz eben immer bewegt. Sowohl Nerds wie auch Rockstars.

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