Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Neue Klassenzuteilung in der Freiburger Unterstadt sorgt für Unmut im Au-Quartier

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carolin Foehr

Das Schulhaus im Freiburger Auquartier hat eine Tradition: Seit jeher arbeiteten die französisch- und deutschsprachigen Lehrpersonen eng zusammen. Weil im Neustadtschulhaus in der Vergangenheit nicht genügend Platz für alle war, wurde für die Fünft- und Sechstklässler jeweils eine zusätzliche Klasse in der Auschule geführt. Das soll sich ab kommenden Herbst definitiv ändern. Bereits heute gibt es neben der Kleinklasse aus der Schönberg-Primarschule nur noch eine sechste Klasse, die auf Französisch Unterricht in der Auschule erhält. Sie soll nach dem Schuljahresende und dem Übertritt der Schüler in die Sekundarstufe nicht mehr ersetzt werden. So sieht es die städtische Schuldirektion vor. Der definitive Entscheid wird aber erst im Juni fallen, wenn die Schülerzahlen feststehen.

Enttäuscht

Doch manchen Bewohnern des Auquartiers stösst die Entwicklung sauer auf. An der letzten Quartiervereinsversammlung erklärte Bruno Cesa, früherer Lehrer der Auschule, die «gelebte und viel gelobte Zweisprachigkeit der Unterstadt» werde durch die räumliche Trennung beider Sprachengruppen bedroht. Seine Rede quittierten die Anwesenden mit lautem Applaus.

Anne Folly, Co-Präsidentin des Quartiervereins, sieht es zwar nicht so drastisch. Aber auch sie sagt: «Wir sind enttäuscht, dass keine andere Lösung gefunden wurde.» Für die Jüngsten des Quartiers sei der Kontakt zur Partnersprache eine tolle Möglichkeit gewesen.

Unlogisch

«Dass die fünfte und sechste Klasse nicht ersetzt werden, hat mehrere Gründe», sagt die zuständige Gemeinderätin Antoinette de Weck auf Anfrage. Zum einen seien die Schülerzahlen rückläufig. «Da wäre es unlogisch, die Klassen zu verdoppeln», so die Gemeinderätin. Weitere Vorgaben kommen vom Kanton. Denn die Schulentwicklungsprojekte sehen vor, dass alle Kinder einer Primarschule auch im gleichen Gebäude unterrichtet werden.

Den Hauptgrund sieht Antoinette de Weck aber in den notdürftigen Infrastrukturen des Auschulhauses. Aus den bisher drei Klassenzimmern sollen zwei grössere werden. «Die Norm für Primarklassen liegt bei etwa 81 Quadratmetern», erklärte die Gemeinderätin bereits letzten Sommer in einer Antwort auf ein Postulat. Heute messen die Zimmer gerade 54 Quadratmeter. «Mit der Umstrukturierung garantieren wir den deutschsprachigen Schülern anständige Räumlichkeiten», so de Weck.

Unterstützt

Die Kritik, dass damit die Zweisprachigkeit untergraben werde, weist die Gemeinderätin zurück. «Es geht auf keinen Fall darum, den Kontakt zwischen den Sprachgruppen einzuschränken», so ihre Antwort. Die Schuldirektion unterstütze weiterhin Initiativen von Lehrpersonen, die in diese Richtung gehen.

Jugendliche geniessen die letzten schulfreien Tage – beim Unihockey feuern sie sich auf Deutsch und Französisch an.Bild Charles Ellena

Charles Folly: «Für uns war es kein Thema – es war einfach normal»

Fünfzehn Jahre lang hat Charles Folly als Primarlehrer im Auquartier unterrichtet. Der frühere Präsident des Deutschfreiburger Heimatkundevereins unterrichtet heute an der Primarschule Alterswil und an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er bedauert, dass die Schule nun ein Stück weit ihre Identität verlieren könnte. Für ihn gehörte der Kontakt zur anderen Sprache, aber auch der Kampf für den Erhalt der Schule zum Beruf.

«Wir waren zwei deutsch- und zwei französischsprachige Lehrer», erinnert er sich. Weil die Schule nie mehr als 40 Schulkinder zählte, sei man wie gezwungen gewesen, miteinander zu arbeiten. «Für uns war das kein Thema – es war einfach normal», so Folly. Deutsch- und französischsprachige Klassen bastelten gemeinsam für die Fasnacht, führten jedes Jahr ein Theaterstück auf und verbrachten die Landschulwoche zusammen.

«Andere Schulen müssen künstlich herbeiführen, was in der Auschule zum Alltag gehört», findet Folly. Doch er unterstreicht auch, dass der Wille für den Erhalt der zweisprachigen Tradition zuallererst von den Lehrpersonen selbst kommen müsse – wie es vor 15 Jahren der Fall war. cf

Marc Capellini: «Wollen deutsche Klassen erhalten»

Für Marc Capellini, Dienstchef für die Schulen der Stadt Freiburg, sind die Prioritäten der Schulplanung klar: die Einführung des zweiten Kindergartenjahres und die damit verbundenen Neubauten sowie die Beibehaltung der nötigen Klasseneinheiten auf dem Gebiet der Stadt. «Das aber hängt von den Schülerzahlen ab», so Capellini. «Für das kommende Schuljahr brauchen wir sechs zusätzliche Klassen – aber es kann auch sein, dass uns die EKSD (Kantonale Direktion für Erziehung, Kultur und Sport) weniger zugesteht.» Klar ist aber, dass es für doppelte Klassen, wie es bislang in der Unterstadt gehandhabt wurde, nicht mehr reicht.

Bereits vor einem Jahr

Dass nun die Nichtersetzung der frankofonen Klasse in der Au-Primarschule so hohe Wellen schlägt, kann Capellini nicht recht verstehen: «Wir haben bereits letztes Jahr die damalige sechste Klasse nicht ersetzt. Da gab es keinen solchen Aufschrei. Wir haben damals die Gründe klargemacht und gesagt, dass 2012 auch die zweite Klasse wegfallen und nur die Kleinklasse des Schönbergs beibehalten wird.» Für die durch die Nichtersetzung betroffene Lehrperson sei eine andere Stelle vorgesehen.

Vorschriften einhalten

Mit dem dringend nötigen Umbau der Klassenzimmer im Auschulhaus werde die Schuldirektion die gesetzlichen Vorschriften erfüllen. «Damit sollen auch die deutschsprachigen Klassen in unseren Primarschulen erhalten bleiben», so Capellini. Denn auch hier könnte es mittelfristig zu Abstrichen kommen – und das sei sicher nicht der Wille der Stadt.cf

Meistgelesen

Mehr zum Thema