Rafael Lidi Kleber sitzt stolz neben seinem Chef Norbert Vonlanthen in dessen Büro in der Trans-Auto AG in Tafers: Der 32-jährige Rafael Lidi Kleber hat im Sommer erfolgreich die zweijährige Lehre zum Entwässerungspraktiker abgeschlossen. «Norbert Vonlanthen hat mir diese Chance gegeben», sagt er. Zuvor arbeitete Lidi Kleber als Maurer auf verschiedenen Baustellen, allerdings ohne eine Ausbildung gemacht zu haben. Nun aber ist er der Fachmann: Bis anhin gab es für die Arbeiten, welche die Angestellten der Trans-Auto AG im Bereich Abwasser erledigten, keine spezifische Grundausbildung. Landwirte, Köche, Lastwagenfahrer: Aus verschiedensten Berufen kommen die Trans-Auto-Angestellten.
Norbert Vonlanthen ist froh, dass es nun die Ausbildung für Entwässerungspraktiker und -technologen gibt: «Unsere Arbeit hat sich im Lauf der Zeit stark entwickelt», sagt er. Habe es in den 1930er-Jahren noch Klärgruben bei den Wohnhäusern gegeben, so sei das Kanalnetz heute komplex und brauche entsprechenden Unterhalt. Es sei gut, dass der Bildungsplan nun Standards festlege und Begriffe klar definiere. Bisher bot der Ausbildungsdachverband der Kanalunterhaltsbranche lediglich einzelne Fachkurse an.
Tipps für die Kollegen
Rafael Lidi Kleber erzählt, was er in der Berufsschule alles gelernt hat. Er wisse nun, welche Düsen er für welche Art von Kanalreinigung benutzen müsse, wie er am besten in einen Schacht einsteige oder auch, welche Sicherheitskleidung er für Arbeiten auf der Strasse anziehen soll. «Einiges hatte ich schon während der Arbeit bei Trans-Auto gelernt, in der Schule gab es die Theorie dazu», sagt er. Seine Arbeitskollegen würden nun gerne Tipps von ihm annehmen. Trotz seiner praktischen Vorkenntnisse war die Schule nicht ganz einfach für Rafael Lidi Kleber: Sein Deutsch ist nicht fliessend, er ist mit Italienisch und Portugiesisch aufgewachsen. «Die Lehrer haben sich aber Mühe gegeben, alles auf Hochdeutsch zu erklären», sagt er. Wegen seiner sprachlichen Schwierigkeiten war es für Rafael Lidi Kleber auch klar, dass er die zweijährige Lehre zum Entwässerungspraktiker und nicht die dreijährige Lehre zum Entwässerungstechnologen absolvierte (siehe Kasten).
Als Nächstes möchte Rafael Lidi Kleber die Chauffeur- Prüfung machen, denn er fährt die grossen Fahrzeuge gerne. Auch möge er an seinem Job, dass er oft draussen sei. Was ihm hingegen weniger gefalle, sei das Fettabscheiden. Sein Chef erklärt: Bei den Arbeiten für den Kanalunterhalt stinke es entgegen der Vorstellung vieler nur selten, weil sich der Schmutz im Wasser befinde. Beim Fettabscheiden werde jedoch das Fett–das beispielsweise durch das Abwaschen in der Küche ins Wasser kommt–vom Abwasser getrennt. Dieses Fett rieche stark–der Gestank gehe unter die Haut.
Norbert Vonlanthen legt Wert darauf, dass seine Angestellten trotz der Arbeit im Abwasser immer gut angezogen sind. Rafael Lidi Kleber erklärt: «Wir gehen immer in sauberen T-Shirts und Hosen zu den Kunden. Auch die Fahrzeuge sind immer sauber.»
Profi für Lebensqualität und Wohlbefinden
Als erster Deutschfreiburger hat Samuel Michel im Sommer die neue Berufslehre zum Fachmann Bewegungs- und Gesundheitsförderung abgeschlossen. Er schätzt an seiner Arbeit den Kontakt zu Menschen und die Abwechslung.
Sybil Schweingruber
Der Trend zu gesünderem Leben hat auch die Berufsbildung erreicht: Vor vier Jahren wurde die Lehre Fachmann/ -frau Bewegungs- und Gesundheitsförderung eingeführt. Zur Freude von Samuel Michel aus Wünnewil: «Ich wollte immer einen Beruf im Fitnessbereich erlernen», erzählt der Sportbegeisterte. Vor drei Jahren begann er die Lehre bei Schneider Gesundheitstraining in Flamatt. Diesen Sommer schloss er sie als erster Deutschfreiburger ab.
«Diese Lehre ist ein absoluter Gewinn für die Branche», erklärt Steve Schneider, Geschäftsleiter und Mitinhaber des Gesundheitszentrums. Er fügt aber hinzu, dass die Lehre bei vielen Betrieben noch unbekannt sei.
Dabei ermöglicht sie einen direkteren Weg zur Arbeit als Fitnesstrainer; vorher war dies nur in einer Zweitausbildung möglich. Nun werden die Auszubildenden während drei Jahren geschult. Dafür besuchen die deutschsprachigen Lehrlinge im ersten und zweiten Lehrjahr an zwei Tagen pro Woche die Schule in Basel. Im dritten Lehrjahr ist es noch ein Tag pro Woche. Die Schulfächer reichen von Anatomie, Ernährung und Fitness über Informatik und Administration bis zu Verkauf und Beratung. «In unserem Jahrgang gab es drei Klassen zu 20 Schülern», so Samuel Michel.
Die Voraussetzungen
Wer diese Lehre machen will, muss einiges mitbringen. So werden nicht nur körperliche Fitness und ein gesunder Lebensstil erwartet, sondern auch ein Gespür für Menschen und logisches Denken. Der 20-jährige Samuel Michel erfüllt die Anforderungen: Er ist als Triathlet nicht nur sportlich, sondern mag auch den Umgang mit Menschen.
Michel war der erste Lehrling, der bei Schneider Gesundheitstraining ausgebildet wurde. Nun vergibt der Betrieb die Lehre alle zwei Jahre. Dafür muss er aber auch gewisse Voraussetzungen erfüllen: Es brauche, so Steve Schneider, mindestens eine Person mit einem Eidgenössischen Fachausweis und eine für den Lehrling zuständige Betreuungsperson.
Die Aufgaben
«Mir gefällt die Abwechslung im Beruf», sagt Michel. Neben administrativen Aufgaben sei vor allem die Kundenbetreuung wichtig. Bei einem Neukunden erstellt der Fitnesstrainer durch verschiedene Tests ein gesamtheitliches Bild. Dies beinhaltet Informationen zu Fitness, Ernährung und Psyche. Aufgrund der Werte und der Kundenbedürfnisse plant Michel danach ein umfassendes Trainingsprogramm. Dies beinhaltet nebst Sportübungen auch Ernährungs- und Entspannungstipps. Bei der Umsetzung des Programms hilft Michel mit weiteren Ratschlägen.
Verantwortlich für das Essen in Raststätten
Erstmals gibt es einen Freiburger Systemgastronomiefachmann: Er kümmert sich um die Lebensmittel in einer Greyerzer Raststätte.
Der französischsprachige Flavio Gomes Ferreira hat im Sommer als erster Freiburger die Berufslehre zum Systemgastronomiefachmann abgeschlossen. Er absolvierte seine Lehre im Restoroute Motel de La Gruyère bei der Autobahnraststätte in Pont-en-Ogoz.
Die neue Berufslehre dauert drei Jahre und wird mit einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis abgeschlossen. Im ersten Lehrjahr besuchen die Lehrlinge an zwei Tagen pro Woche die Berufsschule, im zweiten und dritten Lehrjahr haben sie wöchentlich einen Schultag. Systemgastronomiefachleute arbeiten in Restaurants von Einkaufszentren, Autobahnraststätten oder Flughäfen. Sie sind in der Küche, im Service oder im Verkauf tätig. Ihre Aufgabe ist es, Lebensmittel zu präsentieren und sie zuzubereiten. Sie kaufen diese auch ein und sind verantwortlich für deren Lagerung und Qualität. mir
Samuel Michel hilft Interessierten zu einem gesünderen Leben. Bild Corinne Aeberhard
Lehre: Mit Berufsattest oder Fähigkeitsausweis
D ie Berufslehre zum Entwässerungsprak tiker dauert zwei Jahre, sie wird mit einem Berufsattest abgeschlossen. Die Lehrlinge besuchen an einem Tag pro Woche die Berufsschule in Zug, hinzu kommen überbetriebliche Kurse, die sie in der Ostschweiz im Versuchsstollen Hagerbach absolvieren. Dank des Stollens können die Kurse im Winter durchgeführt werden, wenn die Kanalreinigungsfirmen meist nicht arbeiten können. Voraussetzungen für die Lehre sind ein Volksschulabschluss sowie praktische Begabung, gute körperliche Verfassung und Teamfähigkeit.
Die Berufslehre zum Entwässerungstechnologen dauert drei Jahre und wird mit einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis abgeschlossen. Dazu kann die Berufsmatura erlangt werden, so dass Weiterbildungen an höheren Fachschulen oder Fachhochschulen möglich sind. mir